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SpaceX: Wenns gut geht, werden Passagierflüge ins All realistischer

Im Weltraum will die Menschheit ihre Zukunft sichern. Weil die Erde nicht genug ist, sollen Menschen in den nächsten Jahrzehnten regelmäßig ins All reisen – darunter Astronautinnen, die auf Raumstationen forschen, und Touristen, die den Mond umkreisen. Selbst eine Basis in Mondnähe soll gebaut werden. Und vielleicht fliegt noch in diesem Jahrhundert eine erste Delegation zum Mars.

An einer regelmäßigen Fluglinie, die Menschen sicher, verlässlich und kostengünstig ins All bringt, arbeiten gleich zwei private Firmen im Auftrag der US-Weltraumbehörde Nasa: Zum einen das Traditionsunternehmen Boeing, das vor 50 Jahren erstmals Menschen zum Mond brachte. Zum anderen SpaceX, Milliardär Elon Musks privates Raketen-Start-up, das zwischenzeitlich zwar wegen ungeplanter Explosionen in Verruf geriet, längst aber als Dienstleister im Weltraumgeschäft anerkannt ist und sich mit seinen wiederverwertbaren Raketen einen Namen gemacht hat. Im Intersse der Nasa verfolgen beide dasselbe Ziel: den USA wieder die Vorherrschaft in der bemannten Raumfahrt sichern.

Die Kontrahenten haben den Wettkampf mit unterschiedlichen Voraussetzungen und Strategien angetreten. Boeing gegen SpaceX, das bedeutet Erfahrung gegen Visionen. Vermögen gegen Förderrunden. Sicherheit gegen Risiko. Doch im Rennen um die Zukunft der bemannten Raumfahrt liegt derzeit – zumindest zeitlich – nicht Boeing, sondern SpaceX vorn.

“Go for launch”

Denn Elon Musks Firma ist startklar für ihren ersten unbemannten Testflug mit ihrer neuen Kapsel namens Crew Dragon. Jahrelang hat die Branche diesen Moment herbeigesehnt. Nach häufiger Verzögerung hatte die Nasa Mitte Februar schließlich den ersten privaten Testflug für diesen Samstag, den 2. März, genehmigt. Einen Tag vor Start der Mission mit dem offiziellen Namen Demo-1 heißt es: “Go for launch”.
Um 8.49 Uhr deutscher Zeit soll eine Falcon-9-Rakete vom historisch
bedeutenden Startkomplex 39A in Cape Canaveral, Florida, die Kapsel Crew Dragon samt verkabeltem Dummy im Raumanzug und Material für die Internationale Raumstation auf den Weg bringen (siehe Infobox).
Am Sonntag soll sie vollautomatisch an der ISS andocken und sich am 8.
März wieder trennen, den Rückflug zur Erde antreten und etwas mehr als
sechs Stunden später im Atlantischen Ozean landen. So der Plan.

Erstmals seit Stilllegung des Space-Shuttle-Programms im Jahr 2011 könnten die USA damit demonstrieren, dass sie bald wieder in der Lage sein werden, selbst Menschen ins All zu bringen. Die Abhängigkeit von Russlands Sojus-Raketen soll ein Ende haben. Im April will Boeing nachziehen: Deren Crew Space Transportation 100 Starliner, kurz CST-100, soll dann – nachdem auch der zwischenzeitlich für das Jahr 2018 geplante Start verschoben wurde – erstmals abheben.

Doch zunächst müssen nun Elon Musk und sein Team zeigen, ob ihre Crew Dragon hält, was sie verspricht: Sind die elektrischen Systeme unter Kontrolle? Funktioniert die Kommunikationstechnik? Was ist mit Druck, Vibration und Akustik in der Kapsel? All das und mehr soll der unbemannte Test zeigen. Nur wenn alles läuft wie geplant und der Dummy die Reise ins All und zurück zur Erde unbeschadet übersteht, werden Menschen in die Kapsel einsteigen dürfen. Das könnte bei einem erfolgreichen Testflug sogar schon im Juli dieses Jahres passieren.

Für die Nasa jedenfalls läuft es gut im Wettbewerb der privaten Weltraumtaxiunternehmer. Sie hat mit SpaceX und Boeing zwei starke, ehrgeizige Vertragspartner, die angetreten sind, in naher Zukunft das Transportwesen im Weltraum unter sich aufzuteilen. Unter der US-Flagge. Die zweite Ära amerikanischer Shuttles soll damit beginnen.

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