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Deutsche Sprache: Gendersternchen ist Anglizismus des Jahres 2018

Der Begriff Gendersternchen ist zum Anglizismus des Jahres gekürt worden. Die weiteren Plätze für das Jahr 2018 belegen Framing (Darstellung eines Themas aus einer bestimmten Perspektive) und nice (Synonym für gut oder toll). Das teilte die Jury um den Sprachwissenschaftler Anatol Stefanowitsch von der
Freien Universität Berlin mit
. Die Initiative kürt seit 2010 einmal jährlich ausdrücklich
“den positiven Beitrag des Englischen zur Entwicklung des deutschen
Wortschatzes”.

Das Wort Gendersternchen bezeichnet ein typografisches Zeichen (*), das zwischen der männlichen und der
zusätzlich angefügten weiblichen Endung gesetzt wird, um neben Männern
und Frauen auch Menschen mit anderer geschlechtlicher Identität
miteinzubeziehen und sichtbar zu machen – etwa Freund*in oder Verkäufer*in.

An Gendersternchen überzeugt hat die mit Hochschulprofessorinnen und -professoren besetzte Jury nach eigenen Angaben die “sprunghafte Verbreitung im öffentlichen Sprachgebrauch” sowie die “zentrale Bedeutung, die das Wort in der öffentlichen Auseinandersetzung mit
dem schwierigen und heftig umstrittenen Thema der sprachlichen
Gleichbehandlung aller Geschlechter eingenommen hat und wohl auch weiter einnehmen wird”.

Die Jury schrieb, das Wort Gendersternchen zeige, wie schnell das Deutsche aus dem Englischen entlehntes Wortgut produktiv zur Bildung neuer Wörter nutze. Aus dem sogenannten Scheinanglizismus Gender-Star sei innerhalb weniger Jahre Gendersternchen geworden.

Die Berliner Jury will mit ihrer Wahl auch ausdrücklich die Rolle des Wortstamms Gender und speziell des daraus abgeleiteten Verbs gendern würdigen. “Der Wortstamm Gender bezeichnet eine Perspektive auf Geschlecht als kulturell hergestellter und damit veränderbarer Kategorie und ergänzt so das Wort Geschlecht, das eher eine biologische Perspektive einnimmt”, teilte die Jury mit.

Zu den bislang gekürten Anglizismen des Jahres gehörten Influencer, Fake-News und Shitstorm. Ein Anglizismus ist dem Duden nach die “Übertragung einer für (das britische) Englisch
charakteristischen sprachlichen Erscheinung auf eine nicht englische
Sprache”. Vor allem Werbung, Wirtschaft oder Politik kommen kaum noch
ohne Anglizismen wie Sale oder To-do-Liste aus. Die einen sehen sie
als Bereicherung der Muttersprache, andere empfinden sie eher als
Bedrohung.

Der Jury gehören neben Stefanowitsch die Linguisten Susanne Flach (Université de Neuchâtel), Alexander Geyken (Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften), Kristin Kopf (Westfälische Wilhelms-Universität Münster), Marc Kupietz (Institut für Deutsche Sprache, Mannheim) und Lothar Lemnitzer (Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften) an.

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