/Fluggesellschaft : Machtkampf um Air France-KLM?

Fluggesellschaft : Machtkampf um Air France-KLM?

Der überraschende Einstieg der Niederlande bei der Fluglinie Air France-KLM verärgert Frankreich. “Es dürfen auf keinen Fall innenpolitische
Debatten am Tisch des Verwaltungsrats ausgetragen werden”, warnte
Frankreichs Präsident Emmanuel Macron. Noch
deutlichere Worte fand Frankreichs Wirtschaftsminister Bruno Le Maire:
“Die Entscheidung der niederländischen Regierung ist unverständlich und
unerwartet.” Die französische Regierung und der Verwaltungsrat der
Allianz seien im Vorhinein nicht über das Vorhaben informiert gewesen.

Am
Dienstagabend wurde bekannt, dass der niederländische Staat sich für
680 Millionen Euro einen Anteil von 12,68 Prozent an der
Fluggesellschaft gesichert hatte und nun fast so viele Anteile wie Frankreich hält. Ziel sei es, den Einfluss auf das Unternehmen
zu stärken, so der niederländische Finanzminister Wopke Hoekstra. Letztlich will die Regierung in Den Haag
auf einen Anteil von rund 14 Prozent kommen, was der
Beteiligung des französischen Staates entspräche.

AirFrance hat sich 2004 mit der niederländischen KLM zusammengeschlossen. Beide Fluggesellschaften werden in vielen Bereichen getrennt geführt.

Nach Angaben von Finanzminister Hoekstra
senden die Niederlande mit dem Aktienkauf ein deutliches Signal, dass
sie die Interessen von KLM, der Öffentlichkeit und auch des Flughafens
Schiphol besser schützen wollen. Die Niederlande wollten damit einen
Beitrag für ein gesundes Unternehmen
leisten, aber auch die niederländischen Interessen in diesem
gemeinsamen Luftfahrtunternehmen deutlicher zum Ausdruck zu bringen.
“Die Crux ist, dass Schiphol von enormer Bedeutung für die
niederländische Wirtschaft ist. Wir wollen sicherstellen, dass dies für
lange Zeit so bleibt”, sagte Hoekstra ANP zufolge.

Um ein Treffen in Paris gebeten

Aus dem
französischen Wirtschaftsministerium hieß es, dass das Verhalten der
Niederländer eher an die Techniken von Aktienhändlern als an einen
staatlichen Aktionär erinnere. Es sei gegenüber dem Verwaltungsrat von Air France und den anderen Aktionären “überraschend” und “unfreundlich” gewesen, vorab nicht über diese Entscheidung zu informieren.

“Der
Verwaltungsrat wird die Auswirkungen dieser neuen Beteiligung auf die
Gruppe, ihre Mitarbeiter, ihre Führungsstruktur und ihren Marktwert
genau beobachten”, teilte Air France-KLM
mit. Die Fluggesellschaft bestätigte, dass der niederländische Staat
den Anteil “ohne Rücksprache” erworben hatte. Nun solle sichergestellt
werden, dass dies die neue Arbeitsdynamik der Gruppe
nicht beeinflussen werde.

AirFrance-KLM verdiente dieses Jahr trotz eines turbulenten Sommers mit Chefwechsel und Streiks in
Europa. Unter dem Strich blieb ein Gewinn in Höhe von
409 Millionen Euro und damit deutlich mehr als ein Jahr zuvor mit 163
Millionen. Im vergangenen Jahr steigerte Air France-KLM
den Umsatz im Vergleich zum Vorjahreszeitraum dank gestiegener
Ticketpreise und besser ausgelasteter Flugzeuge. Der Kanadier Smith hatte im September den Chefposten
bei Air France-KLM
übernommen. Er folgte dem Franzosen Jean-Marc Janaillac, der nach einem Gehaltsstreit mit französischen Gewerkschaften
zurückgetreten war.

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