/“Die Macht des Willens”: Nur eine böse Schwester?

“Die Macht des Willens”: Nur eine böse Schwester?

Rassistin und Strategin: Ulrich Siegs aufregende Biografie von Elisabeth Förster-Nietzsche erzählt, wie diese selbstbewusste Frau um 1900 den Nachruhm ihres berühmten Philosophenbruders organisierte.

26. März 2019, 7:25 UhrAktualisiert am 26. März 2019, 7:25 Uhr

Als sich der Philosoph Karl Löwith 1941 im japanischen Exil mit Friedrich Nietzsches Wirkung auf das 20. Jahrhundert beschäftigte, verteidigte er ihn gegen die
Vereinnahmung durch den Nationalsozialismus. Große Wegbereiter hätten sich eben schon immer
dadurch ausgezeichnet, dass sie “andern Wege bereiteten, die sie selber nicht gingen”. Löwith
wusste, wovon er sprach. Schon die spannungsvolle Beziehung zu seinem Lehrer Martin Heidegger
hatte ihn mit den abgründigen Seiten großer Philosophie vertraut gemacht. Auch der Aura des
Hammerphilosophen konnte er sich ein Leben lang nicht entziehen. Den Hauch von Nietzsches
Gegenwärtigkeit hatte er noch Ende der 1920er-Jahre im Briefwechsel mit dessen berüchtigter
Schwester Elisabeth erfahren, die den aufstrebenden jungen Gelehrten hofierte und ihn mit
Publikationen aus dem von ihr gegründeten Nietzsche-Archiv versorgte. Dass die Witwe eines
Erzantisemiten, die Mussolini vergötterte und in Hitler später den “angebeteten Führer” sah,
einen jüdischen Privatdozenten umgarnte, zeigt die Vielschichtigkeit ihrer
Marketing-Strategien:
Zarathustra
für den Landser-Tornister, Netzwerken mit den
Kultureliten, aber auch die akademischen Debatten im Blick.

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