/Seda Başay-Yıldız: Frankfurter Anwältin erhält vierten Drohbrief von “NSU 2.0”

Seda Başay-Yıldız: Frankfurter Anwältin erhält vierten Drohbrief von “NSU 2.0”

Die Frankfurter Anwältin Seda Başay-Yıldız hat einen vierten Drohbrief mit der Unterschrift “NSU 2.0” erhalten. Das Schreiben sei direkt an die Kanzlei von Başay-Yıldız geschickt worden, sagte eine Sprecherin der Staatsanwaltschaft Frankfurt ZEIT ONLINE. Das Schreiben sei in der Aufmachung mit den früheren Drohbriefen
an Başay-Yıldız identisch. Weitere Angaben zum Inhalt wollte die Sprecherin nicht
machen. In den vorangegangenen Schreiben war die Tochter der Anwältin mit dem
Tod bedroht worden. Die Frankfurter Allgemeine Zeitung hatte zuerst über das erneute Schreiben berichtet und geschrieben, dass der Brief an das Frankfurter Polizeipräsidium gefaxt worden sei.

Wer hinter den Briefen steckt, ist weiter unklar. Die Ermittlungen laufen. Die Rechtsanwältin hatte erst vor wenigen Tagen ein drittes Schreiben mit Drohungen erhalten.

Das erste Schreiben hatte Başay-Yıldız im August 2018 erhalten, nachdem sie den als
Gefährder eingestuften Sami A. verteidigt hatte. Das Fax enthielt den
vollen Namen der zweijährigen Tochter und die genaue Wohnadresse der
Familie. Behörden fanden daraufhin heraus, dass Daten der Anwältin an
einem Computer im 1. Polizeirevier Frankfurt abgefragt worden waren. Im
Zuge der weiteren Ermittlungen wurde eine mutmaßliche rechtsextreme Chatgruppe der Frankfurter Polizei aufgedeckt. Fünf Beamte wurden vom Dienst suspendiert.

Das zweite Schreiben stützte sich einem Medienbericht zufolge wieder auf Daten, die
nicht öffentlich verfügbar sind. Das Fax enthalte etwa die Namen von Başay-Yıldız’ Eltern, ihres Mannes und ihrer
Tochter. “So etwas kann man nicht über die sozialen Netzwerke
herausfinden”, sagte die Anwältin der Süddeutschen Zeitung. “Mein Vater ist
79, der ist nicht auf Facebook oder sonst wo aktiv.” Alle genannten
Menschen seien jedoch unter ihrer Adresse gemeldet.
Den Angaben nach bezog sich das Fax direkt auf die Suspendierung der
fünf Frankfurter Polizisten. Die Anwältin und ihre Tochter seien zudem erneut bedroht worden.

Başay-Yıldız hatte im
Prozess gegen den rechtsterroristischen Nationalsozialistischen Untergrund (NSU) mehrere Opfer vertreten.
In anderen Verfahren hatte sie mutmaßliche islamistische Gefährder
verteidigt.

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