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Massenprotest: Neue Großdemonstrationen in Algerien gegen Abdelaziz Bouteflika

In Algerien haben erneut mehrere tausend Menschen gegen die Regierung von Präsident Abdelaziz Bouteflika demonstriert. Manche Beobachter sprachen von Hunderttausenden Demonstranten. Sie gingen davon aus, dass es sich um die größte
Protestkundgebung seit Beginn der Demonstrationen im Februar 2019 handelte. In der Hauptstadt Algier und anderen Städten forderten sie den Rücktritt des Präsidenten. Mit
Landesfahnen auf
ihren Rücken riefen sie unter anderem “Bouteflika, raus mit dir” und
versammelten sich auf öffentlichen Plätzen der Hauptstadt. Unter den
Protestierenden waren Frauen mit und ohne Kopftücher sowie Familienväter
mit Kindern auf den Schultern. Während in der Luft Hubschrauber zur
Überwachung kreisten, war die Atmosphäre am Boden entspannt.

In der Algier schienen die Polizeikräfte rund um das zentrale Postgebäude größtenteils
unbewaffnet, Schutzschilde lagen auf dem Boden oder wurden in Autos
gelagert. Das algerische
Militär hat sich bislang zurückgehalten. Unter den Demonstranten wurde betont, dass die Situation unter
Kontrolle bleiben solle. Viele sangen: “Friedliche Demonstration.”
Einige hielten Schilder mit Aufschriften wie “Armee,
Volk, gleicher Kampf” in die Höhe.

Seit einem Monat demonstrieren Teile der Bevölkerung gegen ihren Präsidenten und
dessen engsten Zirkel. Die Proteste hatten sich an der Ankündigung des
schwer
kranken Bouteflikas entzündet, im April für eine fünfte Amtszeit
zu kandidieren. Nach der Rückkehr von einem zweiwöchigen
Krankenhausaufenthalt in Genf hatte Bouteflika auf eine fünfte Amtszeit
verzichtet,
zugleich aber die für April geplante Präsidentenwahl auf unbestimmte
Zeit verschoben.
Damit bleibt er bis auf weiteres im Amt.

Bislang
sind die Proteste gegen Bouteflika ruhig geblieben, es kam lediglich am
Rande zu einigen wenigen Vorfällen. So wie in anderen Ländern in Nordafrika speist sich der Protest aus
einer jahrzehntelangen Demonstrationskultur. Politisierte Fußball-Ultras
spielen beispielsweise bei dem aktuellen Widerstand gegen das Regime
eine wichtige Rolle. Sie sorgten in den vergangenen Tagen dafür, dass
innerhalb kürzester Zeit viele Menschen online und offline mobilisiert
werden konnten. Der Protest stützt sich auch auf ein breites Bündnis von
Arbeitsuchenden, Gewerkschaftern, Feministinnen, Journalisten und
oppositionellen Gruppen

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