/Christchurch: Polizei findet weiteres Anschlagsopfer

Christchurch: Polizei findet weiteres Anschlagsopfer

Nach dem Terroranschlag im neuseeländischen Christchurch am Freitag hat sich die Zahl der Toten auf 50 erhöht. In einer der zwei angegriffenen Moscheen sei ein weiteres Opfer gefunden worden, sagte ein Polizeisprecher in Christchurch. Demnach wurden bei den Attacken insgesamt 50 Menschen verletzt. 36 von ihnen lägen noch im Krankenhaus, darunter auch ein Kind. Zwei Verletzte seien in kritischem Zustand, sagte der Sprecher.

Es wird vermutet, dass es sich bei allen Opfern des Anschlags um Muslime
handelt. Unter ihnen sind auch Kinder und Flüchtlinge, die erst vor
kurzem etwa aus Syrien nach Neuseeland gekommen waren.

Der mutmaßliche Haupttäter, der 28 Jahre alte Australier Brenton T.,
sitzt in Untersuchungshaft. Ihm wird vielfacher Mord vorgeworfen. Bei
einer Verurteilung droht ihm lebenslange Haft. T. stellte keinen Antrag
auf Freilassung gegen Kaution. Seine Anhörung vor Gericht am Samstag
verfolgte er weitgehend unbewegt, machte aber eine Geste, die als
Erkennungszeichen von Rechtsextremisten gilt: Die Spitzen von Daumen und
Zeigefinger werden zusammengelegt, die anderen Finger abgespreizt, die
Hand zeigt dabei nach unten. Am 5. April soll er erneut vor Gericht
gestellt werden.

Bei zwei weiteren Festgenommenen geht die Polizei nach eigenen Angaben bislang davon aus, dass sie keine Verbindungen zu dem Attentäter oder zu den Anschlägen hatten. Die beiden Männer waren demnach am Freitag an einer Polizeisperre festgenommen worden, weil sie Schusswaffen bei sich hatten.

“Er hatte absolut die Absicht, seine Attacke fortzuführen”

Den bisherigen Ermittlungen zufolge war T. am Freitag zunächst in die Al-Nur-Moschee in Christchurch eingedrungen. Dort hatten sich mehr als 300 Menschen zum Freitagsgebet versammelt. In dem Gotteshaus schoss T. mit mindestens zwei Schnellfeuerwaffen um sich und tötete mehr als 40 Menschen. Anschließend fuhr er zu einer zweiten Moschee, wo er weitere Menschen umbrachte. Nachdem er die Moschee verlassen hatte, wurde er in seinem Auto von der Polizei gestoppt. Im Wagen wurden zwei weitere Feuerwaffen und Sprengstoff sichergestellt

Neuseelands Premierministerin Jacinda Ardern erklärte am Samstag, T. habe geplant, noch weitere Menschen zu töten. “Er hatte absolut die Absicht, seine Attacke fortzuführen”, sagte sie. T. lebt demnach seit einigen Jahren in Neuseeland und ist Mitglied eines Schützenvereins. Seit Ende 2017 war er im Besitz eines Waffenscheins und besaß insgesamt fünf Waffen.

Ardern kündigte eine Verschärfung
des Waffenrechts
an. Es werde ein Verbot halbautomatischer Waffen
erwogen. Weiter erklärte die
Premierministerin, mögliche Versäumnisse von Behörden untersuchen zu
wollen. Es stelle sich die Frage, warum der Täter trotz seiner
extremistischen Ansichten nicht im Visier der Geheimdienste war, sagte sie.

Facebook sperrt Profile des Verdächtigen

T. hatte die Tat mit einer Helmkamera gefilmt und live ins Internet übertragen. Das Video ist 17 Minuten lang. Die Polizei rief dazu auf, es nicht weiterzuverbreiten. Facebook teilte mit, das Video entfernt und die Profile des Attentäters sowohl auf Facebook als auch auf Instagram gesperrt zu haben.

In dem Video ist vor der Tat im Auto des Angreifers ein serbisch-nationalistisches Kampflied zu hören. Das bestätigte der bosnische Botschafter in Neuseeland, Mirza Hajric. Das Lied “Karadžic, führe deine Serben” kursiert im Internet seit einigen Jahren im Zusammenhang mit einem anti-muslimischen Meme. Als Memes werden Bilder und Videos bezeichnet, die im Internet vielfach verbreitet werden.

Vor seiner Tat hatte T. ein “Manifest” ins Internet gestellt, in dem
er die Motive für seine Tat darlegt. In den teils wirren Ausführungen
beschreibt T. sich selbst als “faschistisch” und “rassistisch”. Erstmals
sei ihm Frühjahr 2017 während Reisen durch Westeuropa die Idee
gekommen, einen Anschlag zu verüben, heißt es in dem Dokument. T.
beschreibt seinen “Schock” über die angebliche “Invasion” der
französischen Städte durch Einwanderer und seine “Verzweiflung” über die
Niederlage von Rechtspopulistin Marine Le Pen bei der
Präsidentschaftswahl in Frankreich. In dem Schriftstück finden sich
neben zahlreichen Bezügen zu rechtsextremer Symbolik auch Bekundungen
gegenüber anderen Attentätern, darunter der Norweger Anders Behring Breivik. Das Manifest des Mannes, der am 22. Juli 2011 auf der
norwegischen Insel Utøya 77 Menschen erschoss, sei seine “wahre
Inspiration” gewesen, schrieb T.

Hits: 2