/Digitalisierung : So wird der Digitalpakt Schule in Hamburg umgesetzt

Digitalisierung : So wird der Digitalpakt Schule in Hamburg umgesetzt

Auf den Tischen liegen Laptops und Tablets, an der Wand
hängt ein Smartboard – und beim Versuch, all diese Geräte mit dem Internet zu
verbinden, ruckelt und hakt: nichts. So könnte die schöne neue Welt des digitalen
Lernens aussehen, die in Hamburgs Klassenzimmern bald zur Regel werden soll. Dabei
helfen sollen 128 Millionen Euro aus dem Digitalpakt Schule, den der Bundesrat
vergangene Woche nach langem Ringen zwischen Bund und Ländern auf den Weg gebracht hat. Bis 2023 fließen jährlich 25,5 Millionen Euro nach Hamburg, mindestens
20 Millionen Euro pro Jahr will Hamburg selbst in den digitalen Umbau investieren.  

Und so soll das Geld in den nächsten fünf Jahren eingesetzt werden:

  • Die 13.200
    Klassen- und Fachräume der 338 staatlichen Schulen sollen mit neuen digitalen
    Tafeln, also mit großen Touchscreens oder Beamern ausgestattet
    werden.
  • Alle
    Unterrichtsräume sollen an ein schnelles WLAN-Netz mit Gigabit-Technik
    angeschlossen werden. In den Gymnasien und Stadtteilschulen soll es bis Ende
    des Jahres flächendeckendes WLAN geben, in fünf Jahren dann in allen
    Schulen. Das Netz der Schulen wird mit Jugendfiltern ausgestattet.
  • 30.000 Laptops
    werden neu angeschafft, zusätzlich zu den 30.000 Computern, die Hamburgs
    Schülerinnen heute schon zur Verfügung stehen. Neu eingekauft werden außerdem
    15.000 Mikrocomputer ­­– auf diesen eher spielerisch aufgebauten Geräten für
    Kinder der Klassenstufen 4 bis 6 sollen bereits Zehnjährige erste
    Programmierschritte erlernen.
  • Auch Smartphones
    sollen im Unterricht eine Rolle spielen. Schulgeräte sollen in einem Drittel
    der Unterrichtsstunden zum Einsatz kommen, grundsätzlich gelte aber das Prinzip
    “Bring Your Own Device”: Schülerinnen und Schüler nutzen ihre eigenen
    Smartphones, ein Schulgerät bekommt nur, wer kein eigenes zur Verfügung hat. 

“Der
Prozess der Digitalisierung des Unterrichts bekommt durch den Digitalpakt
zusätzlichen Schub”, sagte Schulsenator Ties Rabe (SPD) bei der Präsentation der
Pläne. Moderne Technik nützt allerdings wenig, wenn man sie nicht zu nutzen
weiß. Vor welchen Problemen Lehrerinnen und Lehrer im digitalen Schulalltag heute stehen, zeigt
eine Anekdote, die Ties Rabe nebenbei einstreute: Es sei schon
vorgekommen, dass Schüler die digitale Tafel im Klassenzimmer ganz einfach mit
dem eigenen Smartphone ausschalteten – sie hätten entdeckt, dass sich das Gerät
als Fernbedienung mit der Tafel koppeln ließ. Der Lehrer sei zunächst völlig
ratlos gewesen, habe den verantwortlichen Schüler dann aber kurzerhand zum Medienbeauftragten
der Klasse ernannt, der sich dann um einen reibungslosen technischen Ablauf des
Unterrichts kümmern sollte. “Es geht also immer darum, Schüler
einzubinden, den Unterricht auch gemeinsam zu gestalten”, sagte Rabe.
Dennoch lasse es sich “nie ganz vermeiden, dass Schüler den Lehrern in Sachen
digitaler Technik voraus sind. Auch im Sport bringen Schüler oft schon bessere
Leistungen als ihre Lehrer. Auf die pädagogische Anleitung kommt es an.”

Um
die Lehrer für das digitale Unterrichten fit zu machen, soll das Angebot
entsprechender Fortbildungen ausgebaut werden. Auf einer im September
gestarteten Onlineplattform, dem digital.learning.lab, sollen
Lehrkräfte zudem weiterhin eigene Vorschläge für die Gestaltung des digitalen
Unterrichts an Kollegen und Kolleginnen weitergeben können. Außerdem arbeite
Hamburg mit Schleswig-Holstein an der Entwicklung länderübergreifender Webinare, also Onlineschulungen.

Unklar ist, wer die technischen Geräte warten und reparieren
soll, und wie deren Instandhaltung nach dem Ende des Digitalpaktes finanziert
werden soll. Entsprechend vage klang dann auch Rabes Prognose: “Auch wenn
es hier noch keine klare Perspektive gibt, bin ich mir sicher, dass wir eine
Lösung finden.”

In der Opposition fielen die Reaktionen eher verhalten aus. Grundsätzlich begrüßten zwar alle Parteien die Einigung zum Digitalpakt, sie kritisierten jedoch Zeitpunkt und Details der Umsetzung: Die
Bürgerschaftsfraktion der CDU sprach sich für einen IT-Spezialisten an jeder Schule aus,
der sich um die Administration der Technik kümmern solle. Die FDP kritisierte,
dass noch immer kein konkreter Zeitplan für die technische Aufrüstung der digitalen
Präsentationstechnik in den Klassenräumen vorliege, außerdem sollten auch Lehrerinnen mit dienstlichen
Endgeräten ausgestattet werden. Und für die Linken ist “WLAN im 21. Jahrhundert
wahrlich nichts Revolutionäres”, wichtiger sei die Frage, wie der Bildungszugang durch digitale Medien gerechter werden könne.

Dies ist ein Artikel aus dem Hamburg-Ressort der ZEIT. Hier finden Sie weitere News aus und über Hamburg.

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