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Rosenkohl: Röschen im Luxusbad

Zur Inspiration blicke ich manchmal in das Kochbuch
Kiehnle
von 1912, das meine Großmutter mir hinterlassen hat. Zum Rosenkohl steht darin in Frakturschrift: “Die vorgerichteten Röschen werden in Salzwasser 5 bis 10 Minuten gekocht, in der heißen Butter Zwiebel und Petersilie gedämpft, die Röschen, Gewürz und wenig Fleischbrühe zugegeben und vollends gar gedämpft.” Ein so unehrgeiziges Rezept, dass selbst ich es nicht abdrucken würde. Aber der Rosenkohl war damals noch die Beilage, er existierte in der Küche nur, um ein Stück Fleisch erstrahlen zu lassen. Vergleichbar mit der gesellschaftlichen Rolle der Frau damals (das Fleisch war der Mann). Das folgende Rosenkohlrezept habe ich in einem amerikanischem Kochmagazin gefunden. Die Röschen rösten dabei im Ofen und baden dann in einer luxuriösen Mischung aus Butter, Chili und Honig. Rosenkohl ist heute ein selbstbewusstes Gemüse, unabhängig und stark, und will nicht mehr nur das Fleisch in seinem Fleischsein bestätigen.

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