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Leipziger Buchmesse: Masha Gessen erhält Leipziger Buchpreis zur Europäischen Verständigung

Die
russisch-amerikanische Journalistin Masha Gessen ist mit dem Leipziger Buchpreises zur Europäischen Verständigung geehrt worden. Auf dem
Festakt zur Eröffnung der diesjährigen Leipziger Buchmesse ist
sie für ihr Buch Die Zukunft ist Geschichte. Wie Russland die
Freiheit gewann und wieder verlor
mit dem mit 20.000 Euro
dotierten Preis ausgezeichnet worden.

In
ihrem Roman zeigt Gessen am Beispiel von vier Lebenswegen im
postsowjetischen Russland, was es mit Menschen und einer
Gesellschaft macht, wenn Bürger- und Menschenrechte außer
Kraft gesetzt werden. In ihrer Dankesrede betonte die Autorin die Notwendigkeit in
autoritären Systemen, Geschichten zu erzählen über Beziehungen,
Karrieren, Reisen und ganze Leben: “Wo es keinen öffentlichen Raum gibt,
werden Möglichkeiten von Mensch zu Mensch kommuniziert.”

Gessen wurde 1967 in Moskau in einer jüdischen Familie geboren und wanderte mit dieser 1981 in die USA aus. Nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion kehrte sie Anfang der 90er-Jahre nach Russland zurück, wo sie heute als eine der wichtigsten Stimmen zum Thema Homosexualität und Menschenrechte gilt. Bekannt wurde sie mit Büchern über den russischen Präsidenten Wladimir Putin, die feministische Punkgruppe Pussy Riot sowie den Attentätern vom
Boston Marathon. Wegen der zunehmenden Repressionen gegen Homosexuelle in Russland zog sie 2013 zurück in die USA.

“Wir alle sind
aufgefordert, für ein solidarisches Europa und die Werte, die es
verkörpert, einzutreten. Lassen Sie uns das Feld nicht denen
überlassen, die Freiheiten einschränken oder abschaffen wollen, die
sich abschotten und Grenzen oder Zäune aufziehen möchten”, sagte
der Vorsteher des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels, Heinrich Riethmüller, bei der Veranstaltung.

Ihm
zufolge befindet sich Europa an einem Scheideweg – Ereignisse
wie der Brexit würden zeigen, dass der europäische Zusammenhalt
brüchig geworden ist. “Ob in Ländern wie Ungarn, Frankreich oder
auch bei uns: Anti-europäische und nationalistische Kräfte gewinnen
an Bedeutung. Sie fordern Abschottung statt Austausch. Sie rütteln
am freiheitlich-demokratischen Fundament unserer Staatengemeinschaft.
Wir dürfen die Errungenschaften des vereinten Europas nicht
leichtfertig aufs Spiel setzen”, sagte
Riethmüller.

Masha Gessen

Masha Gessen
© Hendrik Schmidt/dpa

Grütters lobt literarische Vielfalt

Kulturstaatsministerin Monika Grütters
(CDU) sagte, dass Demokratie “Sprachkünstler, Querdenker und
Freigeister” sowie Verleger brauche, die sich als deren
Wegbegleiter verstünden. “Und deshalb können und dürfen wir nicht
tatenlos zusehen, wie die literarische Vielfalt zum Beispiel durch
Konzentrationsentwicklungen auf dem Buchmarkt oder durch gerichtliche
Grundsatzentscheidungen zulasten der Verlage aus dem Gleichgewicht
gerät.”

Für Besucher ist die
Leipziger Buchmesse ab Donnerstag geöffnet. Bis zum Sonntag
präsentieren sich gut 2.500 Aussteller aus 46 Ländern. Geplant sind
rund 3.600 Veranstaltungen auf der Buchmesse und dem parallel
stattfindenden Festival Leipzig liest. Als Gastland steht in diesem
Jahr Tschechien im Fokus. Erwartet werden rund 285.000 Besucher.

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