/John Lanchester: Eine Mauer um die ganze Insel

John Lanchester: Eine Mauer um die ganze Insel

John Lanchester entwirft in seinem neuen Roman ein Großbritannien, das zur bewachten Festung wird.

John Lanchester: Wellenbrecher an der Küste von Cornwall

Wellenbrecher an der Küste von Cornwall
© Imagebroker

Apokalypsen und Dystopien folgen im Allgemeinen einem von zwei
Grundmustern: Sie sind entweder anarchisch oder totalitär. In den totalitären hat eine
übergeordnete Instanz die Macht übernommen – der Große Bruder in George Orwells
1984,
Henry Ford in Huxleys
Schöner neuer Welt.
Gegen sie kann man sich eine Revolte
immerhin vorstellen. Bei der anarchischen Spielart ist alle gesellschaftliche und staatliche
Ordnung zerfallen, und die wenigen noch übrigen Menschen in einem Zombiefilm oder in Stephen
Kings
The Stand
hangeln sich als heroische Überlebenskünstler durch eine ruinenhafte
Restwelt, im Bewusstsein, im absoluten Bruch der Historie zu agieren. Das ist zwar ein
grauenhafter Zustand, aber auch einer, der seine schmeichelhafte Seite hat: So wie uns erging
es noch niemandem, wir bezeugen Ungeheures. In den Grusel des Lesers mischt sich dabei ein
wohliges Gefühl, denn er weiß: So weit sind wir noch längst nicht, es muss bis dahin noch
etwas Außerordentliches passieren, eine Seuche, ein Atomkrieg, das Jüngste Gericht.

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