/Finnland: Test zum Grundeinkommen zeigt keine Wirkung auf den Arbeitsmarkt

Finnland: Test zum Grundeinkommen zeigt keine Wirkung auf den Arbeitsmarkt

Ein Grundeinkommen steigert laut einer Studie
das Wohlbefinden der Empfängerinnen und Empfänger, führt allerdings nicht zu mehr
Beschäftigung. Zu diesem vorläufigen Ergebnis kommen Forscher in
Finnland. Abschließende Schlussfolgerungen aus dem Experiment konnten
allerdings noch nicht gezogen werden, da bisher nicht alle Daten
ausgewertet worden sind. Auch in Deutschland wird seit Langem über
Modelle wie ein bedingungsloses Grundeinkommen diskutiert, dabei verlaufen die Fronten teils quer durch die Parteien.

Über
zwei Jahre hinweg war 2.000 zufällig ausgewählten
Arbeitslosen 560 Euro monatlich ausgezahlt worden, was ungefähr dem monatlichen Arbeitslosengeld in Finnland entspricht. Die Probandinnen und Probanden im Alter zwischen 25 und 58 Jahren mussten das Geld
nicht
versteuern und durften ohne Abzüge und Auflagen Lohn in Teilzeitjobs hinzuverdienen. Am 31. Dezember 2018 endete das Experiment.

Im Verlauf der Studie sind die Teilnehmenden dazu befragt worden, wie sie ihren Gesundheitszustand bewerten und wie viel Stress sie empfinden. Die Selbstauskünfte der 2.000 Empfänger des Grundeinkommens unterschieden sich von denen einer Kontrollgruppe, die aus regulären Arbeitslosengeldempfängern bestand: 56 Prozent der Probandinnen aus der Testgruppe empfanden ihren Gesundheitszustand als “gut” oder “sehr gut”, im Vergleich zu 46 Prozent in der Kontrollgruppe. 17 Prozent der Grundeinkommensempfänger gaben einen “hohen” oder “sehr hohen” Grad an empfundenen Stress an, in der Kontrollgruppe waren es 25.    

Die leitende Forscherin Minna Ylikännö
vom finnischen Sozialversicherungsinstitut Kela sagt, die Testpersonen des Grundeinkommens hätten zudem “ein
stärkeres Vertrauen in ihre Zukunft und ihre eigenen gesellschaftlichen
Mitwirkungsmöglichkeiten”.

Auf dem Arbeitsmarkt habe es allerdings keine wesentlichen Unterschiede gegeben. Die Empfängerinnen und Empfänger von Grundeinkommen
arbeiteten im ersten Jahr des Experimentes im Schnitt etwa gleich viele
Tage wie die Menschen aus der Kontrollgruppe, sagte
Forschungskoordinator Ohto Kanninen vom Forschungszentrum für
Erwerbstätige. Sie fanden also weder besser noch schlechter Arbeit. Die Einnahmen aus eigener Arbeit waren in der Testgruppe ebenfalls fast gleich, im Schnitt 21 Euro niedriger als in der Kontrollgruppe. Die Arbeitslosigkeit in Finnland liegt derzeit bei mehr als sieben Prozent.

Hinter
dem Experiment steht die Regierung von Ministerpräsident Juha Sipilä.
Das Institut Kela war für die Umsetzung verantwortlich. Der Versuch hat die finnische Regierung im Jahr etwa zehn Millionen Euro gekostet. Ziel sei es
gewesen, zu klären, wie Sozialleistungen geändert werden könnten, um
besser dem heutigen Erwerbsleben zu entsprechen.

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