/Flugzeugabsturz: Pilot der äthiopischen Boeing meldete Problem mit Flugsteuerung

Flugzeugabsturz: Pilot der äthiopischen Boeing meldete Problem mit Flugsteuerung

Bei der in Äthiopien verunglückten Boeing 737 Max 8
gab es womöglich technische Schwierigkeiten. Kurz nach dem Start am
Sonntag habe der Pilot von Ethiopian Airlines “Probleme mit der
Flugsteuerung” an die Flugsicherung gemeldet, zitierte die New York Times einen Sprecher der Fluggesellschaft. Das deutet laut der Zeitung
darauf hin, dass die Crew im Cockpit entweder Probleme mit den
mechanischen Instrumenten zur Steuerung des Flugzeugs, mit den
Computersystemen oder mit beiden hatte.

Der Sprecher sagte dem Bericht zufolge, der Tower habe dem Wunsch des Piloten stattgegeben, zum Flughafen der Hauptstadt Addis Abeba zurückzukehren. Drei Minuten später stürzte die Maschine ab. Dabei kamen 157 Menschen ums Leben.

Der Crash ähnelte einem ersten Unfall mit einer 737 Max im Oktober 2018 in Indonesien mit 189 Toten. Bei diesem Absturz vermuten Expertinnen, dass eine für den Flugzeugtyp entwickelte Steuerungssoftware eine entscheidende Rolle gespielt haben könnte. In den USA gab es bereits im vergangenen Jahr zwei dokumentierte Berichte von Piloten über Unregelmäßigkeiten, die die Crews in der kritischen Startphase überrascht hatten.

Auch Kanada schließt den Luftraum für 737 Max

Die Flugschreiber der verunglückten Ethiopian-Boeing sollen zur Analyse nach Europa und nicht wie eigentlich üblich ins Herstellerland USA geschickt werden, teilte die Fluggesellschaft mit. Die sogenannten Blackboxes zeichnen den Sprechfunk im Cockpit sowie alle Flugdaten auf, um die Unglücksursache klären zu können.

Mittlerweile hat auch Kanada infolge des Absturzes in Äthiopien ein Start- und Überflugverbot für Maschinen der Boeing 737-Max-Reihe erlassen. “Es ist bedauerlich, aber Sicherheit muss ganz oben auf der Tagesordnung stehen”, sagte der kanadische Transportminister Marc Garneau in Ottawa. Betroffen von dem Verbot seien alle Starts und Landungen sowie Überflüge von Boeing 737 Max 8 und 9.

Kanada folgte den EU-Staaten, Australien und zahlreichen anderen Ländern. Etwa 240 der seit 2017 rund 370 ausgelieferten Maschinen stehen inzwischen am Boden. Die US-Luftfahrtbehörde FAA hatte am Montagabend hingegen mitgeteilt, sie sehe weiterhin keinen Anlass für ein Startverbot.

Norwegian will Entschädigung von Boeing

Die norwegische Billigfluggesellschaft Norwegian, die mit 18 betroffenen Jets eine der größten Max-8-Flotten außerhalb der USA besitzt, pocht bereits auf Schadenersatz. Die Kosten, die durch das vorübergehende europaweite Startverbot entstünden, müssten von denjenigen getragen werden, die die Flugzeuge hergestellt hätten, sagte ein Unternehmenssprecher der Deutschen Presse-Agentur. Norwegian versuche, die Ausfälle mit anderen Flugzeugen, Umbuchungen und möglichst wenig Unzulänglichkeiten für die Passagiere aufzufangen. Nach Berechnungen des Analysehauses Bernstein verliert Norwegian jeden Tag mehr als 750.000 Euro, wenn die Max-Flugzeuge am Boden bleiben.

An den deutschen Flughäfen gab es am Mittwoch für die Passagiere nur
geringe Einschränkungen. Am größten deutschen Flughafen in Frankfurt
waren von dem am Dienstag verhängten Flugverbot lediglich
zwei Flüge betroffen, in anderen Städten gab es gar keine Auswirkungen.
Nach Einschätzung von Experten sind derzeit ausreichend Ersatzflugzeuge
und Reserven vorhanden, sodass größere Störungen im Flugbetrieb
verhindert werden können.

Für den Boeing-Konzern könnte das Unglück weitaus mehr als nur eine Imagekrise
bedeuten. Die 737-Max-Serie ist der gefragteste Flugzeugtyp des
amerikanischen Airbus-Konkurrenten. Bei andauernden Problemen mit dem Kassenschlager könnten
massive Umrüstungskosten sowie Geschäftseinbußen drohen. Der Aktienkurs von Boeing fiel in den Tagen nach dem Unglück deutlich.

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