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Momo-Challenge: Der Horror für Eltern

Lange schwarze Haare, Augen, die aus dem Kopf hervorquellen, und der Mund zu einem schmalen Strich verzerrt: Momo nennt sich die Figur, vor der im Netz gerade gewarnt wird. Im Internet soll sie Kinder und Jugendliche dazu anstiften, zunehmend gefährlichere Dinge zu tun – via WhatsApp etwa oder in YouTube-Videos. Oft, so heißt es in der Berichterstattung über das Phänomen, fange es ganz harmlos an, beinahe spielerisch: Momo fordere zunächst dazu auf, sich in der Nacht einen Gruselfilm anzuschauen. Später rufe sie zur Selbstverletzung auf. Und am Ende zum Suizid.

Seit einiger Zeit soll auch in Deutschland ein Kettenbrief von Momo auf WhatsApp kursieren: Wer ihre Nachrichten nicht an 15 Kontakte weiterverbreite, bei dem stehe sie um Punkt Mitternacht im Zimmer und beobachte ihn beim Schlafen. So lautet eine von vielen Drohungen. Auch in YouTube-Videos der beliebten Kinderzeichentrickserie Peppa Wutz und Let’s-Play-Videos zum beliebten Spiel Fortnite soll die Figur gesichtet worden sein.

Medien haben schon im Juli 2018 darüber berichtet, wie Momo via WhatsApp Minderjährige über eine sogenannte Challenge in den Suizid getrieben haben soll. Damals hatte sich ein zwölfjähriges Mädchen in Argentinien erhängt, das an der sogenannten Momo-Challenge teilgenommen haben soll – einer Art Mutprobe, die sich im Internet viral verbreitet. Auch die Suizide zweier junger Männer aus Indien wurden mit Momo in Zusammenhang gebracht, ebenso wie der eines zwölfjährigen Mädchens und eines 16-jährigen Jungens in Kolumbien im August 2018. Zeitgleich begannen Medien wie die englische Boulevardzeitung The Sun oder der US-Nachrichtensender Fox News, über die Momo Challenge zu berichten. Weltweit griffen weitere Nachrichtenseiten das Thema auf, Eltern gerieten in Panik und Polizeibehörden und Schulen warnten davor, mit Momo in Kontakt zu treten.

“Ein viraler Mythos”

Doch was steckt dahinter? Müssen sich Kinder vor Momo fürchten, und was können Eltern tun, um ihren Nachwuchs vor Gefahren im Netz zu schützen?

Klar ist: Niemand muss vor Momo Angst haben. Denn sie ist eine Kunstfigur, hinter ihr steht also keine Person oder Gruppe, die die Bedrohung zentral und gezielt verbreitet. “Die Geschichte von Momo ist ein viraler Mythos, der über die Medien und die sozialen Netzwerke ein immer breiteres Publikum gefunden hat”, sagt Miro Dittrich von der Amadeu Antonio Stiftung, die sich im Netz für die Stärkung der demokratischen Zivilgesellschaft einsetzt. Dass die Suizide der Jugendlichen tatsächlich in Zusammenhang mit der Challenge stehen, sei nie bewiesen worden. “Zwar gibt es auf YouTube inzwischen zahlreiche Videos, die die Fratze von Momo zeigen”, sagt Dittrich, “nur handelt es sich bei ihnen um Montagen.” Veröffentlicht wurden diese Videos größtenteils von YouTubern, die auf das öffentliche Interesse aufgesprungen seien und sich durch Momo mehr Klicks und Likes erhofften.

Natürlich können sich Internetnutzerinnen und -nutzer jederzeit auf diversen Plattformen als Momo präsentieren, gruselige Kettenbriefe verschicken und zu Challenges aufrufen. Das ist Teil der dezentralen Netzkultur, die auch von Trollen und weniger wohlmeinenden Nutzern mit derbem Humor geprägt ist. Dass Momo vor allem bei WhatsApp aufgetaucht sein soll, ergibt in diesem Zusammenhang Sinn – denn WhatsApp ist ein geschlossenes Netzwerk. Wer der Urheber einer Nachricht ist, lässt sich kaum nachvollziehen. Für die Verbreitung von Fake-News und virtuellen Mythen eignet sich der Messenger-Dienst daher besonders gut. 

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