/Saarlandmuseum: Ein Museum wächst an sich selbst

Saarlandmuseum: Ein Museum wächst an sich selbst

Saarlandmuseum: Gelungenes Ensemble: Die drei Schönecker-Pavillons (rechts) und der Neubau stehen gleichberechtigt nebeneinander.

Gelungenes Ensemble: Die drei Schönecker-Pavillons (rechts) und der Neubau stehen gleichberechtigt nebeneinander.
© Lukas Spörl für MERIAN

Es ist schon bemerkenswert, wenn ein großes Kunstmuseum äußerlich so unauffällig daherkommt. Von der anderen Saarseite sieht man die Fassade der Modernen Galerie kaum, die drei quadratischen Flachdach-Pavillons verschwinden fast hinter den Bäumen des Skulpturengartens. Doch auch wenn sie auf den ersten Blick unscheinbar wirken, niemand sollte versuchen, diesen Bauten die Schau zu stehlen, das haben die letzten Jahre eindrucksvoll gezeigt.

Dass die Moderne Galerie mehr Platz brauchte war Konsens. Der Erweiterungsbau, “Vierter Pavillon” genannt, sollte ein großer Wurf werden, groß und breit begann er zur Straßenseite hin vor der Modernen Galerie zu wachsen. Er drohte gar, ihr Ensemble ins Abseits zu drängen. Und er entwickelte sich zum finanziellen und politischen Desaster, das sogar mit dem um Hamburgs Elbphilharmonie verglichen wurde. Acht Jahre Querelen und 39 Millionen Euro kostete er. Seit November 2017 ist der Neubau nun eröffnet, und letztlich ist er ein Meisterwerk der Museumsarchitektur geworden. Und nicht nur das: Er ist auch ein Zeichen der Diplomatie, der Versöhnung und der Fähigkeit zur Selbstkritik.

Wer sich dem Gebäude über den weitläufigen Vorplatz nähert, geht über Hunderte Satzfragmente, die in Schwarz auf die Platten aus hellem Werkstein auf dem Boden und an der Fassade des Neubaus gedruckt sind. “…einen autistischen Bau”, steht da, oder “…vorhandenen Unzulänglichkeiten der Planung behoben…” oder “…dann fragt sich die Öffentlichkeit…”.

Die Satzfragmente sind Auszüge aus einer Debatte, die 2015 im Landtag stattfand und in der es um das ging, was man hier sieht: den Neubau und dieses Schrift-Kunstwerk.


Dieser Artikel stammt aus MERIAN Heft Nr. 01/2019

Dieser Artikel stammt aus MERIAN Heft Nr. 01/2019
© MERIAN

“Das Museum thematisiert seine eigene Geschichte”, sagt Roland Mönig, der mitten in der Skandalphase Direktor der Modernen Galerie wurde. Als er antrat, herrschte seit Monaten Baustopp, ein dunkler Bauzaun umgab den begonnenen Erweiterungsbau. “Dass jemand einen Ort, der für die Kunst da ist, so von der Kunst durchdringen lässt, das gibt es kein zweites Mal”, sagt Mönig.

Es waren die Architekten vom Berliner Büro Kuehn Malvezzi und der Künstler Michael Riedel, die dieses Kunstwerk zum Teil des Gebäudes gemacht haben: Der 4.000 Quadratmeter große Schriftteppich gehört zum Entwurf. Gemeinsam bewarben sie sich damit um die Aufgabe, das Neubau-Fragment zu einem guten Ende zu bringen – und bekamen den Zuschlag.

Herausforderungen gab es genug. Da waren nicht nur die verwaiste Baustelle und der politische Skandal, vor allem das Verhältnis des Neubaus zum Bestandsbau am Ufer der Saar musste neu bestimmt werden. Darin waren sich Architekten, Künstler und Direktor schnell einig. Auch wenn oft vom “Vierten Pavillon” die Rede ist, so hat schon der Bestandsbau genau genommen nicht drei, sondern fünf Teile: einen zentralen Pavillon mit Foyer, einen für Wechselschauen und drei Pavillons für die Dauerausstellung.

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