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Kabarettist: Werner Schneyder ist tot

Der österreichische Kabarettist, Moderator und Autor Werner Schneyder ist im Alter von 82 Jahren gestorben. Er selbst nannte sich “Universaldilettant”; tatsächlich war der 1932 in Graz geborene und in Klagenfurt aufgewachsene Schneyder in und auf vielen Feldern tätig: Er war Dramaturg, Theaterregisseur, ausgebildeter Boxkampfrichter,
TV-Moderator,
Polemiker, Essayist und Romanautor. Zuletzt schrieb er die ZEIT-Kolumne Der Theaterbesucher

Vor allem erlangte er durch seine Kabarettkarriere Bekanntheit. In mehr als 1.000 Bühnenauftritten in Österreich und Deutschland
kritisierte er die Verhältnisse in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft. Von 1974 an trat er mit Dieter Hildebrandt als Duo auf. Das erste gemeinsame Programm Talk täglich wurde 1974 in der Münchner
“Lach- & Schießgesellschaft” zu einem großen Erfolg. “Es war eine
politische Seelenverwandtschaft”, sagte Schneyder über die Jahre mit dem
2013 verstorbenen Hildebrandt.

Schneyder wich keiner Kontroverse aus, seine Fans schätzten ihn für seine meinungsstarken Stellungnahmen und sein dezidiertes Urteil. Über seine politische Einstellung sagte Schneyder: “Ich bin in einigen
Punkten erzkonservativ, in anderen tief grün, flächendeckend liberal und
sozialpolitisch sehr links.” Im
österreichischen Bundespräsidentenwahlkampf 2016 stand er auf der Seite des Grünen-nahen Alexander Van der Bellen. Den
rechtspopulistischen FPÖ-Kandidaten Norbert Hofer fand er schwer
erträglich.

Politisch grün und gegen den Islam

Den Islam lehnte er gänzlich ab. “Mir fehlt die Distanzierung islamischer Geistlicher zu den
Motiven der Anschläge”, sagte er in einem Interview mit der Deutschen Presse-Agentur dpa. De jure sei der Islam “eine Religion, die die
Weltherrschaft anstrebt”. Die aus politischer Korrektheit gepflegte
Toleranz gegenüber dieser Religion hielt er für falsch.

Ebenfalls bekannt wurde Schneyder als Gastmoderator im ZDF-Sportstudio, ab 1978 moderierte er den kabarettistischen Jahresrückblick Das ausgefallene Sport-Studio. 15 Jahre lang war er auch Boxkampfrichter, und von 1984 bis 1992 berichtete er von den Olympischen Spielen aus Los Angeles, Seoul und Barcelona.

Schneyder wurde am 25. Januar 1937 in Graz geboren. Er studierte Kunstgeschichte und Publizistik in Wien, später promovierte er dort in Publizistik. Zunächst arbeitete er als Lokalsportreporter und Werbetexter. Daraufhin arbeitete er in Salzburg als Theaterdramaturg und schrieb auch Theaterkritiken. Später stand er selbst als Kabarettist auf der Bühne. Meist verfolgte er seine Interessen parallel, war gleichzeitig Autor und Kabarettist, Schauspieler und Aphoristiker, oder Regisseur und Drehbuchautor. Zeitweise schrieb er Kolumnen im Männermagazin Playboy oder für die ZEIT. Insgesamt verfasster er rund 20 Bücher.

“Mir sind die Erfolge passiert”

Sein schallendes Organ war häufig schon von Weitem zu vernehmen und mit
weit ausholenden Gesten trachtete der großbewachsene, kräftige Polemiker
seine Standpunkte zu bekräftigen. Bis zuletzt verweigerte sich
Schneyder der digitalen Kommunikation, seine Texte tippte er in eine Schreibmaschine und korrigierte die Typoskripte von
Hand.

“Mir sind die Erfolge passiert”, sagte er einmal zu den Weichenstellungen in seinem Leben. Musik und die Kunst gehörten zu den Eckpfeilern in Schneyders Leben. Er sammelte Bilder und ging gern in die Oper, die er für bedroht hielt. In seinen Werken verarbeitete er auch persönliche Erfahrungen wie den Krebstod seiner ersten Frau Ilse. Im Buch Krebs. Eine Nacherzählung (2008) erzählte er deren Leidensweg und klagt die Schulmedizin an. Die könne auch als Folter begriffen werden, meinte Schneyder. Außerdem präsentierte sich Schneyder regelmäßig als Sänger. Unter dem Titel Das war’s von mir sammelte er 2017 seine besten Kabarettnummern in aktualisierter Version und mit vielen Chansons. “In der zweiten Hälfte singe ich Liebeslieder. Das ist der andere Schneyder”, sagte er zum Auftakt des Programms.

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