/Elizabeth Warren: Amazon, Facebook, Google? Falls nötig zerschlagen

Elizabeth Warren: Amazon, Facebook, Google? Falls nötig zerschlagen

Das muss
man sich erst einmal trauen: Erst die Zerschlagung von Amazon, Google und
Facebook fordern – und dann 24 Stunden später auf einer der größten Tech-Konferenzen
der Welt auftreten. Aber da sitzt Elizabeth Warren, eine
der demokratischen Kandidatinnen für die US-Präsidentschaftswahl 2020
, auf
einer Bühne des South by Southwest (SXSW) in Austin, blickt ein bisschen
verschmitzt ins Publikum und sagt: “Ich habe vor niemandem Angst.”

Am Freitag
hatte die Demokratin in einem Beitrag auf medium.com gefordert, Fusionen einiger Unternehmen
rückgängig zu machen, die ihrer Ansicht nach Wettbewerb, Innovation und
kleinere Konkurrenten behindern:
Amazon soll sich nach Warrens Vorstellungen von der Supermarktkette Whole Foods
und dem Zalando-Vorbild Zappos trennen. Google von der Navigationsapp Waze, dem
Smarthome-Unternehmen Nest sowie dem Onlinemarketing-Tool DoubleClick. Und
Facebook natürlich von Instagram und WhatsApp.

“Die
schwache Durchsetzung von Kartellrecht hat zu einem dramatischen Rückgang von
Wettbewerb und Innovation im Tech-Sektor geführt”, schrieb Warren. Investoren
zögerten nun, in neue Start-ups zu investieren, die mit diesen Technologieunternehmen
konkurrierten, weil sie nachwachsende Wettbewerber einfach aufkaufen oder aus
dem Markt drängen könnten.

Ein Mentalitätswandel im Silicon Valley

Derartige Forderungen nach staatlicher
Regulierung kennt man aus Europa, doch in den Vereinigten Staaten sind sie
zumindest im Technologiesektor neu. Dort gilt die liberale Devise: Der Markt
regelt sich von allein. Trotzdem musste Warren zumindest vor den Zuschauerinnen
und Zuschauern in Austin keine Buhrufe befürchten. Obwohl im Publikum Dutzende
Mitarbeiter jener Firmen saßen, die die Politikerin nun hart angehen will, erhielt
sie für ihre Ideen langen Applaus.

Natürlich
ist das irgendwie auch gar nicht erstaunlich in einem Land, in denen linke
Politiker wie Bernie Sanders und Alexandria Ocasio-Cortez wie Popstars gefeiert
werden. Doch handelt es sich bei den Konferenzteilnehmern in Austin um Menschen, die geprägt sind vom Geist des Silicon
Valleys, der über Jahre hinweg Innovation und Disruption über alles andere
stellte. Doch was früher glorifiziert wurde, steht heute in der Kritik – und
diese Entwicklung deutete sich auch auf der SXSW-Konferenz
schon in den vergangenen Jahren an
.

Den
Mentalitätswandel dürften auch die Skandale der vergangenen Jahre begünstigt
haben, allen voran die
Aufregung um die Analysefirma Cambridge Analytica
, die Facebook-Daten von
87 Millionen Nutzerinnen und Nutzern illegal erworben und manipulativ verwendet
haben soll. Spätestens seit der US-Wahl 2016 stellen sich viele die Frage, ob
Plattformen wie Facebook, Google oder auch YouTube nicht zumindest eine Mitverantwortung
dafür haben, dass sich Desinformationen und Verschwörungstheorien im Internet
verbreiten.

An dieser
Stelle wird immer wieder die Marktmacht erwähnt, die diese Firmen dank ihrer
riesigen Nutzer- und Datenbestände haben und die Politikerinnen wie Warren nun aufbrechen wollen. Wettbewerbsprobleme, sagte Warren in
Austin, seien entstanden, als Unternehmen wie Amazon groß geworden seien – Firmen,
die über detaillierte Daten zu Käufern wie auch Verkäufern auf ihrer Plattform
verfügen und dieses Wissen wettbewerbsverzerrend gegen kleinere Unternehmen und
Verkäufer auf ihrer Plattform einsetzten. Das sei wie beim Baseball, sagt Warren:
“Du kannst Schiedsrichter sein, eine Plattform, oder aber du kannst ein
Team besitzen. Aber ein Schiedsrichter sein und ein Team besitzen, das geht
nicht.” Märkte ohne Regeln seien Diebstahl.

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