/Finanzierung für Unternehmen: Suche Geld, biete Wachstum

Finanzierung für Unternehmen: Suche Geld, biete Wachstum

Was sich für den Unternehmer Christian Nuber wie eine große
Beruhigungstablette anfühlte, das machte seine Bank nervös. Aufträge im Wert von 1,3 Millionen
Euro hatte sein Unternehmen BrauKon im Jahr 2010 auf einer Messe eingesammelt. Für den
mittelständischen Hersteller von Brauereianlagen mit einem Jahresumsatz von damals sechs
Millionen Euro war es ein gutes Zeichen: Es geht weiter – obwohl die Finanzkrise und der
abnehmende Bierdurst dem Geschäft zuvor einen herben Dämpfer verpasst hatten.

Aber BrauKon brauchte Geld, um all die Aufträge in Angriff zu nehmen. Die Hausbank war
skeptisch: “Damit dreht ihr ein verdammt großes Rad”, habe der Banker gesagt, erzählt Nuber,
“aber dafür habt ihr zu wenig Eigenkapital.” Diese Absage war der Anstoß für Nuber, über eine
Partnerschaft nachzudenken, die das Wachstum doch ermöglichen sollte. Der bayerische
Mittelständler holte sich einen Investor an Bord. Der pumpte frisches Geld in die Firma und
trug so dazu bei, dass sich der Umsatz bis heute verfünffachte.

Christian Nuber ist seinem Banker inzwischen dankbar, dass er damals den Kredit nicht
bewilligt hat. Stattdessen riet der ihm, sich an die Bayerische Beteiligungsgesellschaft zu
wenden. Die BayBG ist eine der größten deutschen Beteiligungsgesellschaften für den
Mittelstand. Seit über 40 Jahren finanziert sie vor allem Innovationen und das Wachstum
kleinerer Firmen. Mit insgesamt 320 Millionen Euro ist sie heute an 500 Unternehmen beteiligt.
Oft spielt sie dabei die Rolle des stillen Gesellschafters, hält aber auch etliche offene
Beteiligungen, bei denen sie Unternehmensanteile übernimmt. Bei der BayBG ist man zudem stolz
darauf, die Firmen nicht nur mit Geld zu versorgen, sondern auch mit viel Know-how. Mit einem
Netzwerk nämlich, mit Erfahrungen aus 500 Unternehmen und einer hauseigenen Research-Abteilung
für Marktanalysen und Konkurrenzbeobachtung.

Nuber sieht den Einstieg dieses Investors als “Ritterschlag”: “Die durchleuchten ja die
Firmen genau, bevor sie dort investieren.” BrauKon brachte es bessere Ratings und ein besseres
Standing bei den Banken ein. Und Nuber das Gefühl, einen “Sparringspartner” zu haben, an den
das Unternehmen schwierige Finanzierungsfragen auch mal zurückgeben kann.

Solche Investoren könnten noch viel mehr Mittelständler gebrauchen – gerade angesichts der
aktuellen Wirtschaftslage, in der es trotz erster Konjunkturdämpfer noch viel Kapitalbedarf
gibt. Es gibt auch unzählige Beteiligungsgesellschaften – private, halbstaatliche oder jene
von Banken – oder Family-Offices, die als Partner parat stünden, weiß Wolfgang Richter,
Co-Managing Partner bei der Anwaltsgesellschaft Baker Tilly, die sich auf die Beratung bei
solchen Deals spezialisiert hat: “Die Kapitalgeber sitzen auf richtig viel Geld, und sie
wollen es händeringend im Markt unterbringen.” Trotzdem fänden Investoren und Mittelständler
zu selten zusammen, ermittelte Baker Tilly in Umfragen. Auch wenn die Zahl der Übernahmen,
Partnerschaften und Zusammenschlüsse im Mittelstand steigt: Nur bei jeder sechsten Transaktion
holten sich Mittelständler Investoren ins Haus.

“Der Mittelstand schaut zwar schon viel mehr nach Möglichkeiten”, sagt Richter, “doch bei
Wachstumsfinanzierung denken viele noch an die klassische Bankfinanzierung, also an
Fremdkapital.” Zudem drängten Banken die Mittelständler dazu, Anleihen oder Papiere für
industrielle Investoren auszugeben. “Aber das wollen etliche Mittelständler nicht so
gerne.”

Auch Private-Equity-Fonds (PE) genießen nicht den besten Ruf, beobachtet der
Mittelstandsexperte Michael Königer von der Beratungsgesellschaft KPMG: “Mittelständische
Unternehmen haben oftmals Vorbehalte gegenüber Private-Equity-Investoren, weil es etliche
Negativbeispiele gibt.” Beispiele, bei denen einst gesunde Firmen von Finanzinvestoren
übernommen, hoch verschuldet und dann regelrecht ausgepresst wurden, gibt es reichlich. Etwa
der Fall des Sanitärherstellers Grohe: Der brachte den PE-Investoren einst den Beinamen
“Heuschrecken” ein. Davor fürchten sich viele Unternehmer, weshalb so mancher Wachstumstraum
zerplatzt, bevor er beginnt. Unnötigerweise, finden viele Mittelstandsberater, denn auch
Private-Equity-Investoren hätten sich gewandelt.

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