/Stromerzeugung: Netzausbau wird wohl teurer als geplant

Stromerzeugung: Netzausbau wird wohl teurer als geplant

Durch
den beschleunigten Ausbau der erneuerbaren Energien sind nach
Berechnungen der Netzbetreiber zwei
weitere Nord-Süd-Höchstspannungsleitungen notwendig. Das geht aus dem neuen Netzentwicklungsplan der Netzbetreiber
50Hertz, Amprion, Tennet und
TransnetBW hervor. Die
beiden zusätzlichen Leitungen sollen vor allem
Windstrom von Schleswig-Holstein über Niedersachsen und
Nordrhein-Westfalen bis nach Baden-Württemberg transportieren.
Empfehlungen für konkrete Trassen enthält der Entwurf nicht.

Die
Kosten für den zusätzlichen Netzausbau betragen
dabei
rund 52 Milliarden Euro. Das sind laut
einer Sprecherin
des Netzbetreibers Tennet
etwa
20 Milliarden Euro mehr als bisher. Die
Anbindung
der Windparks in Nord- und Ostsee könnte
bis 2030 bis zu 24 Milliarden Euro kosten.

Die
Empfehlungen der Kohlekommission seien dabei
in
dem Entwurf noch nicht berücksichtigt, hieß es.
Allerdings entspreche der Vorschlag
der Kommission fast exakt einem der von den Netzbetreibern
entwickelten Szenarien für den Netzausbau. Derzeit sind drei große
Nord-Süd-Verbindungen in Planung. Sie sollen 2025 fertig werden. Die
Baukosten landen über die Netzentgelte auf den Stromrechnungen der
Verbraucherinnen und Verbraucher – insgesamt sind ein Viertel der Stromkosten Netzgebühren.

Die
Bundesnetzagentur muss die Pläne nun
prüfen. “Wir werden uns das ganz genau anschauen”,
kündigte der Vize-Präsident der Behörde, Peter Franke, auf einer
Energiekonferenz in Essen an. So werde etwa geprüft, ob vorhandene
Trassen ausreichend genutzt werden. In der Vergangenheit habe die
Bundesnetzagentur die Kostenschätzungen der Betreiber teilweise um
bis zu ein Drittel gekürzt. Durch den Netzausbau soll das Ziel der
Bundesregierung abgesichert werden, den Anteil der erneuerbaren
Energien an der Stromerzeugung bis 2030 von zuletzt
gut 40 auf 65 Prozent zu steigern.

Grüne wollen mehr Transparenz beim Netzausbau

Die Grünen forderten mit Blick auf den Netzentwicklungsplan mehr Transparenz beim Netzausbau. Nur wenn die
Bürger “echte Einflussmöglichkeiten auf die Ausgestaltung der
Trassen vor ihrer Haustür haben, können wir beim Netzausbau Tempo
machen”, sagte die Grünen-Energiepolitikerin Ingrid Nestle. In
der Vergangenheit gab es immer wieder Widerstand von Anwohnerinnen,
Landwirten und Umweltschützern
gegen den Bau neuer Stromtrassen.

Der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) begrüßte den Plan dagegen. Er verdeutliche die
Notwendigkeit
eines zügigen Netzausbaus.
Es sei vollkommen klar, dass die Ziele beim Ökostrom zusätzlichen
Netzausbau erforderten. Die Politik müsse deshalb mit aller Kraft
für die Akzeptanz der Baumaßnahmen werben, forderte
BDEW-Hauptgeschäftsführer Stefan Kapferer. 

Die
Deutsche Umwelthilfe (DUH) teilte mit, dass mit dem Entwurf nun
Klarheit über den erforderlichen Umbau der Stromnetze auch nach
einem Kohleausstieg bestehe. “Bundesregierung, Länder und
Übertragungsnetzbetreiber müssen jetzt alle Kräfte bündeln, um
den Netzausbau zu beschleunigen”, sagte Bundesgeschäftsführer
Sascha Müller-Kraenner.

In
der nächsten Zeit kann nun die Öffentlichkeit Stellung zu dem
Entwurf der Netzbetreiber nehmen. Die Frist dafür endet am 4. März
2019. Die Stellungnahmen fließen dann in den zweiten Entwurf des
Plans ein, der anschließend der Bundesnetzagentur zur Prüfung übergeben
wird.

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