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5G-Frequenzauktion: Schneller Mobilfunk für das Land

Ab heute versteigert der Bund die neuen 5G-Frequenzen, die autonomes Fahren und schnelles Internet ermöglichen sollen. Was Verbraucher davon haben und wo Gefahren liegen

5G-Frequenzauktion: Mast mit Antennen verschiedener Mobilfunkanbieter

Mast mit Antennen verschiedener Mobilfunkanbieter
© Jens Büttner/dpa

Die Mobilfunkindustrie schwärmt schon lange von den Vorzügen des neuen, ultraschnellen Mobilfunk-Übertragungsstandards 5G, etwa für das autonome Fahren, oder für vernetzte Fabrikhallen, in denen Maschinen miteinander kommunizieren. Nun vergibt der Bund die Frequenzen für das neue Netz in Deutschland. Was wird es wem bringen? Wo liegen die Probleme? Wir klären die wichtigsten Fragen.

Worum geht es bei der Auktion?

Von zehn Uhr an versteigert die Bundesnetzagentur heute erste Betriebsfrequenzen für 5G – es ist die fünfte Mobilfunkgeneration, daher das Kürzel. Andere Länder, wie Österreich, die Schweiz und Italien, sind schon weiter. Sie haben die Frequenzen bereits vergeben. Die Vorteile des neuen Standards: 5G kann die Daten rund hundert Mal schneller transportieren als der aktuelle Standard LTE, auch 4G genannt. Außerdem können in einer 5G-Funkzelle viel mehr Geräte bedient werden als unter älteren Standards. Mit 5G können Geräte bis auf einen Meter genau geortet werden. Und die sogenannten Latenzzeiten sind nahe null, das heißt, der Datentransfer geschieht nahezu in Echtzeit.

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Was bringt 5G den Nutzern?

Der neue Standard ist vor allem für die Industrie von enormer Bedeutung. 5G kann ganz unterschiedliche Anforderungen bedienen, weil es nicht ein Netz für alle gibt, sondern viele virtuelle Netze, die jeweils sehr genau auf bestimmte Situationen zugeschnitten sein sollen. So kann 5G beispielsweise in einer Fertigungshalle viele Maschinen miteinander verbinden, während es in einer anderen Situation hohe Bandbreiten für die Wiedergabe hochauflösender Videos zur Verfügung stellt und auf Straßen ein besonders schnelles und zuverlässiges Netz mit besonders kurzer Latenzzeit bietet, um den Verkehr zu steuern. Jede Kundin soll wählen können, welches Profil sie braucht, und dann ein maßgeschneidertes Netz erhalten – so zumindest die Theorie. 

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Was haben Privatkunden davon?

Erst kürzlich haben einige Hersteller neue Smartphones angekündigt, die den 5G-Standard unterstützen sollen. Doch im Moment sind die Geräte noch nicht im Handel, und auch die Mobilfunk-Provider bieten noch keine Tarife für den neuen Standard an. Wenn es aber einmal soweit ist, dann dürfte 5G privaten Nutzerinnen und Nutzern überall dort Vorteile bringen, wo viele Menschen zusammenkommen. Zum Beispiel könnten mit dem neuen Standard auf einem Open-Air-Konzert oder bei einem Fußballspiel im Stadion alle Besucherinnen online sein. Für viele andere Anforderungen dürfte der bisher gebräuchliche LTE-Standard aber völlig ausreichen, zum Beispiel beim Streamen von Videos. Das meinen zumindest die Provider. Sie bauen die die 4G-Netze auch weiterhin stark aus.

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Was genau wird da versteigert?

Insgesamt werden in einem ersten Schritt 41 Frequenzblöcke in den relativ hohen Bereichen von zwei Gigahertz sowie 3,4 bis 3,7 Gigahertz vergeben. Diese Frequenzen haben keine großen Reichweiten. Zwar können sie bis zu fünf Kilometer überbrücken, aber nur dann, wenn kein Hindernis im Weg steht: kein Baum, kein Haus. Die Frequenzen aus der Versteigerung eignen sich deshalb weniger, um etwa ländliche Gebiete großflächig abzudecken. Später aber sollen weitere Frequenzen zur Verfügung stehen.

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Wie funktioniert die Versteigerung?

Vier Bieter sind zur Auktion zugelassen: Deutsche Telekom, Vodafone, Telefónica Deutschland und die United-Internet-Tochter 1&1 Drillisch. Ab zehn Uhr werden sich ihre Vertreter in voneinander getrennte Räume im Mainzer Dienstgebäude der Bundesnetzagentur zurückziehen. Dann haben sie eine Stunde Zeit, um ihre Gebote für jeden einzelnen Frequenzblock abzugeben. Das geschieht über ein internes Netzwerk. Währenddessen können sie sich über gesicherte Leitungen mit ihren Konzernzentralen absprechen – und zwar ausschließlich über diese Leitungen, denn um sich während der Auktion keinen unfairen Vorteil zu verschaffen, dürfen die Bieter nicht frei mit der Außenwelt kommunizieren. Mitarbeiter der Funküberwachung werden vor dem Gebäude Stellung
beziehen, um das zu verhindern. Und auch das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik soll illegitime Kontaktversuche nach außen
aufspüren.

Nach der Runde veröffentlicht die Bundesnetzagentur, wer der höchste Bieter für die jeweiligen Blöcke war. Dann ist eine weitere Runde möglich, in die Unternehmen neue Angebote abgeben können. Theoretisch kann sich ein Mobilfunkanbieter so eine unbegrenzte Anzahl an Frequenzblöcken sichern. Erst, wenn auf keinen einzigen der 41 Frequenzblöcke mehr geboten wird, ist die Auktion zu Ende. Wahrscheinlich wird sich das Verfahren über mehrere Tage hinweg hinziehen, womöglich sogar über Wochen. Vor vier Jahren dauerte die Versteigerung der 4G-Frequenzen 16 Tage
beziehungsweise 181 Bieterrunden, 2010 waren es sogar 224 Runden. 

