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Airbus: Wette verloren

“Hinterher ist man immer schlauer”, sagt Airbus-Chef Tom Enders: Mit der Einstellung des A380-Programms korrigiert der Flugzeugkonzern einen historischen Fehler.

Airbus: Ein A380 über der Skyline Hong Kongs

Ein A380 über der Skyline Hong Kongs
© Stringer/Reuters

Anfang dieses Jahrtausends setzte Airbus fast alles auf eine
Karte. Sie hieß Hub and Spoke (Nabe und Speiche). Die Manager des europäischen Flugzeugherstellers erwarteten, dass sich künftig die
Luftverkehre an den großen Flughäfen wie Frankfurt, München oder London bündeln
und die Passagiere von diesen Hubs dann weiterfliegen oder -fahren bis an ihr nahes Endziel. Die
A380 war das ideale Fluggerät, um Großflughäfen wie New York, Paris oder
Amsterdam zu verbinden.

Der US-Konkurrent Boeing hingegen verfolgte eine andere Strategie: Punkt zu
Punkt. Von Düsseldorf nach Boston, von Charlotte nach San Francisco. Dafür
erfand das Unternehmen die 787, die bis heute mehr als 1.400-mal bestellt wurde. Von der
A380 werden am Ende wohl nur rund 250 ausgeliefert sein.

Jetzt sagt Airbus-Chef Tom Enders: “Hinterher ist man immer schlauer.” Man muss nur auch
die richtigen Schlüsse ziehen. Der entscheidende heißt nun bei Airbus: Die Produktion der A380 wird eingestellt, 2021 die letzte Maschine ausgeliefert. Damit hat Enders sich und seinen Mitarbeitern endgültig eingestanden, eine historische Wette
verloren zu haben.

Der Bau der A380 war aber keine Operation Größenwahn,
sondern folgte zwei Motiven. Erstens hatte Boeing schon einen Riesenvogel und verdiente
mit der 747 Monopolmilliarden. Airbus wollte da nicht länger zugucken. Zweitens wollte das Unternehmen den Fluggesellschaften eine große, ökonomische Maschine anbieten – ohne zu ahnen, wie effizient
selbst kleinere Flugzeuge heutzutage durch die Welt fliegen.

Dabei basierte
gerade das Marketing der A380 auf diesem Wörtchen. Effizienz. Bis zu 850
Menschen fanden in der Maschine Platz, das sind fast fünfmal mehr, als in
eine A320 passen. Diese Massen fliegen dann über den Atlantik, nach Australien
oder zwischen den Millionenmetropolen in China. Doch all dieses Gewicht braucht
Energie. Beim Start tankte die A380 bisweilen mehr Kerosin, als sie selbst wiegt.

Heute verbrauchen Flugzeuge ein Fünftel weniger Treibstoff –
und sie benötigen auch weniger Triebwerke. So weh den Ingenieuren und manchem
Passagier die Einstellung des A380-Programms tun wird, auch aus ökologischer
Sicht ist sie geboten.

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