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Venezuela: Nicolás Maduro bricht Beziehungen zu Kolumbien ab

Die Spannungen an den Grenzen Venezuelas eskalieren immer mehr. Den von Oppositionschef Juan Guaidó von Kolumbien aus geschickten Lastwagen mit rund 200 Tonnen Hilfsgütern wurde der Weg ins Land versperrt. Die Nationalgarde blockierte die Brücken nach Venezuela
und setzte Tränengas und Gummigeschosse gegen Demonstrantinnen und Demonstranten ein. Berichten zufolge sollen bei den Zusammenstößen mindestens zwei Menschen getötet worden sein.

Die Nachrichtenagentur AFP zitierte einen Sprecher der Nichtregierungsorganisation Foro Penal: Ihm zufolge sollen zwei Personen durch Schüsse gestorben sein. 31 Menschen wurden verletzt. Auch die Nachrichtenagentur Reuters berichtete von zwei Toten. Sie berief sich dabei auf die Aussage eines Arztes, in dessen Krankenhaus die beiden Personen gebracht worden waren.

Präsident Nicolás Maduro sieht die vor allem von den USA gespendeten Hilfsgüter als
Vorwand, um ihn aus dem Amt zu drängen. Weil der kolumbianische
Präsident Iván Duque den selbst ernannten Übergangspräsident Guaidó unterstützt, verkündete Maduro am Samstag den Abbruch aller Beziehungen zu dem Nachbarland. Die Diplomaten Kolumbiens hätten 24 Stunden Zeit, Venezuela zu verlassen, sagte Maduro in einer Rede vor Tausenden jubelnden Anhängern in Caracas.

Maduro versprach seinen Anhängern, er werde nie aufgeben und die Unabhängigkeit Venezuelas notfalls auch mit seinem Leben verteidigen. Seinen Kontrahenten Guaidó nannte er eine Marionette des Weißen Hauses, die trotz seines Gehabes keine Macht in Venezuela habe.

Guaidó hatte die Bürger
aufgerufen, eine “Humanitäre Lawine” zu bilden, um die Lebensmittel und
Medikamente auch gegen den Willen Maduros ins Land zu schaffen. Am Nachmittag verkündete er auf Twitter, dass von Brasilien aus eine erste
Hilfslieferung bereits die Grenze überquert habe. Eine unabhängige Bestätigung gab es dafür zunächst nicht. Die Nachrichtenagentur AP berichtete, dass sich lediglich zwei Lastwagen ein Stück weit der Grenze genähert hätten.

Streitkräfte verlassen Armee

Ein Major der venezolanischen Armee hat sich derweil offen gegen Maduro gestellt und angekündigt, den Transport von
Hilfslieferungen ins Land zu unterstützen. Major Hugo Parra Martínez
rief in einem Video, das über soziale Netzwerke verbreitet wurde, durch
ein Megafon, er sei bereit, sich dem Kampf für Venezuelas Freiheit anzuschließen.

Er
ist das fünfte Mitglied der venezolanischen Streitkräfte, das am
Samstag desertierte. Zuvor hatten sich bereits vier Mitglieder der
Nationalgarde an der Grenze zu Kolumbien ergeben.

Tote an Grenze zu Brasilien

Am Freitag hatte Oppositionsführer Juan Guaidó, der sich am 23. Januar zum Interimspräsidenten erklärt hatte, trotz eines
Ausreiseverbots ein Benefizkonzert in Kolumbien besucht. Daraufhin ließ Maduro große Teile der Grenze zum Nachbarland schließen. Dieser Schritt wird von internationalen Organisationen wie den Vereinten Nationen kritisiert.

Das Konzernt im kolumbianischen Grenzort Cúcuta besuchten Zehntausende Anhänger Guaidós. Der britische Milliardär Richard Branson hatte die Veranstaltung Venezuela Live Aid initiiert. Der Erlös des Konzerts, an dem unter anderem die Musiker Alejandro Sanz und Miguel Bosé aus Spanien, Juanes aus Kolumbien und der durch den Hit Despacito bekannte Puerto Ricaner Luis Fonsi teilnahmen, soll der Bevölkerung Venezuelas zugutekommen. 

An der Grenze zu Brasilien, die Maduro ebenfalls schließen ließ, wurden bei Zusammenstößen zwischen dem venezolanischen Militär und Demonstranten am Freitag zwei Zivilisten getötet. Elf weitere Menschen wurden verletzt in Krankenhäuser
auf der brasilianischen Seite eingeliefert, wie das
Gesundheitsministerium des Bundesstaats Roraima mitteilte.

Venezuela ist in einer schweren politischen und
wirtschaftlichen Krise, es fehlt an Lebensmitteln und Medikamenten. Die Inflationsrate, die der Internationale Währungsfonds 2018 für Venezuela errechnet hat, beträgt
1.370.000 Prozent. Drei Millionen Menschen sind nach Schätzungen des UN-Flüchtlingshilfswerk aus dem Land geflohen.

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