/Rindsgulasch: Heimwehküche zwischen Wien und Boston

Rindsgulasch: Heimwehküche zwischen Wien und Boston

Was
macht eine Österreicherin in den USA? Gulasch kochen. Von 2014 bis
2018 lebte Ursula Schersch in Boston. Während ihr Mann eine
Postdocstelle am Massachusetts Institute of Technology antrat und,
eigener Aussage zufolge, ihr schmutziges Geschirr spülte, kochte sie
die Spezialitäten ihrer Heimat und präsentierte die entsprechenden
Rezepte auf ihrem Blog Li’l
Vienna
. Obwohl
sie der Küche Neuenglands einiges abgewinnen kann, Burger und Clam
Chowder zum Beispiel, vermisste sie vier Jahre lang Spezialitäten
wie Apfelstrudel, Buchteln und Palatschinken. “Eine Süßspeise als
Hauptspeise wirkt auf Amerikaner erst mal gewöhnungsbedürftig”,
sagt Ursula Schersch, “aber alle, die es mal probiert haben, lieben
es”. Auch Käsespätzle standen regelmäßig auf dem Speiseplan des
Paars.

Österreichliebe
hin oder her – mit großem Ehrgeiz widmete sich die Bloggerin auch
der Zubereitung von einem Käsedip mit
Bacon
and Beer

oder
Fermentiertem. Außerdem gab sie Brotbackkurse und schreibt bis heute
für eine Wiener Tageszeitung eine Kolumne über amerikanisches Essen.
Viel gereist, unter anderem einmal um die Welt in neun Monaten, und
elfmal umgezogen in zwölf Jahren ist sie mit ihrem Mann auch noch.
Wow! Inzwischen lebt das Paar wieder in Wien. Für ihr Sonntagsessen
erinnert sich die 35-Jährige aber gern an die Zeit an der Ostküste
zurück, in Form eines Rindsgulaschs mit sämigem Gulaschsaft.
Honestly:
Damit
könnte man jeden Wiener Wirtshausgast glücklich machen. Und auch
all jene, die am heutigen Sonntag den Super Bowl verfolgen.

Rindsgulasch mit sämigem Gulaschsaft

Zutaten:

  • 1
    kg gut durchwachsenes Rindfleisch, z. B. Wadschinken/Hesse, am besten
    im Ganzen
  • 800
    g gelbe Zwiebeln
  • Butterschmalz
    oder geschmacksneutrales Öl
  • 1
    EL Majoran, getrocknet und gerieben
  • 1
    EL Kümmel, fein gehackt
  • 1
    leicht gehäufter EL/20 g Tomatenmark
  • 3
    stark gehäufte EL/30 g Paprika, edelsüß
  • 1
    leicht gehäufter TL scharfes Paprikapulver (optional)
  • 1
    EL Essig
  • 1
    TL Salz, oder mehr nach Belieben
  • 2
    Lorbeerblätter

Zubereitung:

Fleisch
in fünf bis sechs Zentimeter große Stücke schneiden. Sollte es
außen eine dicke Fettschicht haben, diese wegschneiden. Restliches
Fett nicht wegschneiden, es macht das Gulasch schön sämig. Einen
gehäuften Esslöffel Butterschmalz in einem großen Topf zerlassen.
Fleisch bei mittlerer bis hoher Hitze von allen Seiten anbraten, bis
es zu bräunen beginnt, das dauert etwa fünf Minuten. Nicht
durchgaren und nur so viel Fleisch in den Topf geben, dass jedes
Stück direkten Kontakt mit dem Topfboden hat, alternativ
Fleischstücke portionsweise anbraten. Bei Bedarf noch einen weiteren
Esslöffel Butterschmalz zugeben. Fleisch aus der Pfanne nehmen und
beiseitestellen.

Zwiebeln schälen, halbieren und in Halbmonde
schneiden oder gleichmäßig würfeln. Falls nur noch wenig Fett vom
Anrösten des Fleisches im Topf ist, einen gehäuften Esslöffel
Butterschmalz zugeben und die Zwiebeln darin bei hoher Hitze acht
Minuten unter ständigem Rühren scharf anbraten. Hitze reduzieren
und rund 15 Minuten bei mittlerer bis schwacher Hitze rösten,
bis sie gleichmäßig hellbraun und weich sind, dabei oft
umrühren.

Majoran mit einem Messer fein hacken, bis er pulvrig
ist. Kümmel mit einer Gewürz- oder Kaffeemühle grob mahlen oder
gemeinsam mit etwas Butterschmalz auf einem Schneidebrett mit einem
Messer zerkleinern. Alternativ kann man fertig gemahlene Gewürze
verwenden.

Tomatenmark, Kümmel, Majoran und drei stark gehäufte
Esslöffel Paprikapulver zu den Zwiebeln geben und rund zwanzig
Sekunden mitrösten. Mit Essig ablöschen und mit einem viertel Liter
Wasser aufgießen, dann die Flüssigkeit für rund fünfzehn Minuten
vollständig einkochen lassen. Nochmals mit einem viertel Liter
kaltem Wasser aufgießen und entweder mit einem Stabmixer im Topf
oder einem Blender pürieren.

Pürierte Zwiebeln zurück in den
Topf geben, Salz und Fleisch samt Saft zugeben und gut durchrühren.
Lorbeerblätter zugeben und alles aufkochen lassen, dann die Hitze
herunterdrehen und zugedeckt simmern lassen, bis das Fleisch weich
ist, etwa drei Stunden lang. Ab und zu umrühren, damit nichts
anbrennt.

Mit Brot und Butternockerl
servieren.

Am
besten schmeckt das Gulasch, wenn es im Kühlschrank über Nacht
durchziehen kann.

Am besten schmecken die Boston Baked Beans auf Sauerteigbrot.
© Liu2019l Vienna

Baked
Beans

kennen
viele hierzulande nur aus der Konservendose. Die Bloggerin räumt mit
diesem Vorurteil auf, indem sie Boston Baked Beans
serviert.

Für die Pulled Pork Sandwiches wird Schweineschulter erst mit Gewürzen eingerieben und dann langsam im Ofen zum Zerfall gebracht.
© Liu2019l Vienna

Obwohl
Ursula Schersch sich hauptsächlich vegetarisch ernährt, möchte sie
nicht ganz auf Fleisch verzichten. Mit einer Ausnahme: “Keine
Kälber und keine Lämmer, das bricht mir das Herz.” Entwarnung,
für die Pulled Pork Sandwiches muss
kein Jungtier sein Leben lassen.

Gibt es nicht nur in Schwaben: Käsespätzle, hier mit karamellisierten Zwiebeln.
© Liu2019l Vienna

Noch
ein Klassiker, den viele Wirtshäuser hochhalten, nicht nur in
Schwaben, sondern auch in Österreich: Käsespätzle mit
karamellisierten Zwiebeln
.
Oder, in den Worten eines Amerikaners, Austrian
Comfort Food
.

Apfelringe in Teig tauchen, frittieren – schon fertig zum Essen!
© Liu2019l Vienna

Eine
Fingerübung in Sachen “Süßes als Hauptgericht” sind diese
Apfelringe.
Besonders gut dazu passt selbst gemachtes Apfelmus.

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