/Hausmann und Vater: “Nach der Elternzeit war ich in Bewerbungsgesprächen verunsichert”

Hausmann und Vater: “Nach der Elternzeit war ich in Bewerbungsgesprächen verunsichert”

Josef Franssen traf mit seiner Frau 1989 eine Entscheidung, die heute immer noch selten ist: Er nahm fast ein Jahr Elternzeit und ging danach wegen der
Kinder dauerhaft nur halbtags arbeiten. Hier erzählt er, wie es sich für ihn anfühlte,
Hausmann zu sein, was es für seine berufliche Laufbahn bedeutete – und wie es
die Rollenbilder seiner Kinder prägt.

Die Entscheidung, dass ich nach
der Geburt unseres Sohnes zu Hause bleibe, fiel uns leicht. Christiane leitete
eine Tanzschule für Jazz, Stepptanz, Hip-Hop und Kindertanzerziehung mit rund 500
Schülerinnen und Schülern. Sie hatte die Verantwortung für alles, damit konnte sie nicht einfach
aufhören. Ich war angestellt als Sozialpädagoge in einer stationären Einrichtung für drogenabhängige
Jugendliche. Nach viereinhalb
Monaten, in denen sie hauptsächlich unseren Sohn versorgt hat, habe ich für elf Monate Elternzeit
genommen.

Zu dem Zeitpunkt kannte ich
keinen einzigen anderen Mann, der zu Hause geblieben ist. Von Spielplätzen und
anderen Orten, an denen sich Mütter mit ihren Kindern aufhalten, habe ich mich
ferngehalten. Die üblichen Gespräche dort waren mir zu blöd: “Schläft er durch?
Isst er auch gut? Was macht denn Ihre Frau?” Stattdessen bin ich mit meinem
Sohn in die Stadt gegangen, wir haben zusammen eingekauft und dann habe ich
abends für meine Frau gekocht. Ich habe schon immer gern gekocht.

Am Anfang hat mir der Beruf sehr gefehlt.

Wenn ich gefragt wurde, was ich
beruflich mache, habe ich gesagt: Ich bin Sozialpädagoge, derzeit im
Erziehungsurlaub. Blöde Kommentare habe ich nicht gehört, eher positive wie:
“Für einen Mann mit Kind halte ich doch gerne die Tür auf.” Bei unseren Familien und Freunden war es auch kein Thema,
obwohl ich der einzige Hausmann in unserem Umfeld war.

Am Anfang hat mir der Beruf sehr
gefehlt. Ich kam aus einer Vollzeitstelle mit Schichtdienst – und war auf einmal Herr
über Windeln und Fläschchen. Es hat aber alles gut geklappt, ich habe mich nie
überfordert gefühlt. Im Studium hatte ich in einer Kinderklinik gejobbt, das
hat geholfen. Unser Kind war außerdem pflegeleicht. Wenn es nachts doch mal
geschrien hat, habe ich mich darum gekümmert. Es fiel
mir leicht, wieder einzuschlafen.

Während der Elternzeit habe ich entschieden, mich in Soziotherapie und Supervision ausbilden zu lassen. Der Umgang
mit dem drogenabhängigen Klientel war für mich schwierig gewesen, da traf meine bürgerliche
Welt auf Erfahrungen von Prostitution und
Kriminalität. Dafür und für meine persönliche Entwicklung
wollte ich mir ein besseres Rüstzeug
zulegen.

Nach meiner Elternzeit konnte
ich nur noch halbtags arbeiten, weil ich vor allem nachmittags
weiterhin für die Versorgung unseres Kindes zuständig
war. Für meine alte Stelle wollten sie aber jemanden in Vollzeit, also
musste ich mich auf andere Jobs bewerben.

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