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Belgien: Drei Tage in Brüssel

1. Tag

Einen
der schönsten Blicke über Brüssel hat man oberhalb des Kunstbergs.
Hinter den Gärten, die für die Weltausstellung 1910 angelegt
wurden, ragt in der Ferne der Turm des gotischen Rathauses am
Grand-Place in die Höhe. Am Wochenende spielen Straßenmusiker alte
Klassiker, Eiswagen verkaufen die typisch belgischen Waffeln.

Ein
paar Meter weiter am Place Royale liegt die Brüsseler Museumsmeile.
In diesem Frühjahr dreht sich hier alles um Pieter Bruegel den
Älteren. 450 Jahre nach seinem Tod präsentieren die Königlichen
Museen der Schönen Künste
“Ungesehene Meisterwerke”. Das Museum besitzt die weltweit
zweitgrößte Sammlung des flämischen Renaissancemeisters, zudem
werden in Kooperation mit Google Bruegel-Gemälde aus anderen Museen
mittels digitaler Technik zugänglich gemacht. So sollen für den
Besucher Details auf Bruegels “Wimmelbildern” sichtbar werden, die
man mit bloßem Auge nicht erkennen kann.

Gleich
in der Nachbarschaft befindet sich das Museum eines weiteren
berühmten Künstlers der Stadt: des Surrealisten René Magritte. Die
Sammlung des Museums umfasst zahlreiche seiner irritierend poetischen
Bilderfindungen, darunter auch sein letztes Gemälde Das
unbeschriebene Blatt
. Entstanden 1967, zeigt es eine
Nachtlandschaft mit leuchtend hellem Mond. Um die Ecke vom Musée
Magritte geht es noch einmal um Pieter Bruegel: Im Palais des
Beaux-Arts, kurz Bozar,
widmet man sich ab
20. Februar der Druckgrafik im 16. Jahrhundert, einem Medium, in dem
Bruegel schon zu Lebzeiten ausgesprochen erfolgreich war.

Nach
einem Blick auf den Königspalast, der in den Sommermonaten auch für
Besucher zugänglich ist, nehmen wir die mondäne Rue de la Regence
in Richtung Justizpalast. An der Kathedrale St. Michael und St. Gudula biegen wir ins Viertel
Sablon ein. Auf dem
Platz unterhalb der Kathedrale findet am Wochenende ein
Antiquitätenmarkt
statt, wo man Gemälde, Schmuck und Silberbesteck in teils
erstaunlicher Qualität entdecken kann. Am Place du Grand Sablon hat
auch einer der besten belgischen Chocolatiers, Pierre Marcolini, sein
Geschäft.

In
den Seitenstraßen verstecken sich bedeutende Galerien, Brüssel ist
ein Zentrum des europäischen Kunsthandels. In der Rue de Minimes
etwa findet man Kunst der Antike bei Harmakhis
und klassische Skulpturen bei Desmet.
Nur zwei Minuten weiter in der
Rue Haute­ 132 wohnte übrigens Pieter Bruegel im 16.
Jahrhundert. Wer wissen möchte, wo der große Maler den Bund der Ehe
schloss und begraben wurde, sollte die nahe Kapellenkirche
besuchen.

Das
nächste Ziel ist das Café
La Fleur en Papier Doré.
Hier traf sich schon Magritte mit seinen Surrealistenfreunden. Die
alten Lampen und Holzmöbel sorgen nach wie vor für die richtige
Atmosphäre, um über eine Pfeife zu diskutieren, die keine ist. Mehr
über Magritte kann man in seinem Wohnhaus im Brüsseler Stadtteil
Jette lernen. In der Rue de Esseghem 135 wohnte er von 1930 bis 1954.

Dieser Artikel stammt aus Weltkunst Heft Nr. 153/2019
© Weltkunst Verlag

Nun
geht es zum schönsten Platz Europas, dem Grand-­Place.
Das Rathaus aus dem Mittelalter ist gut erhalten, und die prächtigen
barocken Zunfthäuser beeindrucken mit ihren Figuren und Inschriften.
Vorbei an den Schokoladenläden schlendern wir zur ehemaligen Börse
und werfen einen Blick auf das prachtvolle Palais des 19.
Jahrhunderts.

Zeit
für das erste belgische Bier bei Moeder
Lambic, das bekannt
ist für regional ausgewählte Biersorten. Auf dem Weg kommt man an
der Ecke Plattesteen vorbei. Dort ist seit 1991 der erste belgische
Comic auf einer Hauswand zu sehen: eine Szene aus Broussaille
von Frank Pé. Das
riesige Gemälde zeigt einen rothaarigen Burschen, der mit seiner gut
gelaunten Freundin Catherine durch Brüssel bummelt. Wer aufmerksam
durch die Stadt geht, kann bis zu 50 großformatige Comicszenen
finden.

Den
Abend lassen wir im Restaurant Le
Zinneke
im Stadtteil Schaerbeek ausklingen. Schon seit über 60 Jahren wird
dort das typische Brüs­seler
Gericht Moules Frites in 69 Varianten serviert.

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