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Flugzeugabsturz in Äthiopien: Was ist mit der Boeing 737 Max 8 los?

Erst kurz im Einsatz, nun zwei Abstürze mit vielen Toten – Zufall oder Sicherheitsgefahr? Vorfälle mit Boeings neuestem Flugzeugtyp verunsichern. Was bislang bekannt ist.

11. März 2019, 14:05 Uhr

Flugzeugabsturz in Äthiopien: In China, Indonesien und Äthiopien dürfen Boeings 737 Max 8 vorerst nicht starten. Noch ist unklar, was zu Abstürzen zweier Maschinen dieses neuen Flugzeugmodells innerhalb kurzer Zeit geführt hat.

In China, Indonesien und Äthiopien dürfen Boeings 737 Max 8 vorerst nicht starten. Noch ist unklar, was zu Abstürzen zweier Maschinen dieses neuen Flugzeugmodells innerhalb kurzer Zeit geführt hat.
© Ben Curtis/dpa

Im Oktober 2018 starben bei einem Absturz einer Boeing 737 Max 8 der Fluggesellschaft Lion Air vor der indonesischen Küste 189 Menschen. Am Sonntag stürzte in der Nähe der äthiopischen Hauptstadt Addis Abeba nun eine baugleiche Maschine ab – keine der 157 Personen an Bord überlebte. Unter den Opfern waren dem Auswärtigen Amt zufolge auch fünf Deutsche. Zwei Abstürze desselben Flugzeugtyps in einem halben Jahr, noch dazu eines neuen Modells. Das kann Zufall sein. Die Ursachen beider Unfälle werden von den Fluggesellschaften, sowie von Expertinnen und Experten von Boeing und der US-Verkehrssicherheitsbehörde untersucht.

China, Indonesien und Äthiopien erklärten am Montag dennoch ein vorläufiges Startverbot für alle baugleichen Maschinen. Betroffen sind mindestens 110 Flugzeuge. Deutsche Fluggesellschaften nutzen derzeit keine Boeing 737 Max 8, wie ein Sprecher des Bundesverkehrsministeriums mitteilte.

Was über das Flugzeug bekannt ist, welche Vorfälle es damit schon gab und wie sicher der Flugverkehr ist – ZEIT ONLINE beantwortet wichtige Fragen dazu:

Was ist die Boeing 737 Max 8 für ein Flugzeug?

Die Boeing 737 des US-amerikanischen Flugzeugherstellers Boeing ist die größte Familie von Verkehrsflugzeugen weltweit. Die Modelle mit der zusätzlichen Bezeichnung Max haben treibstoffeffizientere Motoren als ihre Vorgänger und transportieren etwa 200 Passagiere auf mittellangen Strecken zwischen 2.000 und 5.000 Kilometern.

Die Version Max 8 ist zudem sehr neu: Das Modell ist eine Neuauflage der seit den Sechzigerjahren gebauten Boeing 737 und wird in der neuen Form mit größeren Triebwerken seit 2017 ausgeliefert. Boeing soll bereits mehr als 350 dieser Flugzeuge verkauft haben, mehr als 5.000 weitere seien bestellt.

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Was ist über die zwei Abstürze bekannt?

Zwar gibt es noch keine grundsätzlichen Schlüsse zu fehlender Sicherheit der Boeing-Version 737 Max 8. Nach Angaben der chinesischen Luftfahrtbehörde, die den Start des Flugzeugmodells nun vorerst verboten hat, lassen sich jedoch “gewisse Ähnlichkeiten” bei den zwei verunglückten Maschienen erkennen: Beide seien neu ausgelieferte Max-8-Flugzeuge gewesen, außerdem seien beide in der Startphase verunglückt und dies bei jeweils guten Wetterverhältnissen.

