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IWH-Studie: Produktivität im Osten deutlich geringer als im Westen

In Ostdeutschland ist die Produktivität auch knapp 30 Jahre nach der Wiedervereinigung immer noch deutlich geringer als im Westen. Das geht aus einer Studie des Leibniz-Insituts für Wirtschaftsforschung Halle (IWH) hervor. Demnach erreicht kein Bundesland im Osten die Produktivität des schwächsten westdeutschen Bundeslandes, des Saarlands. 

Der Studie zufolge haben ostdeutsche Betriebe eine um mindestens 20 Prozent geringere Produktivität. Ein Grund dafür sei, dass es dort nach wie vor an großen Unternehmen mangele, die auch in Forschung und Entwicklung investierten, schreiben die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des IWH. 464 der 500 größten deutschen Unternehmen sitzen demzufolge nach wie vor im Westen.

Besonders groß sind der Studie zufolge die Produktivitätsunterschiede in den Städten. Das liege daran, dass die Konzernzentralen der großen Firmen häufig in westdeutschen Städten angesiedelt sind. Im Westen arbeiten drei Viertel der Beschäftigten in Städten, im Osten sind es nur die Hälfte der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer.

Um die Produktivität im Osten zu fördern, müssten vor allem die Städte gestärkt werden, fordern die Forscherinnen und Forscher. In einer Dienstleistungsgesellschaft wie Deutschland würden die Städte zu den entscheidenden Standorten. Staatliche Subventionen führten bisher aber nicht unbedingt zu einer höheren Produktivität, da die Unterstützung oft an den Erhalt von Arbeitsplätzen gebunden sei. Diese Bedingung stehe einer Produktivitätssteigerung häufig im Weg.

Wissenschaftler fordern bessere Wohn- und Arbeitsbedingungen

Ähnlich groß wie die Produktivitätsunterschiede sind der Studie zufolge auch die Lohndifferenzen. Das mittlere Einkommen liegt in Ostdeutschland bei 81 Prozent des Bundesdurchschnitts. In der Stadt Görlitz erhalten Beschäftigte sogar nur 68 Prozent des Gehalts, das Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer durchschnittlich in Deutschland verdienen.

In Ostdeutschland fehlten zudem zunehmend Fachkräfte. Noch in den Neunzigerjahren hatte der Osten laut IWH einen höheren Anteil hochqualifizierter Arbeitskräfte. Dieser sei jedoch in allen Bereichen verloren gegangen. Zudem sei die Schulabbrecherquote höher als im Westen, und die Zahl der Personen im erwerbsfähigen Alter nehme deutlich schneller ab. Ein weiterer Nachteil sei, dass hochqualifizierte ausländische Arbeitskräfte eher in westdeutsche Regionen zögen.

Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler fordern deshalb, dass der Staat für bessere Bedingungen sorgt. Attraktivere Wohn- und Arbeitsbedingungen sowie ein breites Kultur- und Bildungsangebot könnten den Strukturwandel in Ostdeutschland voranbringen. 

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