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Berliner Staatsoper: Orchestervorstand verteidigt Daniel Barenboim

Im Konflikt um den künstlerischen Leiter der Berliner Staatsoper Unter den Linden, Daniel Barenboim, hat der Orchestervorstand den Chefdirigenten verteidigt. Die Staatskapelle feiere mit ihrem Generaldirektor durch
gegenseitiges Vertrauen und in enger Zusammenarbeit regelmäßig große
künstlerische Erfolge, teilte der Orchestervorstand mit. “Dieses Vertrauen
bleibt gerade auch jetzt unangetastet. Die
Staatskapelle freut sich deswegen auf weitere Jahre erfolgreicher
Zusammenarbeit.”

Der inzwischen in München spielende Musiker Willi Hilgers hatte im
Bayerischen Rundfunk (BR) Vorwürfe gegen Barenboim erhoben und unter
anderem von häufigen Schikanen gesprochen. Er habe Bluthochdruck
bekommen und am Ende unter einer schweren Depression gelitten. Barenboim
hatte die Vorwürfe zu seinem persönlichen Verhalten zurückgewiesen. In einer von der Staatsoper verbreiteten Stellungnahme hieß es: “Die Staatskapelle Berlin hat Daniel Barenboim vor 28 Jahren zum Generalmusikdirektor gewählt und im Jahr 2000 zum Chefdirigent auf Lebenszeit ernannt.”

Der Intendant Matthias Schulz sagte, er stehe dafür, “dass Konflikte, die es selbstverständlich auch an einem Opernhaus gibt, bewusst und konstruktiv angegangen werden”. Ein Grundpfeiler der Arbeit in der Staatsoper sei ein offener, wertschätzender und angstfreier Umgang miteinander. “Dies umfasst alle Mitarbeiter des Hauses und somit selbstverständlich auch den von uns sehr geschätzten Generalmusikdirektor Daniel Barenboim und die vertrauensvolle Zusammenarbeit mit ihm.” Daran werde weiterhin gemeinsam gearbeitet.

“Angst” vor Barenboims Temperament

Wie kaum ein anderer Musiker gilt Barenboim
als zentrale Figur der klassischen Musik der Gegenwart. Als Wunderkind am
Klavier wurde er vom Dirigenten Wilhelm Furtwängler entdeckt. Eine
Einladung mit damals elf Jahren, bei den Berliner Philharmoniker
aufzutreten, schlug Barenboims Vater aus. Es sei zehn Jahre nach dem Ende der NS-Zeit für einen Juden zu früh, in Deutschland zu spielen.

Nach der Kritik des Paukisten meldeten sich auch andere Musiker zu Wort. Ein ehemaliges Mitglied der Staatskapelle, der 13 Jahre im Orchester spielte, sprach im BR von “Angst” vor Barenboims Temperament. Manchmal sei dieser launisch gewesen, aus dem Nichts sei dann ein Stimmungswandel gekommen. Das Magazin Van hatte bereits vor drei Wochen mehrere ehemalige und aktive Mitarbeiter der Staatsoper anonym zitiert, die ein launisches und aggressives Verhalten Barenboims beklagt hatten.

Ein aktueller Musiker sagte laut BR, an den Vorwürfen sei etwas dran, warb aber um Verständnis. Barenboim sei sicher nicht der geduldigste Mensch. Die Frage sei aber, “ob ein netter Opa von nebenan in der Lage ist, einen solchen Spannungsbogen aufzubauen wie Barenboim in einer Bruckner-Symphonie”.

Über den früheren Paukisten sagte Barenboim: “Wenn ich ihn so ungerecht behandelt hätte – warum ist er dann 12 oder 13 Jahre hiergeblieben? Ich bezweifle seinen guten Willen in dieser Sache.” Er sei ihm gegenüber kritisch gewesen. “Er hatte einen sehr schönen Klang und machte wunderschöne Farben auf der Pauke. Aber er hatte rhythmische Schwächen, und darüber habe ich mit ihm gesprochen und das selbstverständlich auch kritisiert”, sagte Barenboim weiter. “Das ist nun einmal meine Aufgabe.”

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