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Frankreich: Justiz untersucht antisemitische Angriffe bei Gelbwesten-Protesten

Bei
Protesten der Gelbwesten in Paris ist der jüdische Philosoph Alain Finkielkraut antisemitisch beschimpft und bedroht worden. Wie die
Jüdische Allgemeine berichtet, riefen mehrere
Demonstrationsteilnehmer Finkielkraut Parolen wie “Du Dreckiger
Zionist!”, “Frankreich gehört uns!”, “dreckige Rasse” und
“Das Volk wird Dich bestrafen!” zu. Auch fielen
pro-palästinensische und israelfeindliche Äußerungen.
Sicherheitskräfte mussten sich schließlich zwischen Finkielkraut
und die Protestierenden stellten.

Die Pariser Staatsanwaltschaft leitete nach eigenen
Angaben Vorermittlungen wegen des Vorfalls ein. Sie stützen
sich auf einen Paragrafen, der öffentliche Beleidigungen auf Grundlage
von Herkunft, Ethnie oder Religion verbietet. Finkielkraut
sagte in einem Interview nach dem Vorfall, dass er große Angst vor
den Demonstrierenden habe. Ihm zufolge “kommt es regelmäßig zu
antisemitischen Vorfällen” bei den Gelbwesten-Protesten.

Am
Samstag waren in ganz Frankreich rund 41.500 Menschen auf die Straße
gegangen – rund 5.000 davon in Paris. Anders
als bei früheren Protestmärschen, die von Gewalt geprägt waren,
blieb es in Paris überwiegend friedlich. Allerdings
kam es in Bordeaux
und Toulouse zu
Zusammenstößen zwischen Demonstranten und der Polizei.

Der
französische Präsident Emmanuel Macron verurteilte den
antisemitischen Vorfall auf Finkilekraut. “Die antisemitischen
Beleidigungen, denen er ausgesetzt war, sind die absolute Negation
dessen, wer wir sind und was uns zu einer großen Nation macht. Wir
werden sie nicht tolerieren”, twitterte Macron. Der Präsident
erinnerte daran, dass der in Paris geborene Finkielkraut aus einer
polnischen Einwandererfamilie stammt. Finkielkraut ist zudem Mitglied
in der traditionsreichen Académie française.

Anstieg antisemitischer Taten in Frankreich

Erst
vor kurzem hatte der französische Innenminister Christophe Castaner
einen Anstieg von antisemitischen Vorfällen mitgeteilt. Demnach gab
es 2018 541 antisemitische Taten – das sind 74 Prozent mehr als in
2017. Castaner sagte, dass sich der Antisemitismus “wie ein Gift”
ausbreite. Castaner erwähnte auch aktuelle Vorfälle: So wurde das
Schaufenster eines Geschäfts in der Pariser Innenstadt mit dem Wort
“Jude” beschmiert und ein Straßen-Kunstwerk mit einem Porträt
der verstorbenen früheren Ministerin und Holocaust-Überlebenden
Simone Veil mit einem Hakenkreuz übermalt.

Der
jüdische Dachverband Frankreichs (Crif) teilte mit, dass der Hass
sei in der französischen Gesellschaft tief verankert.
Die Zahlen
spiegelten nur teilweise den “alltäglichen Antisemitismus”
wider, mit dem viele Gemeindemitglieder konfrontiert seien, sagte
Crif-Präsident Francis Kalifat. Ihm zufolge muss es einen Ruck durch
die Gesellschaft geben.

Laut Regierungssprecher Benjamin Griveaux würden für den
zunehmenden Antisemitismus auch die Gelbwesten verantwortlich sein.
Am Rande ihrer Kundgebungen tauchten oft “absolut inakzeptable
antisemitische Schmierereien” auf, sagte er. Auch Präsident
Macron, der früher als Investmentbanker bei Rothschild arbeitete,
wird antisemitischen Schmähungen unterworfen. So wird er in
Schmierereien als “Judenhure” bezeichnet.

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