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Angriff auf Moscheen: Was über den Terrorangriff von Christchurch bekannt ist

Einer der mutmaßlichen Täter stellte einen Livestream und ein rassistisches Manifest ins Netz. Die Hintergründe zu dem Anschlag auf Moscheen in Neuseeland

15. März 2019, 12:47 Uhr

Angriff auf Moscheen: Eine Polizistin riegelt den Tatort in Christchurch ab.

Eine Polizistin riegelt den Tatort in Christchurch ab.
© Tessa Burrows/AFP/Getty Images

Was ist über den Tatverlauf in Christchurch bekannt?

Am Freitagmittag, um 13.45 Uhr Ortszeit, drang mindestens ein bewaffneter Mann in die Al-Noor-Moschee im Stadtzentrum von Christchurch auf der neuseeländischen Südinsel ein. Möglicherweise hatte er mehrere Mittäter. Zu diesem Zeitpunkt hatten sich mehrere Hundert Gläubige zum Freitagsgebet versammelt. Der Angreifer eröffnete das Feuer und tötete 41 Menschen. Zeugen zufolge trug der Mann einen Helm und eine kugelsichere Weste.

Später fielen auch noch in einer anderen Moschee im Vorort Linwood Schüsse. Sieben Gläubige wurden getötet. Insgesamt 48 Menschen wurden teils schwer verletzt, sagte der zuständige Polizeichef Mike Bush. Neuseelands Premierministerin Jacinda Ardern sprach von einem terroristischen Angriff.

Einer der Täter streamte den Angriff live. Auf dem Video ist zu sehen, wie er mit einer Schrotflinte in der Hand auf die Moschee zuläuft. Vorher filmte er sich bereits bei der Fahrt zur Moschee. In seinem Auto sind mehrere automatische Gewehre und eine Schrotflinte zu erkennen.

Die neuseeländische Polizei warnte auf Twitter, es kursierten “extrem erschreckende Bilder” aus einer der angegriffenen Moscheen im Internet. Sie zeigen einen Weißen mit Kurzhaarschnitt, wie er auf die versammelten Gläubigen feuert. Die Aufnahmen wurden inzwischen von den Websites entfernt. Die Polizei rief dazu auf, das Video nicht weiterzuverbreiten.

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Wer waren die Opfer?

Bei den Opfern handelt es sich nach ersten Informationen um Besucher der Gottesdienste. Wie das Krankenhaus mitteilte, sind unter den Verletzten auch Kinder. Die neuseeländische Polizei hat eine Website online gestellt, auf der sich Angehörige über vermisste oder verletzte Personen informieren können.

Die Al-Noor-Moschee, die zuerst angegriffen wurde, gehört zur Muslim Association of Canterbury, die sich als multiethnische, gemeinnützige Organisation beschreibt. In Neuseeland ist nur eine kleine Minderheit der Bevölkerung muslimischen Glaubens. Insgesamt gibt es dort etwa 50.000 Muslime, viele davon Einwanderer aus Staaten wie Pakistan oder Bangladesch.

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Wer sind die mutmaßlichen Täter?

Kurz nach der Tat nahm die Polizei vier Menschen fest. Polizeichef Bush sagte, einer der Festgenommenen stehe vermutlich nicht mit dem Angriff in Verbindung. Einem anderen Verdächtigen werde Mord vorgeworfen. Er soll an diesem Samstag einem Richter vorgeführt werden. Bei den übrigen zwei Verdächtigen müsse noch genau geklärt werden, was sie mit dem Vorfall zu tun hätten. Sie seien im Besitz von Schusswaffen gewesen.

Die Polizei teilte keine weiteren Details zu den Festgenommenen mit. Ein Mann, der behauptet, verantwortlich zu sein, hat im Internet ein 74 Seiten langes Schreiben verbreitet. Darin erklärt er, die “weiße Rasse” müsse gerettet werden, damit sie nicht “aussterbe”. Er sei kein Mitglied einer bestimmten Gruppe oder Organisation, habe aber Kontakt zu vielen nationalistischen Gruppen.

An einer Stelle des Textes bezieht er sich auf die “reborn Knights Templar”. Er habe sich an sie gewandt, um “Segen und Unterstützung” für seinen Anschlag zu erhalten und habe beides bekommen. Auf sogenannte Wiedergeborene Tempelritter bezog sich auch Anders Behring Breivik, der Attentäter von Norwegen, in seinem Text, den er vor dem Anschlag in Oslo und Utøya veröffentlicht hatte.

Bei dem Autor des Textes handelt es sich nach eigener Aussage um einen 28 Jahre alten Australier, der nur mit dem Ziel nach Neuseeland gekommen sei, den Angriff zu planen und auszuführen. Sein Plan war demnach nach den ersten beiden Angriffen noch ins 90 Kilometer entfernte Ashburton zu fahren und dort eine dritte Moschee anzugreifen, schrieb er.

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Was ist der Hintergrund des Anschlags?

Das von einem der mutmaßlichen Täter veröffentlichte Video enthält mehrere Bezüge, die darauf hindeuten, dass es sich bei ihm um einen Rassisten und Neonazi handelt. So hat er auf der Waffe, mit der er auf die Opfer feuert, mehrfach mit weißer Farbe die Zahl 14 geschrieben. Die Zahl ist Bezug auf die sogenannten 14 Wörter: “We must secure the existence of our people and a future for white children.” Diese Forderung, die “weiße Rasse” zu schützen, ist weltweit in der Neonaziszene verbreitet.

Im Video sieht man auch die taktische Weste, die von Augenzeugen beschrieben wurde. Sie wird von Soldaten und Polizisten getragen, um Munition und Funkgeräte zu transportieren. Vorn auf der Weste ist sogenannte schwarze Sonne angebracht, ein unter Neonazis verbreitetes Symbol.

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Welche Terrorangriffe gab es in der Vergangenheit?

Der Anschlag ist der schwerste, der Neuseeland je getroffen hat. 2008 hatte eine junge Frau versucht, ein Flugzeug zu entführen. 1984 explodierte eine Bombe, versteckt in einer Aktentasche, in einem Handelszentrum in Wellington. 1982 beging ein selbst ernannter Anarchist einen Selbstmordanschlag auf ein Computerzentrum der neuseeländischen Polizei.

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