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Saudi-Arabien: Zwei saudische Schwestern sitzen nach Flucht in Hongkong fest

Seit sie vor sechs Monaten aus Saudi-Arabien flohen, sitzen zwei junge Schwestern in Hongkong fest. Während eines Familienurlaubs in Sri Lanka hatten sie sich in die chinesische Sonderverwaltungszone abgesetzt. In mehreren Videos berichteten die beiden Frauen, sie seien vor Misshandlungen in ihrer Familie geflohen.

In einem CNN-Interview sagten sie, dass die Gewalt von ihrem Vater und Brüdern ausgegangen sei. “Seit wir Teenager waren, erfuhren wir Gewalt in der Familie und
Missbrauch”, sagte eine der Schwestern. Ihre richtigen Namen wollen sie nicht bekannt geben. Sie nennen sich Reem und Rawan, sind 18 und 20 Jahre alt. Ursprünglich wollten sie Australien erreichen, um dort Asyl zu beantragen. Ihre Flucht hätten sie seit zwei Jahren via WhatsApp geplant.

Während eines Zwischenstopps auf ihrer Flucht, am Flughafen in Hongkong, seien sie von zwei Männern angesprochen worden, berichteten die jungen Frauen. Die hätten versucht, ihre Pässe zu entwenden. Bei den Männern soll es sich nach Informationen von SriLankan Airlines um zwei Flughafenmitarbeiter gehandelt haben.

Hochrangiger Diplomat soll beteiligt sein

Der Anwalt der Frauen, Michael Vidler, sagte, es gebe Videoaufnahmen auf denen zu erkennen sei, dass der saudische Generalkonsul Omar Al-Bunayan direkt in den Fall involviert ist. Er habe mit den Schwestern und den Flughafenmitarbeitern gesprochen. Die Flughafenmitarbeiter hätten beide Frauen in einen anderen Bereich des Flughafens gebracht. Der Konsul habe den Flug, der ursprünglich nach Melbourne gehen sollte, umbuchen lassen. Über Riad sollten sie nach Dubai zurück zu ihrer Familie gebracht werden.

Als ihnen die neuen Flugtickets ausgehändigt werden sollten, konnten die Schwestern sich vom Flughafengelände in die Großstadt absetzen. Seitdem hätten sie aus Angst vor einer Entführung 13 Mal die Unterkunft
gewechselt. Auf Twitter teilten sie mit, man habe ihre Pässe ungültig gemacht.
Sie seien aufgefordert worden, in der saudischen Botschaft neue zu
beantragen. “Wir wollen nicht das gleiche Schicksal erleiden wie Jamal Khashoggi“, erklärten die Schwestern. Der saudische Journalist wurde im Oktober 2018 im saudischen Konsulat in Istanbul ermordet.

Den Frauen droht die Todesstrafe

Frauen haben in Saudi Arabien weniger Rechte als Männer. Sie müssen sich
mit einem Ganzkörperschleier, genannt Abaya, verhüllen. Es ist ihnen
verboten, frei zu Reisen oder selbständig einen Pass zu beantragen.
Frauen in Saudi-Arabien brauchen dafür stets die Zustimmung eines
Mannes. Seit 2017 hat das Königreich die Vorschriften für Frauen etwas gelockert. Mittlerweile ist es ihnen erlaubt, Auto zu fahren. “Da wird eine Frau zu Hause missbraucht und niemand hört ihre Stimme, und die wollen, dass wir uns über ein Auto freuen?”, sagte Rawan gegenüber CNN.

In ihrer Stellungnahme sagten die Schwestern, sie hätten sich vom Islam mittlerweile abgewendet. In Saudi-Arabien steht auf Apostasie die Todesstrafe. “Wir sind von zu Hause geflohen, um uns in Sicherheit zu bringen”,
erklärten die Schwestern. “Wir hoffen, wir bekommen Asyl in einem Land, das
die Rechte von Frauen anerkennt.”

Der Fall der geflüchteten Schwestern erinnert an Rahaf Muhamad Al-Qunun aus Saudi-Arabien. Die 18-Jährige wurde im Januar auf der Flucht vor ihrer Familie in Bangkok gestoppt. Auch sie wollte nach Australien, um dort Asyl zu beantragen. Al-Qunun erhielt schließlich Asyl in Kanada. Auch sie gab an, wegen körperlicher und seelischer Misshandlungen vor ihrer Familie geflüchtet zu sein. Das Königreich Saudi-Arabien steht seit Langem wegen frauenfeindlicher Gesellschaftsstrukturen in der Kritik.

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