In Äthiopien war der Funkkontakt zu Flug ET 302 sechs Minuten nach dem Start abgebrochen, wenig später stürzte die Maschine ab. Kurz nach Abflug habe der erfahrene Pilot einen Notruf abgesetzt und daraufhin die Freigabe zur Rückkehr erhalten, erklärte der Betreiber der Maschine, Ethiopian Airlines. Der Pilot hatte seit 2010 für die Airline gearbeitet. Am Unglücksort wurden bereits der Stimmenrekorder, der die Kommunikation im Cockpit aufzeichnet, und der Flugschreiber mit den digitalen Flugdaten geborgen worden, teilte Ethiopian Airlines mit. Ein ehemaliger Ermittler der US-Verkehrsbehörde, Alan Diehl, sagte, dass
die großen Geschwindigkeitsschwankungen beim Aufstieg der Maschine auf
ein mögliches Steuerungsproblem hindeuteten. Aber auch ein
Triebwerksschaden, menschliches Versagen, Sabotage oder Vogelschlag
seien als Ursachen nicht auszuschließen.

Zum Absturz der Boeing 737 Max 8 in Indonesien am 29. Oktober 2018 liegt noch kein endgültiger Untersuchungsbericht vor. Der Vorstandschef der Airline Lion Air, Edward Sirait, hatte kurz nach dem Unglück bestätigt, dass die Maschine schon vor dem Start ein technisches Problem gehabt habe. Dies sei jedoch vor dem Flug behoben worden. 

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Pilotinnen und Piloten beschwerten sich über die 737 Max 8, warum?

Einige Tage nach dem Unglück in Indonesien informierte der Hersteller Boeing Fluggesellschaften, die bereits 737-Max-8-Modelle im Einsatz hatten, über mögliche Schwierigkeiten mit den Maschinen. So könnten mitunter fehlerhafte Informationen eines Sensors dazu führen, dass die Flugzeuge ihre Nase automatisch absenken. Wie die Washington Post berichtete, wurde Piloten und Pilotinnen darin der Umgang mit den Sensoren erläutert. Außerdem soll dieses Problem nur bei manueller Steuerung auftreten. Das führte allerdings zu Beschwerden. Einige Piloten waren der Meinung, dass Boeing sie nicht ausreichend über das System und die mit ihm verbundenen Komplikationen informiert habe. Der Boeing-Vorstandsvorsitzende Dennis Muilenburg widersprach dem jedoch im Dezember vergangenen Jahres. Er sagte, dass Boeing keine betrieblichen Details von Pilotinnen und Piloten sowie Fluggesellschaften ferngehalten habe.

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Wie wird die Sicherheit eines Flugzeugs überprüft?

Alle Verkehrsflugzeuge werden regelmäßig gewartet und überholt, sonst dürften sie nicht abheben. Die Fluggesellschaften befolgen dabei international strikte Gesetze, Vorschriften von Behörden für Luftsicherheit und eigene Regeln. Eine schnelle Prüfung findet vor jedem einzelnen Flug statt. Die Crew und Mechaniker suchen dabei nach sichtbaren äußeren Schäden oder Lecks. Einmal am Tag testen Mechaniker zusätzlich einzelne Funktionen, kontrollieren Bremsen und Reifen und füllen gegebenenfalls Öl und Hydraulikflüssigkeit nach. Nach einigen Hundert Stunden Flug muss eine Maschine in den sogenannten ausführlicheren A-Check, in dem auch die Funktion des Triebwerks überprüft wird. Neben diesem A-Check gibt es in größeren Abständen noch weitere Wartungstermine, für die die Maschinen auch mal mehrere Tage aus dem Verkehr gezogen werden. Etwa alle zehn Jahre wird ein Flugzeug völlig auseinandergenommen und Teil für Teil gründlich untersucht.

Die Maschine, die am Sonntag abgestürzt ist, war laut Ethiopian Airlines zuletzt am 4. Februar gewartet worden. Seit dem Kauf des Flugzeugs Ende 2018 sei es rund 1.200 Stunden im Einsatz gewesen. Ein Routinecheck unmittelbar vor dem Start am Sonntag habe keine Probleme aufgezeigt, sagte der Airlinechef Tewolde GebreMariam.

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