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Unfallrettung: Den Weg für Rettungskräfte freilassen

Was passiert mit der Rettungsgasse, wenn
eine dreispurige Straße endet? Es geht dabei um folgende Situation: Die
Rettungsgasse wird zwischen der linken und der unmittelbar rechts daneben
liegenden Fahrspur gebildet. Wenige Meter später verschwindet die linke Spur,
die Straße verläuft von nun an nur noch zweispurig, die Rettungsgasse muss also
zwischen diesen beiden Spuren gebildet werden. Was passiert unmittelbar an der
Verengung? Wie kommen Rettungsfahrzeuge dort durch und wie verhalte ich mich
richtig?, fragt ZEIT-ONLINE-Leser Tobias Gutsch aus Miltenberg.

Immer
wieder klagen Feuerwehr und Rettungskräfte darüber, dass Autofahrerinnen und
-fahrer überfordert sind, eine Rettungsgasse zu bilden, durch die die Helfer
sicher und schnell an den Unfallort kommen. “Auf einer Autobahn oder einer
anderen Straße außerorts mit mindestens zwei Fahrspuren für eine Richtung muss
eine Rettungsgasse gebildet werden, sobald sich der Verkehr mit
Schrittgeschwindigkeit bewegt oder zum Stillstand kommt”, sagt Stefan Herbers,
Fachanwalt für Verkehrsrecht in Oldenburg.

Dabei
spielt es keine Rolle, ob sich tatsächlich ein Rettungsfahrzeug nähert oder
beispielsweise aufgrund eines Verkehrsunfalls mit Rettungsfahrzeugen zu rechnen
ist, wie der Rechtsanwalt erklärt. “Es ist zu spät, erst dann eine freie Gasse
zu bilden, wenn sich Rettungskräfte mit Blaulicht und Martinshorn nähern”, sagt
Herbers. Nachzulesen ist die Regelung in Paragraf 11 Absatz 2
Straßenverkehrsordnung (StVO)
.

Weil
manche anscheinend nicht wissen, wie sie sich in dieser Situation verhalten,
erklärt der Verkehrsrechtsexperte, wie es geht: “Eine Rettungsgasse wird
gebildet, indem die Fahrzeuge, die auf dem linken Fahrstreifen fahren, nach
links ausweichen und die Fahrzeuge auf den übrigen Fahrstreifen nach rechts
ausweichen.” Herbers fügt hinzu: “Dieses Prozedere gilt immer, unabhängig
davon, ob es zwei oder mehr Fahrstreifen gibt.” Wichtig dabei: Der
Standstreifen muss frei bleiben.

“An
Baustellen kann es schwierig sein, eine Rettungsgasse zu bilden. Hier ist es
eventuell sinnvoll, versetzt und mit entsprechendem Abstand zum davor
befindlichen Fahrzeug zu fahren oder anzuhalten”, rät Herbers.

Doch
wie funktioniert die Rettungsgasse, wenn – wie vom Leser geschildert – sich die
Fahrbahn von drei auf zwei Fahrspuren verengt? “Wenn bei mehreren Fahrspuren
für eine Richtung eine Fahrspur endet, wird das Reißverschlussverfahren angewendet
(Paragraf 7 Absatz 4 StVO). In der Regel endet die linke Fahrspur, und der
Verkehr von dort muss auf die rechts daneben befindliche Fahrspur wechseln”,
erläutert der Fachanwalt. “Endet aber die linke Spur in einem Bereich, in dem
eine Rettungsgasse zu bilden ist oder gebildet wurde, dann bleiben die
Fahrzeuge, die für die Rettungsgasse nach links ausgewichen sind, weiterhin
links. Bei ursprünglich drei Fahrspuren für eine Richtung führt dies dazu, dass
sich ausnahmsweise die Fahrzeuge auf den beiden rechten Fahrspuren untereinander
einzufädeln haben.” Auf diese Weise bleibt die Rettungsgasse permanent
erhalten, auch bei einem Wechsel von drei auf zwei Fahrspuren.

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