Der Aachener Karlspreis beschwört die Einheit Europas – und ist schwer auszuhalten. Mit großer Verlässlichkeit werden ausschließlich die Etablierten und Mächtigen geehrt.
Zu den größeren Rätseln des öffentlichen Lebens in Deutschland zählt das
Prestige, das der “Internationale Karlspreis zu Aachen” genießt, der für Verdienste um die
Einheit Europas verliehen wird. Seine diesjährige Zuerkennung an UN-Generalsekretär Antonio
Guterres wurde jüngst auf den Titelseiten führender Tageszeitungen vermeldet. Ende Mai, wenn
Guterres die Auszeichnung erhält, wird der Festakt gewiss zur besten Sendezeit in den
Hauptnachrichten des Fernsehens vorkommen, mit Bildern des Geehrten, um dessen Hals die
Medaille hängt wie ein Lebkuchenherz von der Kirmes. Der Karlspreis ist ein fester Bestandteil
der bundesdeutschen politischen Kultur, ein offenbar unantastbares Ritual.
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