/Eliteuniversitäten in den USA: Bestochen wird doch jeden Tag

Eliteuniversitäten in den USA: Bestochen wird doch jeden Tag

Reiche Amerikaner haben ihren Kindern Studienplätze an Eliteunis erschlichen. Die Aufregung darüber ignoriert, dass das US-Unisystem Reiche grundsätzlich belohnt.

Es ist ein schöner Traum, der von einem Studium an einer Eliteuniversität in den USA. Einmal in einem Hörsaal in Harvard sitzen, mit einer Projektgruppe in Stanford das nächste große Ding entwickeln, im Yale-Sweatshirt nachts um zwei nach der erfolgreichen Prüfung feiern und sich als Teil einer verschworenen Gemeinschaft fühlen, wissend, dass das Yale-Shirt auch zehn Jahre später noch ausgeblichen im Schrank liegt. Und jeder, so suggerieren es die Eliteunis, kann Teil dieses System werden, denn auch hier wird der Mythos vom amerikanischen Traum verkauft: Jeder kann es schaffen, egal, woher man kommt oder wie wenig Geld man hat. Arbeite hart, gehöre zu den Besten und du bist dabei.  

Allein: So schön diese Idee auch sein mag, so sehr viele Unis ihren eigenen Werbebroschüren glauben wollen – nur die wenigsten amerikanischen Studentinnen und Studenten schaffen es wirklich. Und das liegt oft genug nicht daran, nicht gut genug zu sein. Sondern schlicht daran, dass sie es sich nicht leisten können.

Wer hier studiert, bekommt einen Spitzenjob – garantiert

Die teuren Privatunis in den USA haben über Jahrzehnte hinweg ein in sich geschlossenes System aufgebaut. Es schmückt sich damit, mit den höchsten akademischen Ansprüchen die Besten der Besten des Landes auszubilden und tut das auch. Ein Abschluss an einer dieser Universitäten garantiert im Grunde einen Spitzenjob.

In diesen Imagefilm der Leistungsgesellschaft, in die vermeintlich jeder aufgenommen werden kann, passt der Skandal, der in dieser Woche öffentlich wurde, nicht gut hinein. Um ihre Kinder in Eliteuniversitäten unterzubringen, sollen wohlhabende Firmenchefs, Unternehmer, Investoren und Prominente Bestechungsgelder gezahlt haben. Die Schauspielerin Lori Loughlin und ihr Mann sollen 500.000 Dollar bezahlt haben, um ihre beiden Töchter auf eine gute Uni zu bringen. Sie gaben ihre Töchter als Ruderinnen aus, um
sie so über das Sportteam an der University of Southern California
einzuschreiben. 

Das ging, weil die Eliteuniversitäten des Landes sich als Marken begreifen. Damit diese Marke stark bleibt, werden Studentinnen und Studenten
strikt ausgewählt – doch gute Noten sind dafür nur ein Kriterium. Ein anderes sind sportliche Spitzenleistungen. Wer ein guter Football-Spieler ist, der schafft es auch mit
durchschnittlichen Noten an die Uni, denn er wertet ja das Team auf. Und
das Team wertet die Uni auf und damit die Marke. Das machte sich die Schauspielerin Loughlin zunutze.

Es wird längst bestochen, es wird nur nicht so genannt

Der ermittelnde Staatsanwalt Andrew Lelling sagte während der Pressekonferenz, es dürfe kein separates Zulassungssystem für die Wohlhabenden im Land geben. Die betroffenen Unis sind schockiert, Sportlehrer und andere Personen, die Schmiergelder akzeptiert haben, wurden gefeuert. Aber die exklusive Eintrittskarte für die Reichen gibt es längst. Der Bestechungsskandal verdeutlicht nur, wie ungerecht das US-Bildungssystem ist. Denn bestochen wird im Kampf um den vermeintlich besten Studienplatz schon lange. Es wird nur nicht so genannt. 

Bildung ist teuer in den USA. Und das fängt schon an, bevor die erste Vorlesung besucht wird. Denn auch die Leistung, die es braucht, um Zugang zu
Harvard oder Yale zu bekommen, können reiche Familien sich für ihre Kinder erkaufen. Wer Geld hat,
kann sich einen privaten Nachhilfelehrer zum Üben leisten. Wer Geld hat, dessen Kinder können nach der Schule lernen und müssen nicht bei McDonald’s an der Kasse arbeiten. 

Es
gibt auch Firmen, die Eltern ganze Pakete verkaufen, um ihr Kind im Rennen
um den besten Studienplatz möglichst weit nach vorn zu bringen
.
Gegen Bezahlung werden Bewerbungsessays geschliffen und Lebensläufe
gepimpt. Das ist nicht verboten, mit Chancengleichheit hat es aber nichts zu tun. 

Außerdem ist es nicht nur leichter, an einer durchschnittlichen Universität in
Ohio oder Texas angenommen zu werden als in Stanford. Es ist auch
billiger: Im Durchschnitt kostet ein Studienjahr in einem Bachelor-Programm in den USA knapp 17.000 US-Dollar. An einer privaten Uni müssen mehr als 43.000 Dollar aufgewendet werden.

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