/Arbeitsmarkt: In der EU sind mehr Frauen berufstätig als je zuvor

Arbeitsmarkt: In der EU sind mehr Frauen berufstätig als je zuvor

In der Europäischen Union ist die Zahl der berufstätigen Frauen so hoch wie nie zuvor. Wie die EU-Kommission errechnete, hatten 2017 zwei Drittel – 66,4 Prozent – der Frauen im Alter zwischen 20 und 64 Jahren einen Job. Obwohl dieser Anteil ein
Rekordhoch darstellt, hat die Kommission nach eigenen Angaben im
vergangenen Jahr mehrere Länder aufgefordert, die Bedingungen für Frauen am Arbeitsmarkt zu verbessern. Darunter sind neben Polen, der Slowakei,
Irland, Estland und Tschechien auch Österreich und Deutschland.

Unter den Männern lag der Prozentsatz der Berufstätigen EU-weit demnach bei rund 78 Prozent, damit hätten 2017 drei von vier Männern gearbeitet.

Weibliche Beschäftigte verdienen der Erhebung zufolge allerdings im Durchschnitt 16 Prozent weniger Geld als Männer. In der Folge bedeute das: Frauen erhielten 35,7 Prozent weniger Rente und seien im Alter eher armutsgefährdet. In einigen Ländern könne sich jede zehnte Frau im Alter nicht die notwendige Gesundheitsversorgung leisten.

Der Lohnunterschied zwischen Männern und Frauen lasse sich nur teilweise dadurch erklären, dass
Frauen häufig in schlechter bezahlten Branchen arbeiteten, analysieren die EU-Beamten. Als weitere
Gründe nennt die EU-Kommission schlechte Kinderbetreuungsangebote und die mangelnde Bereitschaft in Unternehmen, flexible Arbeitszeiten anzubieten. Deshalb arbeiteten Frauen
insgesamt weniger. 

In sechs von 28 Staaten hat die Regierung eine Chefin

Kritisch sieht die EU-Kommission die niedrige Beteiligung von Frauen in Regierungen und Parlamenten. Laut Bericht wird lediglich in sechs von 28 Staaten die Regierung von einer Frau geleitet, im November 2018 waren 65 Prozent der Abgeordneten in nationalen Parlamenten männlich. Nur in Finnland unterscheide sich die Situation: Im finnischen Parlament zählten die Autoren der Erhebung 77 Prozent weibliche Abgeordnete.

Auch in der Wirtschaft sind Frauen nach Angaben der EU-Kommission unterrepräsentiert: Den großen börsennotierten Firmen der EU stünde nur in 6,3 Prozent der Unternehmen eine Frau vor.

Grundsätzlich sähen sich Frauen im Arbeitsalltag weiterhin zahlreichen Problemen ausgesetzt, bemängelte Frans Timmermans, der Vizepräsident der Kommission. Dazu zähle Belästigung ebenso wie geringere
Löhnen und Karrierechancen. “Wir sind im Jahr 2019 und
Fortschritt im Bereich Gleichberechtigung der Geschlechter geht immer
noch im Schneckentempo voran. In einigen Ländern gibt es gar
Rückschritte”, sagte Timmermans.

Die Gleichberechtigung von Männern und Frauen bezeichnet der Bericht als einen fundamentalen Wert der Europäischen Union.

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