/Franken-“Tatort”: Götterdämmerung à la minute

Franken-“Tatort”: Götterdämmerung à la minute

Im Bayreuther Tatort: Ein Tag wie jeder andere erschießt der Anwalt Thomas Peters in einem laufenden Prozess den Richter. Kurz vor der Tat schaut er auf die Uhr und wartet die volle Stunde ab. Dann flüchtet er. Nochmals eine Stunde später stirbt eine Universitätsmitarbeiterin. Wieder ist Peters der Täter. Es gibt zunächst kein erkennbares Motiv, keine Verbindung zwischen dem Täter und den beiden Opfern. Droht ein dritter Mord zur nächsten vollen Stunde? Wer wird das Opfer sein und wo ist die Tat geplant? Kommissar Felix Voss (Fabian Hinrichs) und seine Kollegin Paula Ringelhahn (Dagmar Manzel) ermitteln in einem Wettlauf gegen die Zeit.

1. Worüber werden am Montag alle reden?

Christian Buß: Über Hannibal Lecter und Das Schweigen der Lämmer.
Seit dem Thriller wissen wir: Je mehr du einen genialen Killer durch
Sicherheitsmaßnahmen vom Töten abhalten willst, desto sicherer wird er seine
blutigen Pläne durchführen. Die überbetonte Zwangsjackenverwahrung des Täters
im Tatort macht also wenig Sinn.

Lars-Christian Daniels: Über den verblüffenden Twist, mit dem der fünfte Franken-Tatort
seinen zweiten Höhepunkt erreicht – auch, wenn er nicht uneingeschränkt
glaubwürdig ist.

Matthias Dell: Über die
Anstrengungen, die Erwartungen an einer beschaulichen Tätersuche in dieses Hin
und Her von Wissen und Nicht-Wissen zu integrieren.

2. Was haben Sie aus diesem “Tatort” gelernt?

Christian Buß: “Paragraf 44 des Lebens- und Futtermittelgesetzes sagt,
dass du dich zur Selbstanzeige bringen kannst, wenn du vergiftete Lebensmittel
in Umlauf bringst. Alle Beweise, die du selbst vorlegst, dürfen nicht gegen dich
verwendet werden.” So erklärt es Kommissar Voss der Kollegin Ringelhahn – damit dieser blutige Killerthriller auch einen gesellschaftspolitischen
Mehrwert erhält. 

Lars-Christian Daniels: Der Paragraf 44 des
Lebensmittel- und Futtermittelgesetzes sollte bei Gelegenheit mal auf den
Prüfstand gestellt werden. 

Matthias Dell: Es lohnt sich,
auf die Nebensächlichkeiten zu achten.

3. Welche Frage bleibt offen?

Christian Buß: Wie genau hat das genialische Mörderhirn den komplizierten
Gifttod seines Feindes berechnet? Ach, auch egal.

Lars-Christian Daniels: “Milch?
Zucker?”

Matthias Dell: Was macht der
Weimarer Revierspaßvogelchef Stich mit der tollen Verkleidung
hier?

4. Welche Rolle hätte man besser besetzen sollen? Und mit wem?

Christian Buß: Der eigentlich tolle Jürgen Tarrach spielt den ruchlosen Unternehmer ein bisschen sehr auf Autopilot.

Lars-Christian Daniels: Gleich zwei –
und zwar weil Thorsten Merten schon seit Jahren als Kripochef Kurt Stich
im Tatort aus Weimar unter Vertrag steht und Thomas Kügel exakt einen Sonntag
später wieder als Kripochef Roland Schladitz im Tatort aus Kiel zu sehen sein
wird. Gibt es wirklich so wenig gute Schauspieler in Deutschland? 

Matthias Dell: Keine.

5. Von welcher Szene werden Sie träumen?

Christian Buß: Von allen Psychokillern des Kinos, die trotz Zwangsjacke
und Vollverkettung immer wieder Böses tun.

Lars-Christian Daniels: Rechtsanwalt
Peters klettert aus einem Taxifenster, das er kurz zuvor zerschossen hat – und
schlitzt sich an den Resten der Scheibe so richtig schön die Hände, die Beine
und die Bauchdecke auf. Auch, wenn dabei wenig Blut fließt: Das tut schon beim
Zugucken weh.

Matthias Dell: Wie Peters sich aus dem Taxi durchs zersplitterte Fenster rutscht – das
muss doch ziemlich unangenehm gewesen sein.

6. Von 0 (super spannend) bis 10 (schon um halb neun eingeschlafen): Wie viele goldene Schlafmützen bekommt dieser “Tatort”?

Christian Buß: 3 Schlafmützen 😴 😴 😴

Lars-Christian Daniels: 2 Schlafmützen 😴 😴 😴

Matthias Dell: 2 Schlafmützen 😴 😴

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