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Vietnam: Donald Trump und Kim Jong Un beginnen Treffen in Hanoi

US-Präsident Donald Trump und der nordkoreanische Machthaber Kim Jong Un haben ihr zweites persönliches Treffen im vietnamesischen Hanoi begonnen. Geplant waren eine 20-minütige Begegnung und anschließend ein Abendessen in größeren Kreis mit Beratern und Ministern. Das eigentliche Gipfeltreffen mit Gesprächen über eine atomare Abrüstung Nordkoreas als Gegenleistung für die Aufhebung internationaler Sanktionen ist erst am zweiten Gipfeltag geplant.

Trump und Kim begrüßten sich zunächst angespannt und mit ernster Miene vor einer Reihe von jeweils sechs nordkoreanischen und amerikanischen Nationalflaggen mit einem minutenlangen Handschlag. Erst allmählich lockerte sich die Atmosphäre und Trump zeigte sich geehrt über das Treffen mit Kim. “Es ist eine Ehre, mit dem Vorsitzenden Kim zu sein. Es ist eine Ehre, zusammen in Vietnam zu sein, wo sie wirklich den roten Teppich ausgerollt haben”, sagte Trump und stellte Kim wirtschaftliche Entwicklung in Aussicht. “Ich denke, dass Ihr Land gewaltiges wirtschaftliches Potenzial hat. Unglaublich. Unbegrenzt”, so der US-Präsident.

Bei dem anschließenden Abendessen nehmen auch US-Außenminister Mike Pompeo und Trumps Stabschef Mick Mulvaney sowie Nordkoreas Außenminister Ri Yong Ho – ein in den Verhandlungen mit den USA sehr versierter Diplomat – und der Chefunterhändler und berüchtigte Ex-Geheimdienstchef Kim Yong Chol teil. Schwer bewaffnete Sicherheitskräfte mit Panzerfahrzeugen riegelten das Hotel weiträumig ab.

Im Mittelpunkt der Gespräche steht die Forderung der USA nach einer vollständigen und überprüfbaren Denuklearisierung Nordkoreas – also einer vollständigen atomaren Abrüstung des Landes. Kim Jong Un verlangt dafür weitreichende Zugeständnisse der USA, wie etwa die Lockerung der strengen Sanktionen, Sicherheitsgarantien und eine Friedensregelung. “Wir werden sehen, was passiert”, sagte Trump dazu unmittelbar vor dem Gipfel. “Hoffentlich wird es erfolgreich sein.”

International sind die Erwartungen an den Gipfel gering. Beobachter verweisen immer wieder darauf, dass die Führung in Pjöngjang ihr Atomarsenal als eine Art Lebensversicherung gegen mögliche Angriffe oder Umsturzversuche sieht. Medienberichte zufolge haben beide Verhandlungspartner nicht einmal ein gemeinsames Verständnis, was mit Denuklearisierung gemeint ist. Auf US-Seite werden als vor allem zwei Ziele genannt: die Schließung des
wichtigen nordkoreanischen Atomkomplexes Yongbyon und die Zulassung
von Atom-Inspekteuren. Tatsächlich scheint Nordkorea bislang aber noch nicht einmal dazu bereit, eine Liste seiner Atom- und Raketenstätten zur Verfügung zu stellen.

Erreicht werden könnte aber eine informelle Friedenserklärung . Mehr als sechs Jahrzehnte nach dem Ende des Korea-Kriegs wäre dies ein erster, symbolischer Schritt auf dem Weg zu einem reellen Friedensvertrag zwischen den USA und Nordkorea, die sich derzeit offiziell noch im Kriegszustand befinden. Schlussendlich müssten sich daran aber auch Länder wie Südkorea und China beteiligen.

Der US-Präsident hatte sich vor seinem Gespräch mit Kim auch mit dem vietnamesischen Ministerpräsidenten Nguyen Xuan Phuc getroffen. Dabei bezeichnete er Vietnam mit seiner Öffnung gegenüber dem Westen und dem rasanten wirtschaftlichen Entwicklung als ein gutes Vorbild für Nordkorea. Tatsächlich bleibt Kim nach dem Gipfel noch zwei Tage zu einem bilateralen Besuch –  zuletzt hatte sein Großvater Kim Il Sung 1964 das Land besucht.

Gipfeltreffen – »Vietnam gilt als gutes Beispiel«
Donald Trump und Kim Jong Un treffen sich in Vietnam. Was der Gipfel bringen wird und was Nordkorea von Vietnam lernen kann, berichtet Frederic Spohr aus Hanoi.

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