/Harald Martenstein: Über das Alter

Harald Martenstein: Über das Alter

Ich war bei der Rentenversicherung und habe meinen Rentenantrag eingereicht. Dies ist ein biografischer Plot-Point, wie schon Kaiser Aristoteles gesagt hat – jawohl, ich vermische seit Jahren Zeiten und Stilebenen, zum Lohn dafür kriege ich jetzt 1500 Euro Rente netto. Das ist in etwa die Summe, die ich im Alter regelmäßig bei meinem Stammitaliener als Trinkgeld geben würde, wenn ich Fernsehredakteur geworden wäre. Meine Entscheidung! Als Entschädigung durfte ich mich nämlich bei der Arbeit räuspern, so oft ich wollte, vor der Kamera geht das nicht. Außerdem habe ich als Denkmal des rebellischen, moralisch fragwürdigen und drogenaffinen Printjournalismus alter Schule im Büro geraucht, obwohl es verboten war. Der Betriebsratsvorsitzende rief an und sagte: “Wann genau gehst du? Ich persönlich hätte dich wegen des Rauchens am liebsten erschießen lassen.” Am letzten Tag kriege ich einen Blumenstrauß.

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