/Soziales Netzwerk: Facebooks Werbemodell wirkt auf einige beunruhigend

Soziales Netzwerk: Facebooks Werbemodell wirkt auf einige beunruhigend

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Datenmissbrauch, personalisierte Werbung, Fake-News, Beiträge, die Hass schüren: Facebook steht weltweit stark in der Kritik. Nun äußert sich Mark Zuckerberg, der Gründer und Vorstandsvorsitzende des Unternehmens, auf ZEIT ONLINE dazu. Zuvor hatte er dies vor allem auf Facebook getan.

Dieser Gastbeitrag erscheint bei uns auf Deutsch und zeitgleich beim Wall Street Journal auf Englisch. Auch einige andere europäische Medien werden ihn in ihrer Landessprache veröffentlichen.

Auf Mark Zuckerbergs Ausführungen wird heute als erste die Bundesministerin für Justiz und Verbraucherschutz, Katarina Barley (SPD), antworten, in einem Gastbeitrag für ZEIT ONLINE.

Nächsten Monat wird Facebook 15 Jahre
alt. Als ich damals Facebook gegründet habe, war es nicht mein Ziel, ein
globales Unternehmen aufzubauen. Damals stellte ich fest, dass man im
Internet fast alles finden konnte – Musik, Bücher, Informationen. Das Wichtigste
suchte man allerdings vergeblich: Menschen. Also entwickelte ich einen Dienst,
mit dem die Menschen Kontakte knüpfen und sich miteinander verbinden können. Im
Laufe der Jahre haben Milliarden von Menschen dieses Angebot genutzt und wir
haben es um neue Dienste erweitert, die Menschen auf der ganzen
Welt täglich verwenden.

In letzter Zeit wurden mir viele Fragen zu unserem Geschäftsmodell gestellt.
Deshalb möchte ich die Prinzipien dieses Modells erläutern.

Ich glaube, dass jede und jeder eine Stimme haben und in der Lage sein sollte,
sich mit anderen auszutauschen. Um dieses Ziel – eine Plattform für alle –
umzusetzen, braucht man einen Dienst, den sich jeder leisten kann. Der beste
Weg besteht darin, die Leistungen von Facebook kostenfrei anzubieten. Durch
Werbung ist dies möglich.

Wir hören von Menschen immer wieder, dass sie sich Anzeigen wünschen, die für
sie relevant sind. Folglich müssen wir verstehen, woran sie interessiert sind.
Abhängig davon, welchen Seiten Menschen folgen und worauf sie klicken,
erstellen wir Kategorien, beispielsweise Menschen in Spanien, die Seiten über
Gartenarbeit mögen. Basierend darauf bieten wir Werbetreibenden den Service,
Anzeigen für diese Zielgruppe kostenpflichtig zu schalten. Auch wenn es
zielgruppenspezifische Werbung schon lange vor dem Internet gab, ermöglicht
Onlinewerbung eine wesentlich präzisere Ansprache und dadurch auch relevantere
Werbung.

Man könnte denken, Facebook täte Dinge, die es nicht tut

Das Internet ermöglicht es uns, bei Onlinewerbung mehr Transparenz zu schaffen
und mehr Kontrolle zu bieten, als es bei Werbung im Fernsehen, Radio oder in
Printmedien üblich ist. Auf unserer Plattform kann jeder frei entscheiden,
welche Informationen für Anzeigen genutzt werden. Man kann beliebigen
Werbetreibenden untersagen, Werbung zu schalten, herausfinden, warum eine
Anzeige ausgespielt wurde, und die eigenen Einstellungen anpassen, um Werbung zu
erhalten, die man interessant findet. Außerdem kann man unter “Seiteninfos und
Werbung” jede Anzeige sehen, die ein Werbetreibender anderen Nutzern
anzeigt. 

Dennoch, die Komplexität unseres Werbemodells wirkt auf einige Menschen
beunruhigend, denn im Alltag bezahlt man ein Unternehmen für ein Produkt oder
eine Dienstleistung, die es anbietet. Das ist leicht verständlich. In unserem
Fall können Menschen unsere Dienste kostenfrei nutzen, und wir arbeiten
unabhängig von diesem Angebot mit Werbetreibenden zusammen, um Menschen
relevante Werbung anzuzeigen. Dieses Modell mag undurchsichtig erscheinen, und
wir alle sind nun mal von Natur aus misstrauisch bei Systemen, die wir nicht
verstehen.

Man könnte also denken, wir täten Dinge, die wir tatsächlich gar nicht tun. Zum
Beispiel verkaufen wir keine persönlichen Daten, obwohl das oft berichtet wird.
Der Verkauf persönlicher Informationen an Werbetreibende widerspricht unserem
Geschäftsmodell, da dies den einzigartigen Wert unseres Dienstes für
Werbetreibende mindern würde. Deswegen ist es für uns umso wichtiger,
personenbezogene Informationen zu schützen.

Einige Menschen befürchten, Anzeigen bewirkten eine Diskrepanz zwischen unseren
Interessen und denen unserer Nutzer. Ich werde oft gefragt, ob wir mit Blick
auf unser Werbegeschäft nicht einen Anreiz haben, die Interaktionen auf
Facebook zu erhöhen, selbst wenn es nicht im besten Interesse der Nutzer ist.

An dieser Stelle möchte ich eines klarstellen: Unser Fokus liegt darauf, einen
umfassenden Austausch von Menschen zu ermöglichen. Der Zweck unseres Dienstes
besteht darin, Menschen zu helfen, mit Familie, Freunden und Gemeinschaften in
Kontakt zu bleiben. Auch aus unternehmerischer Sicht ist es uns wichtig, dass
Menschen ihre Zeit auf Facebook sinnvoll nutzen können – sonst werden sie
unsere Dienste langfristig nicht mehr so oft nutzen. Clickbait und ähnlicher
Spam führen eventuell kurzfristig zu mehr Interaktion, aber es wäre dumm von
uns, solche Beiträge absichtlich zu zeigen. Schließlich nutzen Menschen unsere
Plattform nicht, um dann derartige Inhalte zu sehen.

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