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Champions League: Die unerträgliche Schwierigkeit, ein Tor zu schießen

Die Menschen auf der Südtribüne erwiesen sich als echte Sportsmänner und -frauen. Nach der Niederlage gegen die Tottenham Hotspurs bejubelten die Dortmunder Zuschauer ihre Borussia mit besonders lauten Rufen und Chören. In diesen Zeiten, in denen aggressive Ultras in Bomberjacken die Spielern zu sich zitieren und ihnen die Kapitänsbinden abnehmen wie Schulterklappen, ist das sehr löblich. Immerhin galt es, Verlierer zu feiern, vielleicht auch zu trösten. Denen sang “die Süd” Mut zu: “Deutscher Meister wird nur der BVB!”

Das war selbstbewusst, optimistisch, möglicherweise auch naiv, denn der BVB gewinnt in letzter Zeit kaum noch ein Spiel. Was die Fans zum Erstaunen und zur Ergriffenheit der Spieler beschworen, war die Devise des Abends, an dem der BVB durch ein 0:1 aus der Champions League flog: Nach dem Aus im DFB-Pokal im vorigen Monat und dem Einbüßen des Vorsprungs in der Bundesliga auf Bayern München sollte nicht der Hauch einer Enttäuschung aufkommen.

Mit dem Weiterkommen hatte vor dem Anpfiff ohnehin kaum jemand gerechnet. Das Hinspiel in London hatte der BVB 0:3 verloren. Experten konnten zudem schon in der Hinrunde erkennen, als der BVB noch Sieg an Sieg reihte, dass der BVB wieder ein Spitzenteam der Bundesliga ist, aber halt kein internationales.

Der BVB spielte gegen Tottenham durchaus ansprechend, war meist am Ball und falls nicht, eroberte er ihn im Mittelfeld schnell wieder. Spätestens die Abwehrreihe räumte gut auf. Physisch starke Verteidiger, die über solche Stärken im direkten Duell verfügen wie Manuel Akanji und Abdou Diallo, hatte die Borussia nicht mal, als sie Deutscher Meister wurde.

Das Geschehen spielte sich hauptsächlich in der Nähe des Gästestrafraums ab. Die Elf von Tottenham war fast ausschließlich mit Verteidigen beschäftigt. Mario Götze war ins Spiel eingebunden wie lange nicht mehr zuvor. Raphael Guerreiro leitete auf der linken Seite einige gefährliche Situationen ein. Wenn er mit Marco Reus zusammenspielte, beschäftigten sie gemeinsam einige Gegner.

11:1 Schüsse für den BVB in Halbzeit eins

11:1 Schüsse für die Heimelf – so lautete die Statistik zur Halbzeit. Bloß ließ der BVB einige gute Torchancen liegen. Nach einer Ecke bot sich Julian Weigl gleich zwei Mal die Gelegenheit zur Führung. Die beste, einen Schlenzer Götzes, entschärfte der französische Weltmeistertormann Hugo Lloris kurz vor der Pause

Auch nach dem 0:1 blieb Dortmund die aktivere Mannschaft, obwohl das ganze Stadion in diesem Moment spürte, dass die Entscheidung gefallen war. Beim Siegtor war ein wenig Zufall im Spiel: Akanji rückte vor und gewann wieder einen Zweikampf, doch der Ball fiel Moussa Sissoko vor die Füße. Der profitierte davon, dass der BVB-Abwehrchef nun nicht mehr auf seinem Posten war. Der WM-Torschützenkönig Harry Kane traf wie üblich, wenn er so viel Platz hat.

Wenngleich schon die erste Chance Tottenhams, ein Konter Heung-min Sons im ersten Durchgang, die bis dahin klarste des Spiels war, war das Siegtor erst die zweite echte Annäherung der Engländer ans BVB-Tor. Und schon wieder drin, das Glück ist zurzeit nicht mit den Schwarz-Gelben.

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