/Verspätung: Bahn plant digitale Anträge für Entschädigungen

Verspätung: Bahn plant digitale Anträge für Entschädigungen

Wer beim Bahnfahren
eine Verspätung hat, soll zukünftig unbürokratischer an seine
Entschädigung kommen. Statt mit komplizierten Formularen soll dies
laut Bahn künftig online möglich sein. “Es ist verständlich,
dass das derzeitig praktizierte Entschädigungsverfahren von unseren
Kunden als nicht mehr zeitgemäß empfunden wird und diese sich
einfache Lösungen wünschen”, sagte ein Sprecher der Deutschen Bahn.

Der Konzern steht dazu nach eigenen Angaben in Kontakt mit dem Verbraucherschutz- und dem
Verkehrsministerium. Auch arbeite man an den technischen Voraussetzungen. So ist noch unklar, wie genau der
Entschädigungsantrag künftig digital gestellt werden soll. Denkbar ist, dass dies
direkt über die Bahn-Internetseite gemacht werden könnte. Zugleich soll auch die Bearbeitung der Fälle digitalisiert werden. Das Projekt sei aber technisch wie fachlich komplex und erfordere daher noch etwas Zeit, sagte der Sprecher.

Dem Fahrgastrecht
zufolge muss Reisenden ab einer Verspätung von einer Stunde auf
Antrag ein Viertel des Fahrpreises erstattet werden. Ab zwei Stunden
ist bereits die Hälfte fällig. Bisher ist recht
umständlich, einen Antrag auf Entschädigung zu stellen: Ein Formular muss ausgefüllt und in einem Reisezentrum abgeben oder per
Post an das Servicecenter Fahrgastrechte in Frankfurt geschickt werden.

Einen Online-Prozess für die Entschädigungen fordern Verbraucherschützer bereits seit Jahren. “Dass Geschädigte das
Fahrgastrechte-Formular ausdrucken und per Briefpost zusenden müssen,
ist nicht mehr zeitgemäß, sondern geradezu antiquiert”, sagte
Verkehrsexpertin Marion Jungbluth vom Verbraucherzentrale Bundesverband dem Handelsblatt.

Scheuer für automatische Entschädigung

Verkehrsminister
Andreas Scheuer (CSU) ist unterdessen dafür, dass Fahrgäste im Bahn- und Luftverkehr im Falle von Verspätungen automatisch entschädigt werden. “Wir
werden die Fahrgastrechte stärken müssen – bei der Bahn, aber auch
im Luftverkehr. Das wäre ein Anreiz für mehr Pünktlichkeit”,
sagte er dem Redaktionsnetzwerk Deutschland. Dazu sei man mit dem Justizministerium im Gespräch. “Wir
wollen, dass die Reisenden zufrieden sind. Und wenn mal etwas
schiefgeht, weil ein Zug ausfällt oder es Verspätungen gibt, muss
unbürokratisch entschädigt werden.”

Scheuer hatte bei einem Krisentreffen mit der
Bahn-Spitze
im Januar auf zügige Verbesserungen für die Kunden
gedrängt. 2018 war im Jahresdurchschnitt jeder vierte Fernzug der
Deutschen Bahn verspätet. Der Konzern hatte Verbesserungen zugesagt,
auch beim Service. Im vergangenen Jahr forderten rund 2,7 Millionen Bahnreisende Entschädigungen wegen Verspätungen – 50 Prozent
mehr als 2017.
Dafür zahlte der Konzern 53,6 Millionen Euro.

Scheuer zeigte sich
gegenüber dem Redaktionsnetzwerk Deutschland erfreut, “dass die
Menschen auf die Schiene umsteigen wollen”. Die Bahn müsse dafür
aber ausreichende Kapazitäten schaffen und für Pünktlichkeit
sorgen. Dafür stellte der Minister auch mehr Bundesmittel in
Aussicht. ” Ziel sei, dass Geld “intelligent auszugeben” und gleichzeitig wichtige Zukunftsinvestitionen zu ermöglichen.

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