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Bankenfusion: Und warum?

Nun ist offiziell, was das Land inoffiziell längst wusste: Die beiden großen deutschen Privatbanken sprechen miteinander, sie wollen womöglich fusionieren. Aus Deutscher Bank und Commerzbank könnte am Ende ein Institut werden. Eine Bank, die dann am besten auch Deutsche Bank heißen würde, denn es wäre die letzte große deutsche Privatbank im Land. Vor der Finanzkrise gab es derer noch drei, derzeit gibt es noch zwei. Und wie bei der letzten Fusion (Commerzbank und Dresdner Bank) würde wohl auch in diesem Fall eine Bank entstehen, die am Ende deutlich kleiner wäre als die Summe ihrer Teile.

Ein Schrumpfprogramm für den Bankensektor, das muss nicht falsch sein. Denn es gibt ja noch die Genossenschaftsbanken, ein paar kleinere Privatbanken und jede Menge staatliche, teilstaatliche oder staatsnahe Banken. Die Frage ist allerdings, ob es für die Schrumpfung eine Fusion braucht. Und das ist nur eine der vielen Fragen, die die Frankfurt-Berliner Fantasie aufwirft. Je länger man sich mit ihr befasst, mit je mehr Menschen, Bankern, Ökonomen man darüber spricht, desto mehr Zweifel entstehen. Laut erklingt im Kopf der Refrain eines Lieds, das die Girlband Tic Tac Toe in den Neunzigerjahren in die Welt schrie:

“Und warum? (Und warum? Und warum?)

Nur für den Kick, für den Augenblick?”

Noch fehlt von Banken und Finanzministerium eine Antwort auf diese Frage. Es sollte eine Antwort sein, die der Öffentlichkeit einleuchtet, die Aktionäre der Banken überzeugt und die Steuerzahler beruhigt, die als Anteilseigner der Commerzbank dabei sind, und die aus Erfahrung Angst haben, wenn es um Banken geht. Sonst wird es nichts mit dem Zusammenschluss.

Bislang passiert das Gegenteil. So sind die beiden Ad-hoc-Mitteilungen zum Thema eher verwirrend. Denn die Deutsche Bank geht auffällig verdruckst mit der Fusion um. Während die Commerzbank einen klaren Satz bekannt gibt (“Commerzbank und Deutsche Bank haben sich heute darauf verständigt, ergebnisoffene Gespräche über einen eventuellen Zusammenschluss aufzunehmen”), erklärt die Deutsche Bank, “strategische Optionen” zu prüfen, versichert schnell, es gebe “keine Gewähr, dass es zu einer Transaktion kommt” – und bestätigt erst dann Gespräche mit der Commerzbank. Das Wort Fusion oder Zusammenschluss wird sorgsam vermieden. Deutsche-Bank-Chef Christian Sewing spielt also mit. Wirklich überzeugt von der Sache ist er aber offenbar nicht.

Rest von Großmannssucht

Das ist nicht überraschend. Denn ein Zusammenschluss mit der Commerzbank würde bedeuten, den Staat als Commerzbank-Anteilseigner mitreden zu lassen. Und das in der Bank, die lange so stolz darauf war, keine Staatshilfe in der Finanzkrise benötigt zu haben. Der ehemalige Chef Josef Ackermann war es, der in der Krise alle Hilfsangebote ausgeschlagen hatte, die über die Einlagensicherung hinausgingen, die Kanzlerin und Finanzminister versprachen. Nun soll die Deutsche Bank, elf Jahre danach, doch noch den Staat mitbestimmen lassen? Das bedeutet aus Sicht der Banker nichts Gutes. Vor allem in der Deutschen Bank, die trotz der üblen Lage, in der sie steckt, immer noch einen Rest der einstigen Großmannssucht in sich trägt.

Also: Und warum?

Eine Antwort darauf könnte für Christian Sewing sein: Weil die Fusion von allen schlechten Möglichkeiten noch die beste ist. Nur ist es zweifelhaft, dass das stimmt in einem Haus, das immerhin zuletzt Gewinn gemacht hat – wenn auch nur haarscharf. Die immer zitierten Synergien gibt es sicherlich zwischen Deutscher Bank und Commerzbank. Doch es kann ja nicht nur ums Kleinsparen gehen. Die neue Bank müsste auch etwas besser können als die beiden alten getrennt voneinander. Was das sein soll, dazu fehlen bislang die Ideen.

Um die Öffentlichkeit und die eigenen Aktionäre von der Fusion zu überzeugen, müsste die Deutsche Bank deshalb Daten und Details auf den Tisch legen, die ihre Lage eher schlecht dastehen ließen. Nach dem Motto: Wir müssen es tun, es geht nicht anders. Solche Zahlen und Daten kann man sicherlich finden. Aber will Christian Sewing das wirklich? Eher nicht. Höchstens dann, wenn er das Gefühl hat, am Ende einen sehr guten Deal zu bekommen. Das wiederum dürfte die Steuerzahler nicht begeistern.

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