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Zwei-Faktor-Authentifizierung: Facebook missachtet mal wieder Ihre Privatsphäre

Wer
das eigene Facebook-Konto sichern will, dem bietet das soziale Netzwerk die
sogenannte Zwei-Faktor-Authentifizierung an. Genau genommen drängt es sie einem
manchmal sogar regelrecht auf. Hat eine
Nutzerin ihre Telefonnummer noch nicht hinterlegt, blendet das Unternehmen ganz
oben auf seiner Website gerne mal einen Hinweis ein: “Füge deine Telefonnummer
ein, um dein Konto zu schützen und mehr.”

Aus
Sicherheitsperspektive ist das durchaus sinnvoll. Hat beispielsweise ein Hacker
das Passwort geknackt, könnte er damit nicht gleich auf das gesamte
Facebook-Profil zugreifen. Er würde zusätzlich einen Code benötigen. Weil die
Nutzerin den aber auf das Smartphone geschickt bekommt, müssten Kriminelle auch
das ausspähen. Durch so eine Zwei-Faktor-Authentifizierung werden
unerwünschte Zugriffe darum deutlich unwahrscheinlicher.

Allerdings
nutzt Facebook die Telefonnummer eben nicht nur, um die Sicherheit der
Nutzerinnen und Nutzer zu erhöhen. Wer seine Handynummer angibt, der muss
damit rechnen, dass sie für Werbezwecke verwendet wird und dass jeder im
Netzwerk danach suchen kann. Ausstellen können Nutzerinnen und Nutzer diese
Funktion nicht. All das ist nicht neu, hat aber durch mehrere Tweets des
Tech-Unternehmers Jeremy Burge jetzt für heftige Kritik gesorgt. Denn so wird
das, was Facebook als Sicherheitsfeature anpreist, zur Bedrohung des eigenen
Datenschutzes.

Facebook
sei nicht glaubwürdig, wenn es nach Zwei-Faktor-Authentifizierung verlange,
ohne sie von Suche und Werbung zu trennen, schrieb etwa Alex Stamos,
der ehemalige Chief Security Officer des Unternehmens, auf Twitter. Die
Wissenschaftlerin Zeynep Tüfekçi bezeichnete es als “lausigen Zug” von
Facebook
, mit einem Sicherheitsfeature die Privatsphäre noch weiter
zu unterlaufen. Und der Hamburger Datenschützer Johannes Caspar sagte, dass in
diesem Fall Datensicherheit gegen den Schutz der Privatsphäre von Nutzerinnen
und Nutzern ausgespielt werde. Er äußerte zudem “erhebliche Bedenken”, dass
diese Nutzung mit der europäischen Datenschutzgrundverordnung (DSGVO) vereinbar
sei.

Datenschutz funktioniert nur, wenn man ihn will

Schon
im September 2018 berichtete das
US-Portal Gizmodo
über
Facebooks problematische Nutzung der Zwei-Faktor-Authentifizierung. Das
Netzwerk bestätigte den Bericht damals und betonte, dass Nutzerinnen und Nutzer
die Telefonnummer ja löschen könnten. Das aber reduziert natürlich die
Sicherheit der Facebook-Daten wiederum, sofern die Personen keine andere
Authentifizierungsmethode auswählen. Derartige Methoden, etwa über Google
Authenticator oder Duo Security, bietet Facebook inzwischen auch an.

Dass
dieser Missbrauch eines Sicherheitsfeatures nun erneut so heftig kritisiert
wird und die Tweets darüber mittlerweile mehrere Tausend Retweets und
Likes erhalten haben, zeigt vor allem eins: An vielen Menschen scheint diese
Geschichte schlicht vorbeigegangen zu sein. Und genau darin liegt ein größeres
Problem: Das soziale Netzwerk steht mittlerweile so routinemäßig in der Kritik,
dass der Datenmissbrauch etwas Alltägliches geworden ist. Cambridge
Analytica
, Sicherheitslücke,
Datenzusammenlegung:
Ach, Facebook macht schon wieder irgendwas mit meinen persönlichen
Informationen? Ist halt so, was will
man machen?

Das
ist gefährlich, weil es zeigt: Der Skandal ist der Normalzustand
geworden. Wenn
Nutzerinnen nicht mehr wissen, was mit ihren Daten eigentlich passiert,
wenn sie sich daran gewöhnen, dass persönliche Informationen fleißig
gesammelt und ausgewertet werden und sie der Schutz derer nicht mehr
interessiert, dann lässt sich auch wenig
dagegen unternehmen. Datenschutz funktioniert nur, wenn die Menschen,
denen die Daten gehören, auch wollen, dass sie geschützt werden. Und im
Zweifel dafür kämpfen – oder wie Burge dafür sorgen, sich immer wieder damit zu beschäftigen.

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