/Konjunktur: Institute rechnen nur noch mit halb so viel Wachstum

Konjunktur: Institute rechnen nur noch mit halb so viel Wachstum

Die Weltwirtschaft verliert an Schwung, der Industrie geht es weniger gut – auch hierzulande rechnen weitere Ökonomen mit weniger Wachstum. Das ifo-Institut für Wirtschaftsforschung halbierte seine Prognose nahezu. Demnach rechnen die Ökonomen für das laufende Jahr nur
noch mit einem Wachstum von 0,6 Prozent, zuvor
waren die Forscher noch von einem Plus von 1,1 Prozent ausgegangen. Auch
das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) in Berlin senkt seine Vorhersage,
rechnet aber – wie auch die Bundesregierung – mit einem Zuwachs von
immerhin 1,0 Prozent.

“Die Industrie wird 2019 als Konjunkturmotor weitgehend ausfallen”, sagt Ifo-Konjunkturchef
Timo Wollmershäuser. Die weltweite Nachfrage nach deutschen Produkten
sei schwach, da die internationale Konjunktur an Dynamik verliere. Zu Jahresbeginn gingen Produktion und
Aufträge zurück, die Exporte
stagnierten.

Das belegt auch eine aktuelle Umfrage des DIHK: Demnach
erwarten nur noch 15 Prozent der international tätigen Betriebe
ein besseres Auslandsgeschäft. Das ist der niedrigste Wert seit
der Finanzkrise. 15 Prozent befürchten sogar eine Verschlechterung
ihres Auslandsgeschäfts.

Jüngst
hatte auch die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) ihre Prognose für das deutsche Wachstum 2019 von 1,6
auf 0,7 Prozent reduziert – das wäre nur halb so viel wie im vergangenen
Jahr.

Binnenkonjunktur bleibt stabil

Nach Einschätzung der ifo-Experten
ist die Flaute aber nur vorübergehend. Für 2020 erhöhten sie die Ökonomen ihre Prognose
von 1,6 Prozent auf 1,8 Prozent. Es wird erwartet, dass die aktuellen Produktionsschwierigkeiten der deutschen Industrie bald überwunden werden könnten. Zudem gebe es eine starke Binnenwirtschaft.

Dabei spielen auch die guten Tarifabschlüsse mit kräftigen Lohnsteigerungen sowie eine niedrige Inflationsrate eine Rolle. Zugleich rechnet das ifo mit mehr Erwerbstätigen auf dem Arbeitsmarkt. Heute gibt es 45,2 Millionen erwerbstätige Menschen in Deutschland, knapp 300.000 weitere dürften im kommenden Jahr dazukommen, weil die Nachfrage nach Arbeitskräften ungebrochen hoch ist. Entsprechend würde die
Arbeitslosenquote von 4,9 auf 4,7 Prozent fallen. Das wären 2,12 Millionen Menschen. Zugleich bedingt eine sich eintrübende Konjunktur, dass sich der Rückgang der Arbeitslosigkeit verlangsamt.

Auch das DIW glaubt, dass die wirtschaftliche Flaute nur von kurzer Dauer sein wird: Die Berliner Ökonomen rechnen damit, dass das Bruttoinlandsprodukt 2020 um 1,8 Prozent
zulegen wird. Zum einen gäben die Deutschen weiter kräftig Geld aus, sagte
DIW-Konjunkturchef Claus Michelsen. Zum andere halte der Bauboom an. Die Experten gehen auch davon aus, dass der Export wieder zulegen wird, etwa wenn Konjunkturpakete in China wirken.
Ein möglicher ungeordneter EU-Austritt Großbritanniens werde nicht so
große Verwerfungen bringen wie noch vor einem Jahr erwartet, sagte
Michelsen. Er verwies auf gute Vorsorge der Unternehmen und auf
britische Überlegungen, vorübergehend keine Zölle zu erheben.

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