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Wie viel will der Staat einnehmen?

Die Mindestgebote für die einzelnen Frequenzpakete liegen zwischen 1,7 und fünf Millionen Euro. Addiert ergibt sich daraus eine Mindestsumme von etwa 104 Millionen Euro. Man rechnet jedoch damit, dass der Bund durch die Auktion drei bis fünf Milliarden Euro einnehmen wird. Mit dem Geld will die Bundesregierung den Ausbau der digitalen Infrastruktur vorantreiben.

Die erwarteten Einnahmen sind weit entfernt von den fast 100 Milliarden D-Mark (rund 50 Milliarden Euro), die bei der ersten Mobilfunkauktion der UMTS-Frequenzen im Jahr 2000 zusammen kamen. Damals herrschte Goldgräberstimmung in der Telekommunikationsbranche. Bei der letzten Auktion im Jahr 2015, als die 4G-Frequenzen versteigert wurden, erlöste der Bund knapp 5,1 Milliarden Euro.

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Welche Bedingungen müssen die Bieter erfüllen?

Zu den Auflagen der Bundesnetzagentur gehört unter anderem, dass die Unternehmen bis Ende 2022 in jedem Bundesland mindestens 98 Prozent der Haushalte mit Datennetzen versorgen müssen, die eine Übermittlungsgeschwindigkeit von mindestens 100 Megabit pro Sekunde schaffen. Auch alle Autobahnen, die wichtigsten Bundesstraßen und die wichtigsten Schienenwege sollen so ausgestattet sein. Doch 100 Megabit pro Sekunde sind auch schon mit dem heute gängigen 4G-Standard machbar.

Zuletzt forderten die Länder Bayern, Mecklenburg-Vorpommern und Rheinland-Pfalz den Ausbau von 5G bis in den letzten Winkel. Doch um ländliche Gebiete zu versorgen, haben die nun zur Versteigerung stehenden 5G-Frequenzen in der Regel zu kurze Reichweiten. Man müsste also viele Zehntausende Funkzellen neu errichten. Doch jeder einzelne 5G-Mast kostet schätzungsweise mehr als 100.000 Euro, sodass sich die Kosten für eine hundertprozentige Versorgung schnell zu Milliardensummen addieren würden. Bislang stehen in Deutschland etwa 70.000 Funkmasten, die über viele Jahre hinweg aufgebaut wurden. Mit den bereits 2015 versteigerten LTE-Frequenzen fällt es leichter, große Flächen zu versorgen.

Eine Auflage für die Auktion besagt, dass jeder Anbieter bis 2022 mindestens eintausend 5G-Basisstationen errichten muss. Das ist vergleichsweise wenig und wird – falls die Unternehmen die Vorgaben nicht übererfüllen – 2022 zu einer bundesweiten Abdeckung mit 5G von deutlich unter zehn Prozent führen. Der Aufbau des neuen Netzes wird also viele Jahre dauern.

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Warum wehren sich die Anbieter gegen schnelles Internet auf dem Land?

Die Netzbetreiber kritisieren, dass die Verpflichtungen des Bundes zu hohe Investitionskosten mit sich brächten. Nachdem die Bundesnetzagentur Ende November 2018 die Regeln für die Auktion festgelegt hatte, reichten neun Unternehmen Klagen beim Kölner Verwaltungsgericht ein. Vier von ihnen wollten mit Eilanträgen erreichen, dass die Regeln erst geändert werden und danach die Versteigerung stattfindet. Doch sie scheiterten. Das Gericht verwarf ihre Bedenken und lehnte die Anträge ab.

In den Hauptsacheverfahren, die unter anderem von den Netzbetreibern Telefónica, Vodafone und Deutsche Telekom angestrengt wurden, ist noch nichts entschieden. Dennoch haben sich die drei Unternehmen nun entschlossen, an der Auktion teilzunehmen, zumal ihre Klagen nach der ersten Entscheidung des Gerichts zu den Eilanträgen wohl wenig Chancen auf Erfolg haben dürften.

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Warum wird erwogen, den chinesischen Anbieter Huawei vom 5G-Ausbau auszuschließen?

Der chinesische Handyhersteller und Technologiekonzern Huawei nimmt nicht selbst als Bieter an der Auktion teil, sondern könnte als Zulieferer für technische Ausrüstung indirekt beteiligt sein. Das Unternehmen stellt Sendemasten her und gilt als günstiger Anbieter. Huawei wird aber vorgehalten, durch den 5G-Ausbau die technischen Voraussetzungen für Spionage des chinesischen Staates in Deutschland zu schaffen.

Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) sprach sich am Montag dagegen aus, Huawei wegen Sicherheitsbedenken vom Netzausbau auszuschließen. Die Bundesregierung wies auch darauf hin, dass bereits Maßnahmen für mehr Sicherheit eingeleitet worden seien. Dabei soll der Bundesnachrichtendienst die Regierung bereits vor einer Beteiligung des Konzerns gewarnt haben, berichtet der Spiegel. Die Bedenken hingen auch mit dem chinesischen Geheimdienstgesetz zusammen, das den Nachrichtendiensten ermöglicht, von allen “betroffenen Organen, Organisationen und Bürgern die erforderliche Unterstützung, Hilfe und Zusammenarbeit verlangen” zu können.

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