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Schulstreik fürs Klima: Wir sind Kinder und wir wollen Veränderung

Unsere Autorin ist 16 Jahre alt und war in Hamburg beim Schülerstreik. Es ging ihr nicht ums Schwänzen. Sondern um ihre Zukunft.

Schwänzen fürs Klima: Ella Sadigh ist 16 Jahre alt und besucht die 11. Klasse eines Hamburger Gymnasiums. In diesem Gastbeitrag erklärt sie, warum sie vergangene Woche beim Schülerstreik Fridays for Future in Hamburg mitgemacht hat.

Ich gehe gern zur Schule. Trotzdem habe ich letzten Freitag den Unterricht geschwänzt und bin stattdessen zum Hamburger Rathaus auf die Demo für Klimaschutz gegangen. In mehreren europäischen Städten gehen seit Wochen unter dem Namen Fridays for Future Schüler und Studierende auf die Straße. Die Bewegung beruft sich auf das Motto von Greta Thunberg, die wochenlang die Schule schwänzte, weil sie sich nicht mit der schwedischen Klimapolitik abfinden wollte. Statt im Unterricht zu sitzen, protestierte sie vor dem Parlament in Stockholm. Mit ihrem Protest kam sie bis vor die UN. “Warum lernen für eine Zukunft, die es nicht gibt? Warum Fakten pauken, wenn die wichtigsten Fakten der Gesellschaft nicht ernst genommen werden?”, fragte sie in ihrer Rede im Oktober vor den Vereinten Nationen. Das Video davon machte sie berühmt. Ihre Worte sind wichtig. Es klingt nach etwas, das jeder Schüler machen sollte. Oder?

Es ist eigentlich keinen Tag länger auszuhalten: Die Politik geht mit dem Klimawandel um, als könne sie noch abwarten. Warum wird noch diskutiert, wie viel Geld man in den Klimaschutz stecken muss? Ob man sich engagieren muss? Und ob es den Klimawandel überhaupt gibt?

Erst mal dicht zu machen, ist eine logische Reaktion auf diese Politik. Bis ihr was ändert, höre ich halt auch auf, zu arbeiten. Ihr findet das kindisch? Bei Gandhi hat das auch ungefähr so funktioniert.

Wir sind Kinder und wir wollen Veränderung. Warum sich also nicht auf den Boden werfen, anfangen, zu schreien und sich weigern, zu bewegen? Das ist eine naive, aber doch die richtige Art, sich zu wehren, denke ich. Denn eigentlich gibt es keine andere Reaktion darauf als: So möchte ich nicht mehr weitermachen. Deswegen stand ich drei Stunden in der Kälte vor dem Rathaus.

Wir sollten öfter mal wieder zu kleinen Kindern werden.

Wir hören immer wieder den Vorwurf, dass wir nur auf diese Demo gehen würden, um einen Vorwand fürs Schwänzen zu haben. Ich glaube nicht, dass sich jemand drei Stunden in die Kälte stellt, nur weil er keinen Bock auf Schule hat. Aber würden wir nicht ernster genommen werden, wenn wir es in unserer Freizeit machen würden? Warum gehen wir denn nicht zur Schule? Weil es keinen Sinn macht, für eine Zukunft zu lernen, die es nicht gibt? Ich persönlich denke ein bisschen anders. Ich lerne, um mich jetzt weiterzuentwickeln und zu reflektieren. Für diesen Tag habe ich übrigens keine Fehlstunden bekommen. Ich bin am Ende des Schultages doch noch in die Schule gegangen, um einen Vortrag zu halten.

Ich habe mich in den letzten Tagen gefragt, ob es wirklich sinnvoll war, zu streiken. Ich konnte mir erlauben, nicht zur Schule zu gehen, weil ich gut in der Schule bin und weil außer diesem Vortrag nichts Wichtiges mehr anstand. Aber meine Freundin, die diese Woche ihr Vorabi schreibt, jemand, der vielleicht gerade auf der Kippe zu einer schlechten Note steht, oder jemand, der sehr viel nachholen muss, weil er krank war, kann sich das eben nicht erlauben. Das ist ein Problem. Die Demo schließt manche Kinder aus.

Trotzdem denke ich, sollten sich mehr Leute auf den Boden werfen und sich weigern, einfach so weiterzumachen. Wir sollten öfter mal wieder zu kleinen Kindern werden und zu Aufgaben und Realitäten, mit denen wir nicht einverstanden sind, stur bleiben und einfach mal Nein sagen. Und zwar so laut, dass es alle hören.

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