/Bundesliga-Vorschau: Was haben die Bundesliga und die katholische Kirche gemeinsam?

Bundesliga-Vorschau: Was haben die Bundesliga und die katholische Kirche gemeinsam?

Welches Spiel dürfen Sie auf keinen Fall verpassen?

Auch wenn die Liga noch eine Woche pausiert: Bayern und Wolfsburgs erneuter Titelkampf ist ein filmreifes Preisboxen. Seit 2013 gewannen die beiden Teams alle Meisterschaften, vier gingen an Wolfsburg, zwei an die Bayern. Das direkte Duell gewann in dieser Saison erst Wolfsburg, dann rächten sich die Münchnerinnen im Rückspiel. Nun liegen beide punktgleich an der Spitze, Wolfsburg muss als Nächstes nach Freiburg, die Münchnerinnen empfangen den Tabellendritten Potsdam. Und die Torjägerliste führen vier Spielerinnen der beiden Clubs an, woran sich auch so bald nichts ändern wird.

Dass die beiden enteilen, verzückt die zwei Fußballmetropolen natürlich. Anderseits hat die Liga mit den zwölf Teams ein Problem mit dem Niveaugefälle. Manche Spiele enden 10:1 oder 9:0. Clubs mit einer Männerabteilung dominieren, denn die haben Vorteile bei der Infrastruktur und dem Etat. “Langfristig werden diese Vereine die Liga übernehmen”, sagt Karin Danner, die Managerin der Münchnerinnen. Nanu, lernt Uli Hoeneß bei ihr Rhetorik? Es ist eine Ansage an die eingesessene Konkurrenz aus Potsdam und Frankfurt, die nur eine Frauenabteilung unterhalten. Und die beiden waren es auch, die sich die Meistertitel vor den Bayern und Wolfsburg fein säuberlich untereinander aufteilten. Jetzt dominieren die anderen.

Welches Spiel können Sie mit gutem Gewissen verpassen?

Keins. Gucken Sie einfach so viel Frauenfußball wie möglich. Dieses Jahr ist auch WM, die sollten Sie auch nicht verpassen.

Wer steht im Blickpunkt?

Die Frauenquote. Sie wird von denen gefordert, die den Profifußball aus einer ungewohnten Perspektive kennengelernt haben: aus der Sicht einer Frau. Leider, muss man sagen. Katja Kraus ist die wohl bekannteste Anhängerin einer Quote, sie saß acht Jahre lang im Vorstand des HSV, leitet heute eine Sportmarketingagentur. Was sie erlebt: eine “Versorgungsmentalität” der Männer. “Außer der katholischen Kirche und der Fußballbundesliga gibt es keine Institution mehr, die nicht wenigstens das Bewusstsein hat, dass es gewinnbringend wäre, Frauen in Führungspositionen zu haben”, sagt Krauss, und wer würde ihr widersprechen wollen? Weltfrauentag im Weltfußball muss man sich so wie den Weltfrauentag bei Engels & Völkers vorstellen: Auf den 210 Posten in Bundesliga-Aufsichtsräten, Präsidien und Vorständen sitzen 201 Männer. In die Regierung des Weltfußballs, dem Fifa-Council, hat es die geforderte Mindestzahl geschafft, sechs Vertreterinnen jedes Kontinentalverbandes unter 31 Männern. Die Europäer waren die Letzten, die ihre Frau nominierten. Dass die Fifa-Generalsekretärin eine fachfremde Frau wurde, Fatma Samoura, deuten viele als gelungenen PR-Coup des Präsidenten, nicht mehr. Im Uefa-Exekutivkomitee sitzen 20 Männer und eine Frau. Im deutschen Amateurfußball besetzten Männer 92 Prozent aller Ämter, und der DFB hat 21 Landesverbände, Sie ahnen, wie viele Frauen einen führen: null.

Immerhin: Der DFB hat ein Leadership-Programm für Frauen aufgelegt, Heike Ullrich ist Direktorin für den Spielbetrieb, und im Ausschuss für Frauen – und Mädchenfußball – sitzen 19 weibliche Mitglieder. Doch auch hier: Die oberste Ebene ist wie fast alle Penthouse-Stockwerke der deutschen Wirtschaft parfümiert mit Testosteron. Ausnahmen sind die Bundesliga-Schiedsrichterin Bibiana Steinhaus und Katharina Dahme (SV Babelsberg 03) sowie Sandra Schwedler (FC St. Pauli) als Aufsichtsratschefinnen ihrer Clubs. Schwedler sagt: “Ich habe die Quote früher immer für überflüssig gehalten. Denn wenn wir in diesem Tempo weitermachen, sind wir erst in 50 Jahren am Ziel.” Es würde niemanden überraschen, wenn es so kommt.

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