/Bundesliga-Vorschau : Mario Gómez möchte einen Titel

Bundesliga-Vorschau : Mario Gómez möchte einen Titel

Wer spielt wann gegen wen?

Sie dürfen wieder Ihren Lieblingsclub herzen. Oder zur Abwechslung auch mal andersrum denken, in etwa so, wie es Jean Racine im Britannicus formulierte: “Ans Herz drück ich den Feind, doch um ihn zu ersticken.”

Welches Spiel dürfen Sie auf keinen Fall verpassen?

Stuttgart gegen Hannover. Der VfB krepelt seit Dezember auf dem Relegationsplatz rum, Hannover kennt sich hinter der Klippe sogar noch besser aus und hat die Abstiegsränge seit Mitte Oktober nicht mehr verlassen. Zwei der schlechtesten Teams treffen aufeinander; endlich ein Duell auf Augenhöhe, werden sich beide denken. Es ist das erste richtige Abstiegsendspiel der Saison. Ein erster Hinweis, dass Abstiegskampf nicht nur zittrig, sondern auch kreativ macht, findet sich bei Mario Gómez. Der trifft nur noch selten für den VfB, nun hatte er aber eine spannende Idee: “Wir wollen unser eigenes Titelrennen gewinnen”, sagte er. Gómez hofft auf den Titel in der Losertabelle der letzten Vier. Noch nie hatten die vier Teams am Tabellenende zu diesem Zeitpunkt der Saison so wenige Punkte wie Stuttgart, Hannover, Augsburg und Nürnberg derzeit. Mindestens zwei werden aber nach diesem Spieltag hinzukommen. Es sind die kleinen Schritte, die am Tabellenende zählen.

Welches Spiel können Sie mit gutem Gewissen verpassen?

Bayern gegen Gladbach. Kinder der Siebziger riechen bei dieser Ansetzung noch frische Erde an den Trikots von Beckenbauer und Netzer, so rüde begegneten sich die beiden Giganten damals. Lange her, inzwischen gibt es in der Bundesliga den Videobeweis und RB Leipzig, und für die beiden Clubs geht es auch um weniger: den Platz hinter dem BVB. Gewinnt Gladbach seit drei sieglosen Spielen mal wieder, könnten sie zu den Bayern aufschließen. Auch einer der Protagonisten von damals wird zuschauen: Sepp Maier, er wurde am Donnerstag 75 Jahre alt. Wir gratulieren nachträglich und fangen ihm zu Ehren eine Ente hier im Hof bei uns. An der Rivalität der beiden Clubs ist er nicht unschuldig: Als die Bayern im Wiederholungsspiel 1974 Atlético Madrid 4:0 schlugen und den Pokal der Landesmeister holten, stand danach das letzte Spiel der Saison in Gladbach an. Die Bayern standen schon als Meister fest und kamen mit dem Bus direkt vom Europapokalfinale aus Brüssel angereist, es war der Partybus der ersten Generation. Gewohnt zurückhaltend stieg Maier aus und fragte die Gladbacher: “Sollen wir ihn euch mal zeigen, den schönen Pott?” Gladbach gewann 5:0. Wiederholung all dieser Szenen mit dem heutigen Personal: unwahrscheinlich. Einen Abend mit Sepp Maier verbringen: unbedingt.

Wer steht im Blickpunkt?

Bruno Labbadia. Vor fast genau einem Jahr kam der Fußballlehrer nach Wolfsburg, um den VfL in der ersten Liga zu halten. Dieses Jobprofil kannte er schon aus Hamburg. Sein Vorgänger Martin Schmidt war zurückgetreten, der Fußball unansehnlich, der Tabellenplatz 14 verhieß nichts Gutes. Labbadia gelang es zunächst nicht – Achtung, flach! – die Kurve zu kriegen. In zwei scheußlichen Relegationsspielen gegen Kiel sicherte er Wolfsburg die Klasse. Umso erstaunlicher, dass der VfL nun um die Champions-League-Plätze mitspielt, zuletzt schlugen sie Gladbach auswärts 3:0. Jetzt kommen die formschwachen Bremer, weitere VfL-Punkte sind nicht ausgeschlossen. Und noch erstaunlicher, dass der Kicker nun erfahren haben will, dass Labbadia nach der Saison gehen soll. Einfach so. Vertrag läuft aus, Trainer weg. Erlebt man immer seltener im Fußball, diese Vertragstreue. Die Zusammenarbeit mit Sportdirektor Jörg Schmadtke soll nicht ganz so dolle schnurren wie ein V6 im Touareg. Schmadtke hat schon Aachen, Hannover und Köln als Manager übernommen und alle drei in den Europapokal geführt, um bald darauf zu gehen. Vielleicht hat er Labbadia aber auch einfach nichts von der Abschalteinrichtung in dessen Vertrag erzählt, er wäre ja nicht der erste Manager in der Gegend.

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