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Nicolás Maduro: Venezuela hat wieder Strom

Läden wurden geplündert, Essen vergammelte und Patienten starben: Der Stromausfall in Venezuela ist laut Regierung nach einer Woche beseitigt. Nicht aber die Probleme.

14. März 2019, 5:52 Uhr

Nicolás Maduro: Ein Passant vor einem der vielen geplünderten Läden in Maracaibo

Ein Passant vor einem der vielen geplünderten Läden in Maracaibo
© Juan Barreto/AFP/Getty Images

Nach einem fast einwöchigen Stromausfall ist die Energieversorgung in Venezuela nach Angaben der Regierung vollständig wiederhergestellt. Es gebe nur noch einige Probleme in den Ortschaften Baruta und Hatillo nahe der Hauptstadt Caracas wegen des Brands in einem Umspannwerk, sagte Informationsminister Jorge Rodríguez am Mittwoch. Die Versorgung mit fließendem Wasser sei zu 80 Prozent wieder sichergestellt.

Seit Donnerstag vergangener Woche hatte ein massiver Stromausfall weite Teile des südamerikanischen Landes lahmgelegt. Die Regierungsgegner sehen die Ursache des Blackouts in Missmanagement und mangelnder Wartung der Anlagen in dem kriselnden Ölstaat. Der selbsternannte Übergangspräsident
Juan Guaidó wollte per Notstandsgesetz internationale Hilfe möglich machen. Staatschef Nicolás Maduro hingegen machte einen von den USA und der Opposition geplanten Hackerangriff für den Kollaps der Energieversorgung verantwortlich.

Maduros Minister spricht von versuchtem “Völkermord”

“Sie haben versucht, mit einem brutalen Verbrechen das venezolanische
Vaterland zu zerstören”, sagte Informationsminister Rodríguez. “Mit der
Störung der Energieversorgung wollten sie einen echten Völkermord
herbeiführen.” Die Generalstaatsanwaltschaft leitete Ermittlungen wegen
Sabotage gegen Guaidó ein. Maduro hatte bereits am Dienstag im Staatsfernsehen einen “Sieg” über
den “Stromkrieg” der USA verkündet.

Nach einer mehrtägigen
Zwangspause sollten die Menschen am Donnerstag wieder ihrer Arbeit
nachgehen, sagte Rodríguez. Schulen und Universitäten hingegen sollen
sicherheitshalber erst am Freitag wieder öffnen.

Wasser und Lebensmittel wurden knapp

Der
Stromausfall hatte das ohnehin schon krisengebeutelte Land schwer
getroffen. Die knapp bemessenen Lebensmittel verfaulten, Menschen
mussten Wasser aus Flüssen schöpfen, in den Krankenhäusern starben
Menschen. Der öffentliche Nahverkehr brach zusammen, an den Tankstellen
bildeten sich lange Schlangen.

In der zweitgrößten Stadt des Landes klagten die Geschäftsleute nach Plünderungen über Millionenverluste. Die etwa 500 betroffenen Läden in Maracaibo hätten nach ersten Erkenntnissen etwa 50 Millionen Dollar Verlust erlitten, sagte der Präsident der Handelskammer im Bundesstaat Zulia, Fergus Walshe, der Tageszeitung El Nacional am Mittwoch. Er nehme an, dass die Zahl noch steigen werde. “Maracaibo ist eine Geisterstadt. Das einzige, das noch geöffnet hat, sind Bäckereien und Mini-Supermärkte”, sagte Walshe.

Das Einkaufszentrum “Sambil” in Maracaibo war am Montag während des Stromausfalls gestürmt worden. Berichte über Plünderungen kamen aus dem ganzen südamerikanischen Land, das in einer tiefen politischen und wirtschaftlichen Krise steckt. In dem einst reichen Land fehlt es mittlerweile an den nötigsten Dingen. Supermarktregale bleiben leer, es gibt keine Medikamente.

Bundesregierung zieht Mitarbeiter der Botschaft ab

Wegen der schwierigen Lebensbedingungen und der sich verschlechternden Sicherheitslage kündigte die Bundesregierung an, das Botschaftspersonal in Caracas zu reduzieren. “Die Lage in Venezuela spitzt sich zu, insbesondere die humanitäre Lage in der Hauptstadt”, sagte ein Sprecher des Auswärtigen Amtes am Mittwoch. “Betroffen sind unmittelbar die Versorgung mit Lebensmitteln, mit Trinkwasser und auch die medizinische Versorgung. Wir hören außerdem von Plünderungen und Todesopfern aufgrund der verschlechterten medizinischen Versorgung.”

Wegen Einmischung in die inneren Angelegenheiten war der deutsche Botschafter Daniel Kriener des Landes verwiesen worden. Nach seiner Rückkehr nach Berlin beriet sich der Diplomat am Mittwoch mit Außenminister Heiko Maas (SPD) über das weitere Vorgehen. Zudem traf sich die Regionalbeauftragte für Lateinamerika und Karibik im Auswärtigen Amt mit dem von Guaidó nominierten Botschafter Otto Gebauer. Themen des Gesprächs waren die aktuelle Situation in Venezuela, die schwierige humanitäre Lage und mögliche Schritte zu freien und fairen Wahlen, wie es aus dem Auswärtigen Amt hieß.

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