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Lars Eidinger: Über Dreiecksbeziehungen

Jenes Blatt, das normalerweise die Netz-Twins Lisa und Lena sowie die Bangtan Boys feiert, wer auch immer die sein mögen, schmückt sich in seiner aktuellen Ausgabe mit einem Schauspieler, von dem sich die Stammleser jenes Blattes fragen dürften, wer das sein mag: mit Lars Eidinger. Der 43-Jährige ist seither nicht mehr nur gefeierter Charakterdarsteller, sondern auch Posterboy der Bravo.

Eidingers Outfit im Teenie-Magazin ist das Kostüm von Shakespeares ewig zweifelndem Antihelden Hamlet. Ein solches Weichei im Zentrum der Bravo ist skurril, und noch skurriler ist es, wie Eidinger es auf das Poster geschafft hat: dank Gregor Gysi. Eidinger, von Gysi befragt im Berliner Kabarett Distel, erzählte von seinem kindlichen Wunsch, Bravo-Posterboy zu sein. Einmal selbst ein solcher Gott zu sein wie jene Götter, die er als Junge angebetet hat. Sein Gesprächspartner Gysi, offenbar gerührt von so viel Seelennot, schrieb daraufhin der Bravo-Chefin einen Brief (“Über eine kleine nette Antwort freute ich mich”), die wiederum per Twitter über den Vorschlag abstimmen ließ – und Eidinger wurde gewählt.

Warum nur machen sich Gysi und die Bravo zum Hanswurst von Eidingers pubertären Wünschen? Gysi, Sohn eines DDR-Kultusministers, hat sicher die Rolle als Mittler zwischen dem ernsten Theater und dem unernsten Popmilieu gefallen. Er hat wohl auch folgende Rechnung aufgestellt: Wenn ich zwischen 13-Jährigen und einem 43-Jährigen vermitteln kann, dann ist mein geistiges Alter exakt 28! Was aber trieb die Bravo an? Eigentlich ist sie doch seit Generationen Zufluchtsort vor der Schule und allem anderen, was Eltern gut finden. Hamlet in diesem Schutzraum – was für ein unangenehmer Bildungsüberfall. Vielleicht will die Zeitschrift, deren Auflage sinkt und sinkt, eine neue, feine Zielgruppe erobern: 13-Jährige, die Theater und Politik total spannend finden. Die kleinen Gysis dieser Welt.

Hat die Zusammenarbeit Eidinger/Gysi/Bravo Erfolg, drohen weitere Dreiecksbeziehungen: Star Pietro Lombardi schafft es dank Ex-Fußballer und Komödiant Mario Basler in Abenteuer Philosophie. Sängerin Helene Fischer dank der Mutter von Florian Silbereisen in die Zeitschrift Meine Schuld – Was Frauen berichten. Angela Merkel dank AfD- Chef Alexander Gauland auf das Cover des Rätselmagazins Mach mal Pause. Und für diese Rubrik wird es Vorschläge geben, die wir vorsorglich schon mal alle ablehnen, egal wie gysihaft der Brief ist.

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