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Éva Besnyő: Der eiskalte Blick

In größter Gefahr machte die Fotografin Éva Besnyő ihre stärksten Bilder. Eine Ausstellung in Bremen

Éva Besnyő: Im nächsten Augenblick dürfte jemand mit einer Knarre aus der Konditorei rennen: "Starnberger Straße, Berlin" von Éva Besnyő aus dem Jahr 1931.

Im nächsten Augenblick dürfte jemand mit einer Knarre aus der Konditorei rennen: “Starnberger Straße, Berlin” von Éva Besnyő aus dem Jahr 1931.
© Eva Besnyö/MIA

Anfangs, erzählte Éva Besnyő einmal, seien die Menschen, die sie
fotografierte, “immer dem formalen Prinzip untergeordnet” gewesen und “hatten keine Bedeutung
als Individuen”. In den Bildern mit ihren Schattenspielen, ihren extremen Auf- oder
Untersichten wird der Einzelne zur Struktur. Von erstarrter Eleganz sind etwa die Fotos einer
typischen Berliner Straßenecke aus dem Jahr 1931, die von einem sehr hoch gelegenen Balkon aus
mit einer Rolleiflex-Kamera gemacht worden sind: Eine Litfaßsäule ist zu sehen, eine Bäckerei,
wenige, nur schemenhaft erkennbare Passanten, ein Auto, an dem, aus welchen Gründen auch
immer, ein paar Leute herumstehen und ins Wageninnere blicken. Sehr Film-noir-haft wirkt die
Szenerie, regelrecht bedrohlich, im nächsten Augenblick dürfte jemand mit einer Knarre aus der
Konditorei rennen und in das Auto springen. Noch heute ist ja Berlin zu groß für die Menschen,
immer zu leer und wie nach einem Anschlag verlassen, egal wie viele auch hinziehen.

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